Dienstag, 29. September 2020

Humoriges: Kleine Elchkunde

Um mein schwedisches Elchtrauma zu verarbeiten, habe ich mich entschieden, einen therapeutischen Beitrag zum Thema "Kleine Elchkunde" zu verfassen. In Schweden gibt es nämlich - neben dem echten Elch (Alces Alces), der allerdings insbesondere zur Jagdsaison überwiegend tot herumhängt oder dekorativ auf Schildern zu sehen ist - noch diverse andere Elch-Unterarten, die weniger bekannt, aber dafür wesentlich häufiger in freier Natur anzutreffen sind, als ihr großer Namensgeber.

Der unbedarfte Schein-Elch (Alces naivus) zeichnet sich durch eine gewisse Ähnlichkeit zu seinem großen, scheuen Artgenossen aus. Daher kann es auch auf den ersten Blick zu Verwechslungen kommen. Aufgrund seiner etwas unbedarften Art und der Tatsache, dass er in der Regel in Herden umherzieht und nicht gejagt wird (die Herden leben zwar wild, haben aber einen Besitzer), ist er auch für das ungeübte Auge häufiger in freier Wildbahn anzutreffen, als sein großer, oft gut getarnter Verwandter.



Der gedrungene Scheckenelch (Alces crassus macula) unterscheidet sich schon auf den ersten Blick vom echten Elch durch den gedrungenen Körperbau und das unterschiedlich gefleckte Fell. Auch das Geweih ähnelt eher Hörnern. Diese Unterart ist deutlich weniger scheu als der echte Elch und auch als der unbedarfte Schein-Elch, da er in der inzwischen in der Regel nur noch vom Menschen als Weidevieh kultiviert wird. Er ist nahezu weltweit verbreitet.


Auch ihm ist in Schweden ein eigenes Schild gewidmet.

Ist das Auge erstmal für die Vielzahl an Unterarten des Alces Alces sensibilisiert, trifft man auch in heimischen Gefilden auf Verwandte des gedrungenen Scheckenelchs, nämlich den gedrungenen Heuballen-Elch (Alces crassus stramentum). Dieser ist vor allem für seine freundlich-erheiternde und dennoch dekorative Sinnlosigkeit bekannt und wird daher auch gern als Werbeträger für alle Unterarten des Alces crassus verwendet.

Auch ein weiterer Vertreter der Gattung "Elch" wird weitverbreitet als Nutztier gehalten: der zwergwüchsige Woll-Elch (Alces nanus Lana). Diese ebenfalls nicht allzu scheue Elch-Art ist fast überall in Europa anzutreffen, insbesondere in Heidelandschaften sind die Vertreter der Gattung Alces nanus lana noch dazu ausgesprochen fotogen. Ihnen wird zudem medizinische Wirkung als Einschlafhilfe durch Zählen zugeschrieben.



Eine weitere weltweit verbreitete Unterart ist der Mähnen-Elch (Alces iuba). Hierbei handelt es sich wohl um die Elchgattung, die am häufigsten als Reittier gezüchtet und verwendet wird. In Ermangelung eines Fotos aus Schweden hier ein paar sehr dekorative isländische Vertreter der Gattung Alces iuba. Übrigens findet man neben dem Mähnen-Elch auch den zwergwüchsigen Woll-Elch, den gedrungenen Schecknelch sowie den unbedarften Schein-Elch im Gegensatz zum echten Elch auf Island.

Ein eigentlich nicht in Skandinavien heimischer Vertreter der Gattung Elch hat uns an einem unserer ersten Tage vor Ort doch sehr überrascht und irritiert, ihn haben wir nun wirklich nicht erwartet in Schweden anzutreffen. Es handelt sich hierbei um den Hügelelch (Alces collo) der eindeutig an ein bis zwei hügelartigen Auswüchsen am Rücken zu erkennen ist. Auch dieser wird oft als Reit- oder Lastentier eingesetzt.


Möglicherweise handelt es sich um ein Anzeichen für die Klimaerwärmung, dass diese Elchgattung inzwischen auch in Schweden heimisch zu sein scheint. 

Sicherlich gibt es noch weitere interessante Elchgattungen, jedoch möchte ich mich hier aus therapeutischen Gründen auf die in Schweden heimischen und für uns lebendig auffindbaren Elcharten beschränken. Für weitere Skandinavien-Reisen hoffe ich dennoch, irgendwann einen lebenden Alces Alces in natürlicher Umgebung vor die Kameralinse zu bekommen.

Danke füs Lesen, dieser Beitrag ist ein extrem wichtiger Tel meines Verarbeitungsprozesses!

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