Dienstag, 19. September 2023

Walking on the Water

 ...ist eine Single von Creedence Clearwater Revival. Wir befinden uns zufälligerweise seit gestern Abend in Clearwater, und der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Wassers. Gelaufen wird natürlich auch.
Natürlich gibt es, wie immer, erstmal Frühstück. Ist im Best Western Plus hier inklusive und gar nicht mal so schlecht, wie das Plastikgeschirr vermuten ließe. Orangensaft ist immerhin 100% aus Konzentrat, Kaffee ist genießbar, und gegen die Bagel und Auswahl kann man auch nichts sagen. Ich poste das Foto hier stellvertretend für die nächsten drei Tage.
Erstaunlich ist hier die plötzlich wahnnsinnig hohe Dichte an Deutschen. Bisher haben wir kaum Deutsch gehört, wenn war es meist Schweizerdeutsch, hier verstehen wir beim Frühstück plötzlich jedes Wort (und auch viel deutsches Genörgel, man könnte meinen, der Deutsche reist nicht mal zum Spaß). 
Insgesamt ist Clearwater und das Hotel trotz Nebensaison auf einmal ziemlich voll im Vergleich zu den bisherigen Zielen. Natürlich ist der Well's Gray Provincial Park mittlerweile ein sehr bekanntes Ziel und liegt auch halbwegs günstig auf der nördlichen Route zwischen Rockies und Vancouver, dennoch sind wir erstaunt. Wider Erwarten wird es sich im Park dann aber weitgehend verlaufen, so viele Unterkünfte gibt es hier dann auch wieder nicht, auch wenn die vorhandenen noch weitgehend ausgebucht sind.
Wir fahren erstmal ins Visitor Center und erkundigen uns, ob alle Trails, die wir laufen wollen, geöffnet und die Wasserfälle, die wir sehen wollen, zugänglich sind. Auch wegen Bären erkundigen wir uns, hier kann Bärenspray von Nöten sein. Man sagt uns aber, aktuell sei der Park so gut besucht, dass man auf den Hauptrouten keines benötigt. Dafür treffen wir vor dem Visitor Center auf einen sympathischen Elch:
Er wird natürlich direkt von mir geknutscht, schien ihm zu gefallen.

Nach ausgiebiger Huldigung des Elches sind wir zu unserer Wasserfalltour bereit. Wir beginnen mit den Spahats Creek Falls. Dieser (eigentlich ist es nur einer) schießt schonmal eindrucksvoll aus einer Spalte in einer beachtlichen Felswand. Natürlich führen auch die Wasserfälle im Park aufgrund der Trockenheit weniger Wasser, immerhin sind sie aber noch da und ausreichend beeindruckend, wie man im Folgenden sieht.

Wenn man bedenkt, dass die Fotos mit 15 mm Weitwinkel gemacht sind, kann man sich die Dimensionen der Schulcht vielleicht halbwegs vorstellen.
Die Aussicht vom benachbarten Aussichtspunkt über das Tal ist auch nicht zu verachten. Man kann ziemlich genau dieses Foto auch auf der Werbeseite des Provincial Parks finden.
Als Nächstes steht die kleine Tageswanderung an: 5,5 km hin und zurück und je 100 Höhenmeter runter zu den Moul Falls und wieder zurück zum Parkplatz. Glücklicherweise ist der Trail seit wenigen Tagen wieder geöffnet. Schon unterwegs gibt es Einiges zu entdecken.

Finde die kleine schwarz-gelbe Schlange...

Schöne Pilze.

