Montag, 28. Februar 2022

Some like it cold - Rückreise

...und dann ist es schon wieder so weit: die Heimfahrt. Tag 1 ist zeitaufwendig, aber entspannt. Wir fahren von Vikersund nach Larvik zum Fähranleger, wo wir die Superspeed 1 erwarten, um nach Hirtshals in Dänemark überzusetzen. Der Weg nach Larvik bleibt undokumentiert, ist aber landschaftlich zumindest teilweise nochmal sehr schön, auch wenn die Elche ihre letzte Chance, sich uns zu zeigen, nicht nutzen. Zeitig gegen 11:30 kommen wir in Larvik an. Der Check-in verläuft mit Hilfe des zuvor angegegebenen Autokennzeichens zügig und wir bekommen quasi direkt bei Ankuft am Check-in unsere Bordkarten für unsere reservierten Sitzplätze (ganz unserem Reisestil entsprechend in der Business Class) überreicht. Jetzt haben wir noch reichlich Zeit, uns am Hafen umzusehen und ein bisschen zu fotografieren. In einer Richtung hat man idyllischen Blick auf Larvik, das wirklich schön am Meer liegt.

In die andere Richtung "Industrieromantik" am Fähranleger.

Ganz schön lang, die Fußgängerbrücke. (Fußgängergangway kam mir zuerst in den Sinn und klang irgendwie lustig.)

Die Perspektive hier hat etwas von Modellbau-Landschaft (zugegebenermaßen entstanden diese Fotos zum Teil erst von der Fähre aus, passten aber hierhin).
Da die Fähre immer noch nicht da ist, wechsele ich zum Teleobjektiv und fotografiere ein paar Eiderenten. Frau weiß sich ja zu beschäftigen.

... und dann geht es auf einmal ganz schnell, die Superspeed 1 macht ihrem Namen alle Ehre und ich muss ganz schnell wieder auf das Weitwinkelobjektiv. Mir gelingen ein paar werbewirksame "großes Schiff im idyllischen Fjord" Aufnahmen, die ohne die fiese Schiffsdieselwolke aus den Schornsteinen noch werbewirksamer wären. Wir tun heute mal wieder richtig was für die Klimabilanz.


Die Fähre ist sehr kooperativ (sowohl mit mir als auch mit denjenigen, die gleich hinten aus der Fähre hinausfahren müssen) und wendet noch einmal mit schöner Spiegelung im leicht angefrorenen Hafenbecken.
Bei der Ausfahrt aus dem Hafen bieten sich noch weitere schöne Fotomotive an der Küste. (Dafür, dass ich dachte, ich hätte kaum Fotos für diesen Beitrag, bin ich gerade selbst erstaunt.)
Der interessante, tiefhängend bewölkte Himmel ist mir erst beim Sichten der Fotos aufgefallen, vor Ort fällt mir einfach nur auf, es zieht sich zu.

Blick zurück nach Larvik, durch die zunehmende Bewölkung sieht es fast nach Sonnenuntergang aus, dabei ist es erst kurz vor 13 Uhr.

In eleganter Kurve verlassen wir die Bucht von Larvik.


Noch ein paar vorgelagerte Inseln mit einem Hauch Brandung, auch wenn die See (zum Glück für mich) sehr ruhig ist heute. Ich hatte nach Sturmmeldungen für Island am Freitag schlimmeres befürchtet, aber anscheinend sind die Ausläufer nicht nach Norwegen weitergezogen.
Danach wird es für etwa drei Stunden ziemlich unspektakulär. Wir machen noch einen Rundgang über das Schiff, bei dem ich Fotos irgendwie vergessen habe und decken uns im Duty Free Shop noch mit der obligatorischen Ration Toblerone im großen Gebinde ein. Danach verziehen wir uns auf unsere in der Business Class reservierten Plätze und freuen uns über das Angebot an kostenlosen Getränken, leckeren Teilchen und Keksen. Damit bekommen wir den Tag auch ohne Schampus und warme Nüsschen bis zum Abendessen schonmal gut rum. 
Ich nutze die Zeit ansonsten noch für ein kurzes Nickerchen, da ich nach Ankunft noch 180 km bis zum Hotel fahren muss. Gegen 16 Uhr kommt dann auch dänisches Land in Sicht und wir gehen bei bestem Wetter und strammem Fahrtwind noch ein wenig zum Fotografieren an Deck.
Zunächst winke ich kurz der Fähre "Nörönna"  auf ihrem Weg von Hirtshals nach Island nach.
Mein eigentlicher Plan, als ich auf marinetraffic.com (der marinen Variante von flightradar24.com) sah, dass die Nörönna gerade in Hirtshals liegt, war ja, den Gatten mal kurz im Hafen samt Gepäck abzuladen und mich mit meinem Auo noch in Richtung Island abzusetzen. Leider musste die Nörönna offenbar die Landungsbrücken für uns freigeben, und ich muss mich doch mit Gatten und Auto auf den Heimweg begeben. Vorher noch ein paar Fotos der dänischen Küste bei schönem Nachmittagslicht:

Im Hafen liegt noch eine rote Fähre der Fjordline.


