Dienstag, 31. August 2021

The A to Ö of Icleland ... what could possibly go wrong wo's bei den Mücken dampft und stinkt.

Heute kommen wir tatsächlich etwas zeitiger los, wir wollen im Krafla-Gebiet wandern. Natürlich nicht ohne an einem der auf dem Weg gelegenen Aussichtspunkte anzuhalten.

Das schöne Türkisfarbene im Fordergrund ist nicht etwa das hier in der Region wohbekannte Schwimmbad "Jarðböðin", sondern ein silikathaltiger Abwassersee der daneben liegenden Fabrik. Baden empfiehlt sich hier aufgrund Temperatur und chemischer Zusammensetzung eher nicht.
Als erstes fahren wir nach ganz oben zum Viti-Kratersee. Allerdings werden wir auch hier noch unterwegs von einem Aussichtspunkt ausgebremst. Der Ausblick über das Tal mit dem riesigen Dampfkraftwerk bei dem klaren (und auch windigen) Wetter hat halt auch einfach was.
Am Viti-Kratersee angekommen, finden wir tatsächlich zum ersten Mal während unseres Island-Urlaubs keinen Parkplatz. Also ziehen wir die ohnehin geplante Wanderung auf den Leirhnjúkur eben vor, dort ist der Parkplatz größer und wir kennen diese Runde im Gegensatz zum Kratersee auch noch gar nicht.

Landschaftlich ist die komplette Runde extrem abwechslungsreich und sehenswert, über den Wind sind wir extrem froh, nachdem wir an windstillen Stellen von den namens-gebenden Mücken regelrecht angefallen werden. Sie stechen zwar nicht, fliegen aber (absichtlich oder unabsichtlich) hemmungslos in jegliche unbedeckte Körperöffnungen. Meistens ist es ausreichend windig und man kann in Ruhe die farbenfrohe Landschaft genießen und ein paar Fotos machen. Der Weg beginnt in einem der vielen Lavafelder mit einem tollen Ausblick auf rotbunte Berge vor blauem Himmel.

Als nächstes passieren wir einen sehr schwefelsäurig riechenden, heiß blubbernden See, der vermutlich dafür verantwortlich ist, dass schon viele der recht neu aussehenden Balken des entlangführenden Boardwalks eingebrochen und aufgelöst sind, als wären sie mindestens 10 Jahre alt.

Wir entscheiden uns hier für den etwas längeren Weg durch das riesige Lavafeld.
Da entlang, wo es wieder einmal schön raucht und streng riecht.

Die Lava ist mal kantig, mal rund und flach, je nachdem, wie ihre Zusammensetzung und das dadurch beeinflusste Fließverhalten war.


Wie das so ist, wird die Aussicht nach oben hin zunehmend spektakulärer. Dank des Windes ist die Luft absolut klar und man kann das volle Ausmaß der vielseitigen Landschaft genießen.


Kurz vorm Gipfel treffen wir auf eine sehr beeindruckende Lavawand und man fühlt sich schon wieder ziemlich klein.


Am Gipfel angekommen finden wir plötzlich Sandsteinskulpturen, fast als wäre man im Südwesten der USA.
Hier oben ist es insgesamt sandig und frei von Lava, der Ausbruch ist um den Gipfel des Leihrnjúkur herumgeflossen.

Dennoch ist der Sand farbiger, als er normalerweise wäre, auch hier sind überall bunte vulkanische Ablagerungen, hier zum Beispiel gelbe mit Schwefel.
Beim Abstieg treffen wir wieder recht schnell auf Lavafelder,
allerdings ist die Umgebung hier deutlich grüner und bewachsener, sogar Schafe weiden hier wieder.

Der Abstieg führt uns noch einmal dicht an der Lava vorbei mit einigen schönen Motiven.





Am Ende des Weges treffen wir noch auf tiefe Löcher im eigentlich friedlich aussehen-den, grasbewachsenen Boden, die sich teilweise Blumen als Lebensraum auserkoren haben. Irgendwie gibt es davon nur ein Handyfoto.

Nach der Wanderung ist Mittagszeit, diese ist günstig, da es oft leerer ist, wir finden einen Parkplatz am Viti-Krater und stellen enttäuscht fest, dass der schöne Rundwanderweg von 2016 durch eine Aussichtsplattform und einen kurzen Hin- und Rückweg ersetzt wurde.
Immerhin, die Kraterseen sind noch da, auch wenn der dritte nicht mehr sicht- und begehbar ist.

