Samstag, 28. August 2021

The A to Ö of Icleland ... what could possibly go wrong - mit Tölpeln und Zwergen

Nach einem gemütlichen Frühstück und der üblichen morgendlichen Rumtrödelei fahren wir ca. 40 km durch karge aber teils sehr schöne Vulkan- und Küstenlandschaft (ohne Fotos, da es keine Haltemöglichkeiten gab und Fotografin auch gleichzeitig Fahrerin ist) zum Vogelfelsen am Kap Rauðinúpur. Hier soll eine von zwei Basstölpel-Kolonien in Island sein. Auch weitere Vögel wie Alken sollen dort leben, allerdings besteht Ende August die Gefahr, dass die Vögel schon in Richtung Süden aufgebrochen sind. Mit den ebenfalls hier erwähnten Papgeitauchern rechnen wir hier definitiv nicht mehr, diese sind im Norden schon seit Mitte August aufgebrochen. Immerhin, die Vogelfelsen sind noch da und bereits vom Parkplatz aus zu sehen.

Auf dem rechten Felsen kann man irgendetwas weißes erahnen, es ist allerdings nicht ersichtlich, ob es sich um weiße Vögel, Gestein oder Vogelkacke handelt. Wir lassen uns mal überraschen und folgen dem Weg über den Deich und Wiesen bis zum Leuchtturm.
Dieser befindet sich auf gleicher Höhe wie die Vogelfelsen, von denen uns inzwischen lautes Gezeter und Getröte entgegenschallt. Der Fels ist tatsächlich komplett mit überwiegend weißen Vögeln besetzt.

Es handelt sich hierbei um Basstölpel, die ganz offensichtlich im Gegensatz zu ihren Mitbewohnern des Vogelfelsens noch nicht nach Süden gezogen sind.
Bei näherer Betrachtung erkennt man neben den erwachsenen weißen Vögeln auch Jungvögel verschiedener Altersstufen mit mehr oder minder schwarzem Gefieder.


Offenbar wird hier gerne lautstark gestritten, kein Wunder, so dicht auf so engem Raum.




Grundsätzlich sehen wir uns nicht in der Lage, nachzuvollziehen, was jetzt der Sinn des Tuns der Basstölpel ist, anscheinend beschränkt es sich zur Zeit auf umherfliegen und wieder landen und sich gegenseitig beschimpfen. Fressen oder Jungvögel füttern sehen wir sie jedenfalls nicht. Aber am wichtigsten ist ja, dass sie selbst wissen, was sie tun.









Die benachbarten Möwen auf dem zweiten Fels lässt das alles erstaunlicherweise ziemlich kalt.




Unterhalb schwimmt, wenn mich meine Augen nicht täuschen, noch eine "Männer-WG" Eiderenten.

Nachdem wir uns an den Vögeln irgendwann sattgesehen haben, besteigen wir noch den oberhalb der Klippe liegenden kleinen Vulkankegel (Besteigen ist maßlos übertrieben). Ist jetzt nicht so spektakulär und da der Wind mal wieder aufs heftigste pfeift, erspare ich mir einen Objektivwechsel (bevor wieder irgendwas wie mit der Abdeckung des Tele schiefgeht...) und mache schnell ein Handyfoto.
Die Aussicht über den Damm zum Bauernhof an dem unsere Wanderung gestartet ist, ist auch noch ganz hübsch.


Der weitere Rückweg ist ähnlich unspektakulär wie der Hinweg, nur der Weg über den aus dickem Kiesschotter bestehenden Damm ist genauso anstrengend wie auf dem Hinweg. Auf der Rückfahrt genießen wir die wilde Landschaft und entscheiden uns dann bei Ankunft in Raufarhöfn, noch das Wahrzeichen des Ortes, Arctic Henge zu besichtigen. Dieses liegt fußläufig zu unserem Hotel, die Hintergundgeschichte des Arctic Henge übersteigt allerdings irgendwie meinen Intellekt, bei 68 Zwergen die irgendwas mit Himmelsrichtungen zu tun haben sollen, bin ich mental ausgestiegen. Wer möchte, kann aber jederzeit im oben hinter den Namen hinterlegten Link nachlesen, was es damit genau auf sich hat. Ich sehe es einfach als Kunst und überlege, was ich damit so fotografisch anstellen kann. Bei Tageslicht ist es nicht so wahnsinnig speltakulär aber für bisschen perspektivische Spielerei reicht es.
Das ganze Kunstwerk habe ich wohl irgendwie vergessen, abzulichten. Aber der innere Steinbogen hat auch was von unten. Warum das große Ganze fotografieren, wenn man sich an unnützen Details verlustieren kann.
Ich beschließe, eventuell (je nach Wetter, das wechselt ja auf Island bekanntermaßen gelegentlich recht schnell) zum Sonnenuntergang wieder zu kommen. Noch ein Foto vom kleinen Dorf Raufarhöfn, auf das man von hier oben eine ganz schöne Sicht hat und dann geht es zurück ins Hotel.