Auf der anderen Seite spült wohl gerade irgendjemand seine Tanks. Scheint legal zu sein oder niemanden zu interessieren.
... und dann sind wir im Hafen angekommen und der landschaftlich interessante Teil unserer Reise endet hier. 
Die 180 km bis zum kleinen Ort Sabro, unmittelbar vor den Toren von Aarhus, gestalten sich erwartungsgemäß landschaftlich unspektakulär. Wir erhöhen die Wildlifequote durch ein paar Rehsichtungen und erreichen pünktlich zm Abendessen das Montra Hotel Sabro Kro. Das Hotel samt Zimmer macht einen sehr guten Eindruck.
Auch das Restaurant hat eine kleine aber feine Karte und ganz wichtig: mein dänisches Lieblingsbier (das ich vorm Foto schon gierigerweise angetrunken habe)!
Zum Abschluss gönnen wir uns heute nochmal das volle Programm: Artischockensuppe als Vorspeise für den Gatten, ich nehme den geräuscherten Heilbutt, an dem komme ich immer nur ganz schwer vorbei. Ein absolutes Highlight (mir hätte der Heilbutt ja schon als Highlight gereicht) sind die frittierten Kapern dazu.
Die Hauptgerichte bieten doch tatsächlich zwei uns quasi auf den Leib geschnittene Varianten vom Ribeye. Einmal mit hausgemachter Bernaise (die qualitativ wirklich gut aber aus meiner Sicht ja absolut  unpassend zu dem armen, toten Rind ist), die Handykamera hat es auch aus Jugendschutzgründen ein wenig unkenntlich gemacht,...
...und einmal mit Pfeffersoße (ich hätte auch Fritten genommen, aber es stand so auf der Karte und dann nehme ich das halt auch mal so).
Beim Nachtisch steigt der Gatte aus, während ich der in Rum geschmorten Ananas (ersetzt den Verdauungsschnaps) mit Kokoskondensmilch und Sahneeis nicht widerstehen kann und nicht enttäuscht werde.
Danach machen wir es uns noch mit unserem Rest-Bier auf den gediegenen Ledersofas gemütlich. Sehr coronakonform, wobei wir das inzwischen als mehrfach-geimpfte mit fast allen in Deutschland auf legalem Wege zu erhaltenen Impfstoffen nicht mehr allzu ernst nehmen.
Der nächste Tag ist so unspektakulär, dass ich ihn hier direkt anhänge (vermutlich kommt daher meine Erinnerung, ich hätte keine Fotos für den letzten Berichtsteil). Wetter stimmt zumindest (ich werde meine Meinung später noch revidieren).
Zum Frühstück werden die Pfannkuchen mit Speck und Ahornsirup dokumentiert. Pancakes hatten wir tatsächlich diesen Urlaub noch gar nicht, der Norweger stehe offenbar eher auf Waffeln, und ich gebe zu, ich habe mich nie morgens im Ferienhaus in die Küche gestellt und Pancakes gebraten. Schlechte Hausfrau, ich!
Das wars dann auch für die nächsten acht Stunden mit Fotos. Dafür werden wir die komplette Zeit sukzessive bei Fahrtrichtung Süd bis West von der ach-so-traumhaft scheinenden Sonne durchgebraten. Ich verbringe die Fahrt im T-Shirt (und ziehe auch auf dem Weg zur Pinkelpause meist zwecks kurzer Abkühlung keine Jacke über und ernte gelegentlich leicht verwunderte Blicke... ja es liegt wirklich am T-Shirt, ich trage auch Hose uns Schuhe, bevor Fragen aufkommen, weil diese nicht ausdrücklich erwähnt wurden.). Wir vermelden wieder fast 20 gesichtete Rehe, erwartungsgemäß kein Elch. Zuhause gegen 18 Uhr mit kurzem Zwischenstop beim Haus- und Hof-Vietnamesen angekommen denke ich mal an das, was ich bei Mietwagen regelmäßig vergesse:
Die ganze Tour war 3417.8 Kilometer lang und wurde - mangels Beifahr-Kompetenz meinerseits - komplett von mir selbst gefahren. Zuhause blühen schon die Osterglocken...
... auch vom Abendessen gibt es der Vollständigkeit halber ein Foto, auch wenn mir für schönes Anrichten die Muße fehlt. Links Tintenfisch in Knoblauch-Zitronengras mit Gemüse, rechts Ente in rotem Curry mit Gemüse. Dazwischen die obligatorische Reisbarriere.
Für ein kurzes Fazit habe ich auch noch Luft, auch weil es nicht so episch ausfällt, wie sonst schonmal. Vorab: Wir würden es wieder tun. Das Auto ist absolut wintertauglich mit Allrad und guten Winterreifen. 
Das Cottage war modern, sehr gut eingerichtet und sowohl zum Wohnen als auch für den Gatten zum Arbeiten geeignet. Es könnte durchaus öfter für uns eine Lösung sein, dass ich meine sauer verdienten Überstunden im europäischen Ausland abfeiere, während der Gatte dort im Homeoffce arbeitet und trotzdem zwischendrin mal was anderes als zu Hause sieht. Selbst verpflegen ist zwar für uns im Urlaub untypisch, aber aufgrund der etwas abseitigen Lage (die uns aber bekannt war und in diesem Fall nicht störte) hat es hier durchaus Sinn gemacht. Da ich auch zu Hause fast täglich koche, war es mit der perfekt ausgestatteten Küche auch hier kein Problem. 
Das Hotel in Vikersund war ebenfalls sehr schön, hier ließ auch das Restaurant für uns keine Wünsche offen. Wir wurden warmherzig empfangen und sehr gut um- und versorgt. Beide Gegenden waren keine typischen Touristenziele, dennoch gab es für uns als Naturinteressierte viel zu sehen und zu unternehmen. Es hätte gerne noch etwas mehr Schnee sein können, aber generell war der Winterurlaub für uns mal wieder perfekt.
Die Hotels in Dänemark waren beides echte Highlights, wir haben bewusst etwas Schönes für einen angenehmen Zwischenstopp bei der langen Fahrt gewählt und wurden nicht enttäuscht. Wenn mich Urlaub in Dänemark reizen würde, würde ich in beiden auch länger Zeit verbringen wollen.
 