Am Ende kommt noch kurz die Sonne heraus, wenn auch an einer Stelle, wo mein Weitwinkel nicht mehr ausreicht, um den kompletten Krater abzulichten.


Als nächstes könnten wir ein kleines Bad vertragen, praktischerweise ist ja das Jarðböðin direkt um die Ecke. Der Parkplatz ist allerdings gerade recht voll und es stehen zudem noch drei Busse auf dem Parkplatz. Wir reservieren daher einfach einen Platz in einer Stunde, das reicht um noch einen Fotopunkt meinerseits sowie ein kleines Mittagessen (ich bekomme vom Baden in warmem Wasser immer furchtbaren Hunger) abzuarbeiten.
Wir fahren vom Parkplatz quasi einmal "um die Ecke" und sind schon an der Grjotagja angekommen. Hierbei handelt es sich um eine Höhle mit heißem Wasser (früher konnte man mal darin baden, inzwischen ist das Wasser zu heiß). Zudem wurden hier Szenen aus Game of Thrones gedreht. Ist mir beides relativ egal, ich möchte einfach mal schauen, ob ich mit Stativ und Langzeitbelichtung ein schönes Foto hinbekomme. Ich hatte zwar verdrängt, wie eng und unwegsam der Eingang ist, aber irgendwie schaffe ich es sowohl mich als auch Kamera und Stativ unfallfrei in die Höhle zu bekommen. Auch ein Platz für das Stativ lässt sich irgendwie finden, auch wenn ich es festhalten muss, da die Kamera sonst einen Kopfsprung ins Wasser machen möchte. Immerhin ist das Foto ganz schön geworden, und wir haben wieder einen Zeitpunkt erwischt, wo wir bis auf 2 weitere Personen alleine sind.

Meine hellblaue Jacke hat danach die Farbe des Gesteins, aber wenigstens ist die Kamera nicht ertrunken, und ich schaffe es vor der gerade ankommenden Busladung durch den engen Eingang. Jetzt haben wir noch ein halbes Stündchen bis zum Schwimmbadtermin um 15 Uhr, und ich gönne mir in der Caféteria des Bades ein hervorragendes isländisches Schwarzbrot mit Lachs.
Auf dem Weg zum Schwimmbad kommen wir noch in den Genuss eines Kommentars einer deutschen Busreisenden (die Reisegruppen sind freundlicherweise gerade am Abreisen) aus der Reihe "Ich bin hier mit dem Bus unterwegs und weiß weder, wo ich hier bin, noch was hier ist." Man erinnere sich, wir befinden uns hier in einem sehr aktiven Geothermalgebiet, in dem es überall dampft und raucht und um die Ecke befindet sich ein Dampfkraftwerk. Nun hallt es über den Parkplatz: "Da hinten rauchts, ist da irgendwo eine Fabrik???". Ja... ok.
Wir entspannen gut anderthalb Stunden im warmen, türkisblauen Wasser und tauschen und mit zwei hessischen Individualreisenden über Routen und Sehenswürdigkeiten sowie gutes Essen und Bier aus. Sehr unterhaltsam, vereinzelt gibt es halt auch nette, informierte Reisende hier. Ein Foto vom Bad darf nicht fehlen. Hier sieht es sehr voll aus, es hat sich offenbar gegen Ende unseres Aufenthaltes ordentlich gefüllt, die meiste Zeit war es etwas leerer. Aber alles erträglich, wegen Covid dürfen die Bäder sowieso nur mit verringerter Kapazität arbeiten.