Bei sonnigen 20 °C gönnen wir uns noch ein Kaltgetränk auf der Hotelterasse, nur um nach 10 Minuten die Flucht nach drinnen anzutreten, da schlagartig ein eisiger Wind um die Ecke pfeift. Naja, Wind bedeutet hier oft klarer Himmel, also wollen wir uns mal nicht beschweren. Wir sortieren uns noch kurz und treten dann pünktlich um 18 Uhr zum Abendessen an, frau hat Hunger. Als Vorspeise gibt es Lachs und Lamm, jeweils geräuchert und mariniert, alles frisch und regional aus dem Nachbarort.

Als Hauptgericht nimmt der Gatte mal wieder sehr leckeres, gebratenes Lamm, ich kann die Finger mal wieder nicht vom Kabeljau lassen und bestelle Saltfiskhnakki, was so viel wie gesalzener Kabeljau bedeutet. Lecker und mit einem zwiebeligen Weißweinsößchen, statt in Butter ertränkt.

Dann passt auch noch ein Stück von dem leckeren Skyr-Kuchen obendrauf, dazu ein Espresso, vielleicht muss ich ja noch wach bleiben.



Die Nordlichtvorhersage ist bisher gut, die Aurora-App hat schon um 18 Uhr das erste Mal die Chance auf Nordlicht-Sichtung in der Region gemeldet, schade nur, dass es hier trotz Sonnenuntergang um 20:47 nicht vor 23:30 ausreichend dunkel sein wird. Bis dahin kann man sich ja auch gut gesättigt mit dem Sonnenuntergang um 20:47 beschäftigen. Der Himmel ist weitgehend klar, also wird um 20:30 der Gatte aufgescheucht und wir fahren nochmal kurz zum Arctic Henge. Den tieferen Sinn verstehe ich immer noch nicht, aber es bietet sicher ein schönes, ausgefallenes Sonnenuntergangsmotiv. Um 20:40 oben angekommen, ist die Sonne gerade verfrüht hinter einer Wolkenbank am Horizont untergegangen. Halb so wild, das Licht ist großartig für ein paar Fotos (die im Übrigen weitestgehend unbearbeitet, insbesondere in Hinblick auf die Farben sind).
Zunächst versuche ich, die Restsonne in eines der Tore einzupassen (keine Ahnung, ob das jetzt von Zwergen gehalten wird, daraus besteht und überhaupt wie viele sind es eigentlich nochmal...). Passt jedenfalls.


Beim Mittelteil funktioniert es eher so semi-gut und wirkt leicht windschief. Ich nenne es "Kunst".




An dieser Stelle beginne ich, meinem Mann extatische Vorträge über stürzende Linien bei Bildern mit Fluchtpunkt zu halten. Er findet es schön bunt, zeigt aber als guter Ehemann Verständnis für meine Situation.




Irgendwann lassen die Farben nach und wir begeben uns zurück ins Hotel. Ich sortiere - wie so oft - meine Ausbeute an Fotos und blogge ein wenig vor mich hin, irgendwie muss man die Zeit, bis es dunkel ist, ja nutzen. Vielleicht klappt es ja heute nochmal mit den Nordlichtern, da könnte auch noch was hübsches am Arctic Henge machbar sein. (Vielleicht ist das auch einfach der tiefere Sinn des Ganzen, und die 67 Zwerge dienen nur der Ablenkung vom Wesentlichen...)

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