Donnerstag, 4. September 2025

Hard Hikes make the best Memories - Hesten (und Segla)

Nachdem ich vor einigen Tagen fast verhungert wäre, weil unser Ferienhausfrühstück zu knapp gehalten war, haben wir dieses Mal vorgesorgt und gestern noch ordentlich Grundlage eingekauft. Ist ja nicht so, als könnten wir uns nicht selbst ordentlich versorgen, auch wenn wir uns im Urlaub auch gerne mal den Luxus des guten Hotelfrühstücks gönnen. Der Blumenstrauß besteht übrigens aus Lego-Blumen, sehr hübsch, finden wir.
Eine gute Grundlage ist heute auch wieder von Nöten, da wir den Hesten besteigen wollen. Von dort hat man nämlich den besten Blick auf das heutige Objekt meiner fotografischen Begierde: die Segla. Die Wanderung kombinieren wir mit einer kleinen Rundfahrt über den nördlichen Teil von Senja.
Die Anfahrt ist mal wieder landschaftlich spektakulär, allerdings ohne Fotostopps, da wir mal wieder recht spät dran sind. Das machen wir später noch wett, versprochen. Besonders spektakulär sind aber die einspurigen Tunnel, mit Gegenverkehr und Ausweichstellen mit vernachlässigbarer Beleuchtung. Nachdem wir schon seit einer Woche hier in der Gegend unterwegs sind, sind wir schon einiges an Tunneln gewöhnt, aber die Anfahrt zum Wanderparkplatz ist schon eine Hausnummer. Der Gatte versucht, die Stimmung fotografisch einzufangen. Achja, man darf hier übrigens in der Regel 60 km/h fahren.
Tunnel sehen die Norweger also wohl ähnlich sportlich mit Hang zur Untertreibung wie Wanderungen. Auch die heutige Wanderung läuft in Alltrails (wie alle bisherigen) unter "schwer", während sie in der norwegischen Klassifikation "blau" ist, was die zweit-einfachste Stufe nach grün darstellt. Über die Klassifikation rot und schwarz wollen wir da gar nicht nachdenken.
Schon am Wanderparkplatz sind Aussicht (und Wetter) überzeugend.

Nach kurzem Weg vom Parkplatz durch das Dorf erreichen wir den eigentlichen Trailhead. Zum Glück ist es relativ leer, und meine Befürchtungen, dass es ähnlich überfüllt sein könnte wie am Reinebringen, bestätigen sich glücklicherweise nicht (ich hatte von "Schlange stehen am Berg" gelesen). Man merkt hier aber deutlich, dass Senja nicht ganz so bekannt wie die Lofoten ist und wir seit Anfang September wirklich in der Nebensaison sind.
Vom Trailhead sieht das alles jetzt noch völlig unspektakulär aus, links das Objekt meiner Begierde, die Segla, rechts davon etwa mittig der kleine Hubbel ist der Hesten. Mal schauen, wie harmlos das ganze aus der Nähe ist, wir haben ja inzwischen ein paar Erfahrungen mit norwegischen Wanderrouten gemacht.
Zunächst geht es mit leichter Steigung einen Schotterweg bergauf und durch ein Birkenwäldchen mit ein paar Stegen. Hatten wir diesen Urlaub erst wenige.
Nachdem sich etwas weiter oben das Birkenwäldchen etwas lichtet, wird die Aussicht schon vielversprechend.

Unser Weg führt uns jetzt weiter durch dieses Geröllfeld. Wohin, wissen wir auch nicht genau, aber werden wir ja sehen.

Immerhin haben wir jetzt einen ersten Blick auf die Front der Segla, meiner Meinung nach ein feuchter Fotografen-Traum unter den Bergmotiven. Und dann auch noch beim ersten Foto geschmückt mit einem "Krönchen" aus Sonnenstrahlen, besser geht ja wohl kaum.

Ich bin schon sehr begeistert, auch wenn wir hier den spektakulärsten Blickwinkel noch nicht erreicht haben. Dafür müssen wir nämlich noch weiter ... hoch, wie der blaue Pfeil eindeutig sagt.
Mein Schatten und ich sind ein wenig ratlos, aber irgendwie klettern wir stetig weiter nach oben. Ja, es handelt sich hierbei wirklich um einen offiziellen und markierten Weg.
Wir schaffen es unfallfrei bis auf den Sattel zwischen Hesten links hinter uns und Staveltippen rechts im Bild.
Die Aussicht lohnt mal wieder in alle Richtungen.
So sieht der weitere Weg zum Hesten aus. Wir schaffen es bis zu den Felsen etwa 50 m unter dem Gipfel, aber hier kapitulieren wir. Hoch kämen wir vermutlich irgendwie noch, runter sieht bei vielen, die wir beim Abstieg beobachten, schon sehr grenzwertig aus. Wir wollten ursprünglich einen Weg links am Gipfel vorbei über den Grat weitergehen, aber dieser ist oben nicht wirklich zu finden, und sowohl der Weg am Gipfel vorbei als auch die ersten Meter Abstieg zum Grat erscheinen uns zu riskant. Wir entscheiden also, kurz vorm Gipfel oben umzudrehen.
Natürlich wird immer mal wieder während des Auf- und Abstiegs der Segla gehuldigt.