Danach umrunden wir noch den Mývatn mit dem Auto, das Meiste haben wir 2016 gesehen, und die vielen Mücken verlocken halt auch nicht gerade zum Aussteigen. Den-noch erfreuen wir uns an ein paar Erinnerungen, den Kratern und einigen Vögeln auf dem See.
Danach folgt das obligatorische Abendessen, heute als 3-Gänge-Menü im Hotelrestaurant. Lecker und nett blumig angereichtet, auch wenn ich den Burger im benachbarten Bistro mindestens genauso lecker fand. Gegen Ende des Urlaubs bekomme ich immer das Bedürfnis nach "was buntem mit Schirmchen" und so gibt es vorneweg noch einen Cocktail in der Bar: Daiquiri für den Gatten und "A perfect Storm"(Grand Manier, Zitrone und Ingwerbier) für mich. Süffig!
Frisches Brot und Rentierpaté gab es irgendwie noch extra als nicht erwähnten Gang. War lecker und eigentlich waren es 4 Stücke, ich war zu gierig und das fehlende war schon vor dem Foto auf meinen Teller gewandert.




Mal wieder Lobster Soup



Lammcarrée mit Kartoffelgratin und Blümchen



Abendfüllende Schokoladentarte mit Schokoladeneis mit undefinierbarer Note (eventuell einem Hauch Amaretto), Blaubeeren, Blümchen und Glitzer
War mal hübsch, lecker war es auch, muss aber so auch nicht jeden Abend sein.
Satt.
Müde.
Bett.

Montag, 30. August 2021

The A to Ö of Icleland ... what could possibly go wrong in Ásbyrgi und am Dettifoss

Der heutige Tag beginnt tatsächlich mit einem Sonnenaufgangsfoto. War aber Zufall, die Blase drückte, wir sind nicht etwa so früh aufgestanden, ich habe es schnell vorm Weiterschlafen durchs Badezimmerfenster aufgenommen.

Es steht mal wieder ein Unterkunftswechsel an. Wir verlassen den Norden und fahren zum Myvatn. Auf dem Weg erwarten uns mindestens zwei interessante Stops. Der erste Stop ist allerdings gleich ein völlig außerplanmäßiger, aber wie könnten wir uns diesen wunderbaren, schwarzen Strand mit intergriertem, kleinen Wasserfall entgehen lassen.



Danach geht es aber zügig weiter zum ersten geplanten Stop, dem Ásbygi-Canyon, einem hufeisenförmigen Canyon, der durch mehrere heftige Gletscherflüsse geformt wurde. In der Mitte befindet sich eine Felsinsel namens "Eyjan".

Wir wollen ein paar Spaziegänge machen. Hierzu informieren wir uns zunächst im Besucherzentrum. Man empfiehlt uns, mit der kurzen Wanderung (eher ein kleiner Spaziergang) am südlichen Ende der Schlucht um den Botnsjörn zu beginnen. Praktisch, so hatten wir das auch gepant.

Hier hat man auch einen halbwegs guten Überblick durch den gesamten Canyon bis zurück zum Eyjan. Vor allem aber fühlt man sich verdammt klein unter den hohen Wänden.




Eine kleine Einführung in die Statistik gibt es noch gratis dazu in Form eines Hinweisschildes, auf dem sinngemäß steht: "Wenn sie Ihren Aufenthalt unter der Felswand kurz halten, verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, von herabfallenden Felsbrocken getroffen zu werden." Anschaulicher kann man statistische Zusammenhänge wohl kaum erklären.
Wir wandern noch ein paar Schleifen, statt den direkten (und volleren) Weg zum Parkplatz zu nehmen, und schauen uns ein wenig die heimische Pflanzen- und Vogelwelt an, die sich hier abseits des Hauptweges durch uns kaum gestört zu fühlen scheint.
Als nächsten Tagesordnungspunkt steht die "Besteigung" des Eyjans an. Besteigung ist fast übertrieben, aber wenigstens hat man mal 4.5 km Bewegung nach der Fahrerei. Die Strecke über den Eyan ist teilweise eher unspektakulär, da man gefühlt einfach nur auf einem riesigen Hochplateau läuft, dafür sind die Aussichten am Rand und am Ende umso spektakulärer.
Die gut ausgebaute Straße im Bild führt zum Ende der Schlucht und zum Botnsjörn.



Auf dem Rückweg kommt sogar ein bisschen die Sonne heraus, und es bietet sich kurz vor dem Abstieg am Ende des Wegs noch ein schöner Blick zurück Richtung Norden.