Das wars dann wohl mal wieder, danke fürs Mitlesen, hoffentlich hat es auch ein bisschen Spaß gemacht und es ist niemand beim Lesen erfroren.
 
Noch drei Montate bis Neufundland!

Freitag, 25. Februar 2022

Some like it cold - MSI Vikersund ermittelt.

Heute beschließen wir - nach undokumentiertem Frühstück - den letzten Tag vor der langen Heimfahrt noch einmal für einen Wanderversuch zu nutzen. Die Wanderung am Grytingen bei Tyristrand, die wir vorgestern auf der Rückfahrt ausgelassen haben, könnte ja heute ganz gut begehbar sein, nachdem es gestern ordentlich getaut hat und heute wieder kalt ist. Meist spricht das für festen, gut begehbaren Schnee. Wir schauen also erstmal, ob wir am angegebenen Startpunkt eine Parkmöglichkeit vorfinden. Die norwegischen Wandergötter sind uns heute endlich mal wieder gnädig gestimmt, und tatsächlich finden wir einen geräumten und nicht spiegelglatten Parkplatz vor. Der Wanderweg führt uns laut Karte zunächst zu einem See. Bis hierhin ist auch alles sehr gut begehbar und vielversprechend schön.


Besonders schön finde ich die gefrorenen Bäume rechts im Bild.
Unser Weg führt uns laut Karte links vom See weg richtung Straße. Leider ist hier kein Weg erkennbar und so suchen wir unseren Weg anhand der Karte durch knietiefen Schnee den Hang hinauf. Bereits jetzt wissen wir, dass wir zurück über die Straße laufen werden, auch wenn der Abstecher zum See ein schöner war. Nach beschwerlichen 500 Metern durch den Wald wieder an der Straße angekommen, führt uns der weitere Weg zunächst dieser folgend weiter nach oben. Immerhin ist diese gut begehbar und nicht stark befahren, also ist das durchaus eine gute Alternative. Hier oben ist es auch tatsächlich trotz des gestrigen Tauwetters noch sehr schön winterlich. Gleichzeitig wärmt die Sonne im Rücken ordentlich.
Ein dank der tiefstehenden Sonne ungeplantes Selfie hat sich hier auch eingeschlichen.
Sehr zu meiner Freude taucht rechts der Straße noch eine Felswand mit Eiszapfen in der Mittagssonne auf. Diese wollen natürlich sogleich aus allen Perspektiven fotografiert werden.