Zartlila Blumen.
Zunächst landen wir am oberen Aussichtspunkt auf die Moul Falls, und ich bin zugegebenermaßen ein wenig enttäuscht. Bis hier war die Wanderung zwar extrem einfach, aber die Aussicht ist auch nicht so richtig packend.
Es fehlen allerdings auch noch einige Höhenmeter. Wir finden sie kurz hinter dem ersten Aussichtspunkt. Steil und zum Glück teilweise mit Treppen.
Danach bietet sich dann auch ein schöner Ausblick auf den Wasserfall.
Sogar mit kleinem Regenbogen:
Man könnte jetzt noch hinter dem Wasserfall entlanglaufen, aber irgendwie haben wir keine Lust, nass zu werden, noch dazu mit der Kameraausrüstung, außerdem hatten wir dieses Erlebnis in Island ja schon.
Stattdessen machen wir es uns gemütlich. Es ist relativ wenig los, und ich gönne mir tatsächlich mal eine richtige Langzeitbelichtung mit Ministativ und Filter. Hätten wir das zumindest diesen Urlaub auch mal nicht umsonst mitgeschleppt.
Danach machen wir uns zügig auf den Rückweg, es gibt noch einiges zu sehen. Unterwegs zum nächsten Wasserfall entdecken wir das interaktive Fahrspaß-Feature des Provincial Parks "Dodge the Squirrel". Ständig sprinten lebensmüde Hörnchen unmittelbar vor dem RAM über die Straße, aber wir schaffen es tatsächlich, allen auszuweichen und keines zu RAMmen (ich hab den Geldschein soeben schon in die schlechte Wortwitzkasse gelegt).
Jetzt haben wir uns aber auch das absolute Highlight des Parks und Grund für unseren Besuch hier verdient: die Helmcken Falls. Eigentlich auch nur einer, man scheint hier aber großen Wert auf den Plural in den Namen zu legen. Wir haben ja schon so einiges an Wasserfällen auf unseren Reisen gesehen und sollten nach den Niagarafällen und den Wasserfällen auf Island gar nicht mehr so leicht zu beeindrucken sein. Hier entfleucht mir aber tatsächlich ein WOW beim Anblick des Wasserfalls. Die Dimensionen kommen auch hier auf dem Foto gar nicht so wirklich rüber, aber er ist einfach nur riesig und beeindruckend, auch wenn das Licht nicht ganz optimal ist.

Vielleicht kann man es sich hier im Vergleich mit den Bäumen auf der Schluchtkante ungefähr vorstellen, von welchen Dimensionen wir uns hier haben beeindrucken lassen.
Das Tal in die andere Richtung ist auch noch ziemlich groß, im Hintergrund sieht man noch zwei kleinere Wildfires rauchen. Zum Glück war hier aber nichts mehr, was uns bis auf leichten Räuchergeruch ab und an noch großartig beeinträchtigt hätte. Wetter ist, wie man sieht, auch traumhaft, also gut, dass wir die ursprünglich geplante Runde gefahren sind. Und allein der Helmcken Falls ist es absolut wert.
An dieser Stelle fühle ich mich berufen, etwas eigentlich relativ Unsinniges zu tun und ein paar Detailaufnahmen mit dem Tele vom Wasserfall zu machen. Er ist einfach unglaublich beeindruckend (ich erwähnte es, glaube ich, schon kurz am Rande).


Das kleine "Anhängsel" unterhalb kann so auch mal gewürdigt werden. Vermutlich ist es gar nicht so ganz klein, wirkt aber in der riesigen Schlucht etwas unterrepräsentiert.
Die Dynamik des Wassers kommt in den Nahaufnahmen einfach nochmal besser zur Geltung. Die Dimensionen kann man vermutlich sowieso nicht wirklich im Bild festhalten.
Auf dem Weg zur nächsten Empfehlung des Visitor Centers: Bailey's Chute, Stromschnellen, in denen man um diese Zeit Lachse beim Springen beobachten kann. Das darf sich Frau Fotografin natürlich nicht entgehen lassen. Zunächst müssen wir aber auf der Fahrt zu den Stromschnellen Level 2 von "Dodge the Squirrel" meistern: "Dodge the Chick". Vor uns steht ein Kragenhuhn am Straßenrand. Als höflicher Autofahrer halte ich natürlich an, worauf das Hühnchen versucht, möglichst unauffällig vor mir in Zeitlupe über die Straße zu schleichen. Faszinierend und langwierig zugleich. Ich mache mal ein Foto, ich habe ja gerade sonst nichts zu tun.
Gut und ohne weitere Schwierigkeitslevel von "Dodge the Squirrel" erreichen wir die Stromschnellen schon im Nachmittagslicht (schließlich brauchen wir morgens immer etwas länger, bis wir in die Pötte kommen, und müssen um die Mittagszeit ja öfters mal irgendeine kleine Wanderung machen). Ist schon ohne springende Lachse hübsch.