Aber auch die restliche Aussicht wird gewürdigt.
Und die restliche Aussicht zusammen mit der Segla.



Nach ausreichender Würdigung aller Aussichten machen wir uns auf den - schon von hier aus nicht ganz einfachen Abstieg. Der Boden ist hier ziemlich sandig und rutschig, aber dank der Wanderstöcke kommen wir wie so oft gut runter.
Zwischendurch müssen immer mal wieder Fotostopps zur Huldigung der Segla aus diversen Perspektiven sein.



Nach und nach zieht es sich etwas zu, so dass die Segla auch mit weniger Gegenlicht und ohne nervige Spiegelungen auf der Kameralinse fotografierbar ist. Die Herbstfarben wirken auch gleich viel herbstlicher.
Auf halber Höhe gibt es einen Abzweig, der auf den Grat zwischen Hesten und Segla führt. Das wäre der Weg gewesen, über den wir eigentlich absteigen wollten. Diesen laufen wir jetzt noch ein Stück bis zum unteren Teil des Grates, damit wir wenigsten noch ein bisschen von der Aussicht auf die andere Seite des Fjords erhaschen können. Hier werden wir später noch entlang fahren.

Noch ein paar Fotos der Segla aus dieser Perspektive dürfen natürlich nicht fehlen.
Links unterhalb auf dem Weg stehen zwei Menschen. Sie wirken doch sehr klein im Vergleich zum Berg.

Irgendwann sind die beiden auch weg und ich kann noch ein Foto ohne Menschen machen. Man sieht hier auch, wie steil es rechts ins Meer abfällt, nein so schwindelfrei (oder wahnsinnig) sind wir nicht, als dass wir oberhalb eines solchen Steilhanges über ein Grat absteigen hätten wollen. Aus unserer Sicht haben wir alles richtig gemacht, wir waren auch nicht die einzigen, die umgekehrt sind.
Hier der Blick nach oben, man sieht, wie dicht am Abgrund (Grat oder Steilhang) man hätte irgendwie wieder vom felsigen Gipfel des Hesten herunterklettern musste.
Dann lieber noch zwei Abschiedsfotos von der Segla, bevor wir uns auf den (stellenweise auch nochmal mit ziemlicher Kletterei durchs Geröll, aber wenigstens ohne Abgrund) Rückweg machen.

Nach 6,8 km mit insgesamt 531 überwundenen Höhenmetern haben wir uns wieder unser in diesem Urlaub traditionelles, alkoholfreies Issbjørn am Parkplatz verdient.
Wir fahren jetzt zunächst wieder durch die abenteuerlichen Tunnel zurück bis zur "Hauptstraße", sofern man das hier so nennen kann, und setzten dann unsere Rundfahrt richtung Hamn, dem Hauptferienort der Insel, und Gryllefjord, wo die Fähre aus Andøya ankommt, weiter fort. 
Natürlich geht es nicht ohne Fotostops, in der Mitte des Bildes Segla und Hesten von der gegenüberliegenden Seite des Fjords. Inzwischen hat es ziemlich zugezogen und tröpfelt leicht, aber was soll's, hauptsache gutes (und bei diesen Wegen vor allem trockenes) Wetter beim Wandern.
Auch im nächsten Fjord gibt es schöne Berge.

Auch während der Fahrt bleibt die Landschaft spektakulär.
Nach stundenlangem "Gebirgsfeeling" führt die Straße plötzlich durch sandige Dünenlandschaft, vorbei an einem großen Strand.
Dar Gatte versucht, Fotos aus dem Auto zu machen, da es keine Haltemöglichkeit gibt.
Einen letzter spektakulärer Halt machen wir am Bergsbotn-Aussichtspunkt, dessen Plattform alleine schon sehenswert ist.
Aussicht und frühes Abendlicht sind wunderbar.
Gryllefjord erreichen wir ziemlich genau um 18 Uhr und entscheiden uns, hier ein Abendessen einzunehmen. Wir sind hungrig vom Wandern und müssen von hier noch eine Stunde zum Appartement zurückfahren. Es gibt Fish&Chips mit Erbsen und roten Zwiebeln für alle.
Dem Schmandkuchen mit Blaubeeren kann ich nicht widerstehen, auch ein Tässchen Kaffee vor der Weiterfahrt schadet nicht.
Der Gatte entscheidet sich für ein Brownie, das klein und harmlos aussieht, aber ebenfalls extrem lecker ist, zumal es riesige Schokostücke beinhaltet.
Den restlichen Weg legen wir unbebildert durch die Inselmitte mit herbstlich anmutenden Wäldern und Sumpflandschaften zurück. Die Landschaft macht Hoffnung auf Elche, aber bis auf ein paar durchgeknallt auf der Straße umherhüpfenden Schafen und ein aufblasbares Gummi-Einhorn in einem Garten haben wir keine Sichtungen.

Rentier-Counter: 13
Elch-Counter: 0
Einhorn-Counter: 1

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