Wir fahren nun ein Stück die Ringstraße wieder zurück bis über den Fluss "Jokulsa a Fjollum", an dem sich auch der Dettifoss befindet. Nachdem wir diesen 2016 von der 862 auf der Westseite besichtigt haben und mir dort ein Foto gelungen ist, dass ich auch mit der neuen Ausrüstung nicht übertreffen können werde,

fahren wir dieses mal die 864 auf der Ostseite des Flusses an. Da es sich hier um eine Schotterstraße handelt, wird hier auch weniger Betrieb herrschen als auf der gut ausgebauten Westseite. Ich bin nach dem Aufenthalt im Norden sowieso schon wieder zivilisatorisch überfordert. Bevor wir zum Dettifoss kommen, gibt es noch einen ziemlich abenteuerlichen Abzweig durch prächtige rote Lavafelder zum Hafragilsfoss. Wasserfälle gehen bei uns ja bekanntlich immer. Alleine die Zufahrt ist hier ein Foto wert.
Der Wasserfall gibt quasi einen kleinen Vorgeschmack auf den Dettifoss.
Der Weg ist abenteuerlich durch bunte Lava und ja sowieso das Ziel.

Jetzt aber auf zum Dettifoss, der zur Zeit extrem viel Wasser hat. Da der Wind "günstig" steht, bekommt unsere Seite allerdings auch einiges davon ab. Mit Hilfe von geographischen Fachkenntnissen und exzessiver Geländebeobachtung lässt sich ein trockenes Plätzchen für dennoch eindrucksvolle Fotos finden.





Frau muss natürlich auch noch kurz in die Gischt für ein Foto, das allerdings aufgrund der Feuchtigkeit eher atmosphärisch als wirklich gut ist.

Danach flüchte ich mich zurück ins Auto und trockne auf der weiteren Fahrt meine nassen Klamotten mit Hilfe von Sitzheitzung und Lüftung.
Bis wir nach etwa 45 Minuten Fahrt im Geothermalgebiet Námaskarð ankommen, bin ich auch wieder halbwegs trocken, den Rest erledigt der Wind und der warme, zart nach Schwefel durftende Dampf. Dort wo's bunt ist, blubbert und stinkt, ist es halt doch irgendwie am schönsten.

Irgendwie muss mich das Geblubber schon wieder so fasziniert haben, dass ich die schwarze Gestalt im Hintergrund völlig übersehen habe.

Das Spätnachmittags-Licht ist den Farben zuträglich, auch wenn es sehr windig ist. Schadet aber bei den ganzen Schwefeldämpfen auch nicht viel.


Alles so schön bunt hier...



Die Nachmittagssone steht tief hinter dem Namáfjall.


... je bunter, desto stinkt's.



Beim Hotel angekommen, haben wir ein ausgesprochen bizarres Erlebnis. 2016 haben wir am selben Ort in einem schon sehr in die Jahre gekommenen Hotel Reynihlíð übernachtet. Dieses Jahr haben wir das sehr schön und modern aussehende Icelandair Hotel Myvatn gebucht. Auf der Suche nach selbigem sinnieren wir über die Frage, wo hier jetzt nochmal unser damaliges Hotel war. Irgendwann erkennt der Gatte hinter einer Kurve das (inzwischen aber schön renovierte) Hotelgebäude von damals wieder. Allerdings ziert es auch ein neuer Name: "Icelandair Hotel Myvatn". Wir haben also - völlig ohne es zu merken - wieder das gleiche Hotel wie vor 5 Jahren gebucht. Zugegebenermaßen hat es sich sowohl äußerlich als auch beim Gesamteindruck nach der Übernahme und Renovierung deutlich verbessert.



Da das Hotelrestaurant bereits ausgebucht ist, essen wir heute im ebenfalls zum Hotel gehörenden Pub. Die Burger sind hervorragend,
das dazu empfohlene goldgelb-schäumende "Kulturgut" namens Snorri entpuppt sich trotz der Note von Arktischem Thymian als sehr gut trinkbar, auch für Menschen wie mich, die nicht unbedingt auf aromatisierte Biere abfahren.
Beim Nachtisch übertreiben wir es mal wieder leicht, der Gatte noch ganz zahm mit Brownie, lacht mich die Meringata-Torte an.

Dummerweise war sie nicht nur extrem sahnig, sondern auch noch ganz frisch zubereitet und extrem lecker mit sehr knusprigem Baiser. Es bleibt also nur ein winziges Häufchen überschüssige Sahne und jede Menge Bettschwere übrig.