Auf den Steinen unterhalb des Aussichtspunktes sitzen diverse Leute, die das Schauspiel beobachten und versuchen, mit mehr oder minder geeigneten Kameras und Handys Fotos und Videos zu machen. Ich mache es mir mit meinem Tele am Aussichtspunkt gemütlich und spare mir so den Abstieg. Der Gatte hat das netterweise mal dokumentiert, die Fußhaltung erscheint mir im Nachhinein selber zwar unerklärlich aber unsäglich elegant.


Irgendwie wäre das Schauspiel schöner, wenn die Lachse dabei nicht so übellaunig aussehen und es auch mal nach oben schaffen würden. Aber diejenigen, die wir beobachten, kämpfen sich - wenn sie überhaupt weit genug springen - immer durch die Strömung über den Felsen und rutschen dann wieder nach unten. Irgendwie traurig. Die Sprünge beeindrucken dennoch. Also, noch ein paar Fotos von den Sportfischen (...was in den Narrwos noch Kayaker waren, sind heute eben Lachse).


Kurz bevor sich wieder einer erfolglos auf den Felsen schwingt:

Besonders schön ist es, wenn man gleich zwei springende Lachse erwischt:


Mit diesen beiden besonders schwungvollen Exemplaren soll es dann auch mal genug sein.


Meinen Berechnungen zufolge müssten die Helmcken-Falls jetzt in besserem Licht zu fotografieren sein als heute morgen. Natürlich stoppen wir auf dem Rückweg nochmal, der Besuch hier ist vermutlich ein "once in a lifetime", da der Park doch ein wenig "ab vom Schuss" liegt. Die Sonne steht nicht ganz so optimal, wie ich dachte, dafür ist das Licht umso schöner. Also noch ein paar Fotos von den Helmcken Falls:


Bei diesen Lichtverhältnissen kann man auch mal schnell und unbürokratisch länger belichten.
Zum Abschluss noch was künstlerisch Wertvolles: Spinne vor Helmcken Falls. Hat sicher nicht jeder.
Ein letzter Stop für heute steht noch aus, die Dawson Falls. Hier gab es heute Morgen tatsächlich keinen Parkplatz mehr, was aber eher am kleinen Parkplatz als an den Menschenmassen lag. Es verläuft sich hier alles zum Glück extrem gut.
Die Fälle sind zwar nicht ganz so spektakulär wie die Helmcken Falls, dafür liegen sie gerade in wunderbarem Nachmittagslicht und hässlich sind sie nun wahrlich auch nicht.

...länger belichtet...

Hier kann man auch bis zur Kante gehen und ein bisschen mit tiefstehender Sonne und frühen Herbstfarben am Wasser spielen.



Danach haben wir unseren Feierabend bei Hop & Hog mit einem deftigen Abendessen verdient. Vorneweg ein angenehm bitteres Locomotive Lager für mich und das allseits beliebte Ridgewalk Red für den Gatten.
Ein halbes gesmoktes Schwein auf Brötchen für den Gatten,
... ein kleines Pulled Pork Brötchen für mich. Beilagen sind jeweils Krautsalat, Caesars Salad und Bohnen.
Zum Nachtisch irgendwas Fruchtig-Saures für den Gatten und das beliebte Rote für mich. Anscheinend kommen wir jetzt in das Alter, wo man süßen Nachtisch lieber durch Flüssigkeitszufuhr ersetzt.

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