Plötzlich fallen mir große, sehr eindeutige Spuren im Schnee auf. Ich gründe spontan mit mir selbst das "MSI Vikersund" (Moose Scene Investigation) und jap, ganz eindeutig: Elch.
Die Spuren müssen recht frisch sein, da es vor 36 Stunden zum letzten Mal geschneit/geregnet hat. Der Elch hat von rechts nach links die Straße gequert. Das ist genau die Richtung, in die wir ebenfalls gleich abbiegen werden. Mein Elchbarometer pulsiert heftigst. Wir biegen nach Sichtung diverser Elchspuren links in einen Forstwirtschaftsweg ein, der aufgrund der Fahrspuren tatsächlich ebenfalls gut begehbar ist. Die Ermittlerin vom MSI Vikersund erkennt sogleich weitere Elchfährten, die Spur ist heiß.
Kurz darauf stößt die Ermittlerin auf eine verdächtige Spur am Boden, die ebenfalls an Hand der drumherum liegenden Haarspuren eindeutig auf "Elch" hindeuten.
Das Elchbarometer ist soeben implodiert und macht daher weitere Ermittlungen unmöglich. Eine Elchsichtung bleibt daher auch hier aus. MSI Vikersund muss den Fall "Elch" an dieser Stelle leider auf Eis legen. 

Kurz darauf müssen wir auch umkehren, nachdem die Forstarbeiten beendet wurden, bleibt der weitere Rundweg aufgrund von knietiefem Schnee und keinerlei erkennbarem Pfad für uns hier unbegehbar. Also wandern wir den Forstweg wieder zurück zur Straße. Es wird wohl wieder einer dieser Tage, wo wir etwas mehr als die veranschlagten 6,8 Kilometer laufen werden. Etwa einen Kilometer unterhalb haben wir an der Straße eine alternative Verbindung zum Rundweg entdeckt. Hier sieht der Weg auch nicht nur begehbar aus, es sind auch frische menschliche Fußspuren,  die darauf schließen lassen, dass er vor kurzem von jemandem gegangen worden sein muss. Wir folgen dem Weg, der genau unserer Kartenrichtung entspricht, und hoffen, dass der Fußgänger vor uns ebenfalls eine kleine Wanderung machte und nicht nur zu seinem Haus oder Jagdsitz spaziert ist. Bisher sieht es gut aus, und wir erreichen das Ufer des Gytingen.
Hier stehen auch ein paar Häuser, aber unser "Vorgänger" scheint ebenfalls weitergegangen zu sein. 
Zwischenzeitlich beschließt mein Handy, dass aufgrund von Kälte, GPS-Nutzung und heller Displaybeleuchtung aufgrund des sonnigen Wetters bei der Kartennutzung sein Akku genau an dieser Stelle leer ist. Dies ist zum Glück nicht weiter tragisch, da der Weg inzwischen sogar markiert ist und wir ihm nur noch geradeaus zur Straße zurück folgen müssen. Kurz vor dem letzten Abstieg zur Straße bietet sich uns noch eine wunderbare Aussicht auf den Tyrifjord.
Nach 7,5 Kilometern wunderschöner Schneewanderung erreichen wir wieder unser Auto. Jetzt hat frau Hunger und nach einem kurzen, aber erfolglosen Abstecher zum Hoppsenter (Skispringer scheinen hier zur Zeit ungefähr so rar wie Elche zu sein) gönnen wir uns eine leckere und verdiente Nachmittagswaffel im Hotel.
Danach machen wir uns frisch, packen schonmal das Gröbste für die Heimfahrt morgen zusammen und faulenzen noch ein wenig bis zum Abendessen.
Wir gönnen uns zur Feier des letzten Abends die Entenbrust mit Birne, roten Zwiebeln und Walnüssen als Vorspeise.
Zur Hauptspeise nimmt der Gatte heute das Sandwich und ich gönne mir noch einmal den hervorragenden Lachs. 
Zum Nachtisch bleiben wir ebenfalls bei Bewährtem, Schokoladenfondant für den Gatten und die leckeren Pralinen mit Espresso für mich.
Danach gibt es noch ein unbebildertes Kulturgut (inzwischen ist die Besucherzahl im Hotel ausreichend, dass man auch wieder ein Fass an die Zapfanlage angeschlossen hat) zum Abschied am Kamin.