Nach einem ausgiebigen und streng separierten Frühstück (hier wird sogar die Anzahl der Leute, die gleichzeitig am Buffet sein dürfen, begrenzt) erkundigen wir uns an der Rezeption nach Wanderungen. Man empfiehlt uns eine sehr kurze Wanderung (mit, wie wir später herausfinden, abenteuerlicher Anfahrt) zu einem Aussichtspunkt, wo man eine gute Aussicht bis zu den Norwegischen Bergen hat. Gut, da wollten wir ja ursprünglich hin, also schauen wir wenigstens mal rüber. Da das Wetter extrem klar ist und es in der Gegend auch einige Wanderwege gibt (und wenn nicht, improvisieren wir halt, wie so oft beim Wandern), wagen wir die kurze, aber am Ende steile Anfahrt zum Aussichtspunkt. Die kurze Fahrt hat sich gelohnt, schon vom Parplatz aus kann man bis zu den norwegischen Bergen sehen.
Des weiteren befindet sich ein See in unmittelbarer Nähe zum Parkplatz, in dem auch geangelt werden kann.
Wir gehen zunächst einen kurzen Weg bergauf zum Aussichtspunkt. Hier hat man wirklich einen wunderbaren Blick über die bewaldeten Hügel bis zu den norwegischen Bergen. Den klaren Blick bezahlen wir mit bestem isländischen Sommerwetter, 10 Grad und kräftiger Wind.
Außerdem sieht man von hier oben einen der erstaunlich großen Ski-Orte (es gibt derer mindestens drei in der näheren Umgebung).
Beim Abstieg vom Aussichtspunkt entdecken wir einen kleinen Wanderpfad, der (zur Abwechslung mal relativ eben) durch Gestein und sich langsam herbstlich rot färbende Heidelbeeren windet.
Da wir ja ohnehin hier oben etwas wandern wollten, konsultieren wir die Alpenverein-Akiv-App und finden zwar den hier deutlich sichtbaren Pfad nicht, aber einen in etwa 2 km Entfernung auf gleicher Höhe, auf den unser Pfad treffen sollte, wenn man ihm in die eingeschlagene Richtung folgen kann. Wir lassen es mal wieder darauf ankommen, Landschaft, Aussicht und Wetter sind ja gut, also warum nicht.
Die Aussicht auf die norwegischen Berge ist weiterhin großartig,
allerdings fällt es uns zunehmend schwerer, den Weg zu erkennen. Die am Anfang noch deutlichen Wegmarkierungen liegen verwittert am Boden und verschwinden letztendlich ganz. Wir navigieren uns die restlichen 500 m mit Karten-App zu dem Punkt, an dem wir auf den in der Karte zu sehenden Weg treffen sollten, allerdings scheint auch dieser Weg nicht mehr zu existieren. Wir finden auch hier noch ein paar verrottende Wegmarkierungen aber keinen Pfad, der uns sinnvoll zu folgen erscheint. Da man ab hier auf dem Pfad laut Karten knapp 100 Höhenmeter absteigen sollte, um dann an einer Kehre auf den nächsten Höhenrücken aufzusteigen, erscheint uns ein weiteres Folgen der Karte zu riskant. Wir haben keine lust, einen unmarkierten Abhang hinabzuklettern, insbesondere nicht auf die Gefahr hin, dass der Weg zurück nach oben ebenfalls nicht mehr zu finden sein würde. Die aktuelle Orientierung auf der Hochebene ist noch unproblematisch und so folgen wir einfach unserem Weg wieder zurück. Der Weg ist schließlich das Ziel und die Landschaft wird ja nicht häßlicher. Irgendwann treffen wir auf den Weg unterhalb des Aussichtspunktes am See entlang, der uns auch wieder zum Parkplatz führt.
Beim Blick zurück erkennen wir zumindest, dass der Wanderweg, den wir irgendwann hinter dem Höhenrücken hätten treffen wollen, zumindest auf dieser Seite existiert und zu einer Berghütte führt. Aber das kann ja jeder (und die Aussicht auf dieser Seite des flachen Kars ist auch einfach nicht so gut wie auf dem Höhenrücken).
Hier am See ist aber auch nochmal richtig schönes Licht, die herbstlichen Farben hier oben (wir befinden uns immerhin auf 900 m NN) sind heute wirklich wunderbar.
Offenbar ist der Wasserstand im See gerade ziemlich hoch, die Birken stehen teilweise im Wasser. Trotz des frischen Windes und des fehlenden Weges war es hier oben wunderschön. Da es noch nicht wirklich spät ist, entschließen wir uns noch, dem in der Nähe unseres Hotels liegenden Wasserfall Sångbäcksfallet einen kurzen Besuch abzustatten. Bevor wir zur Abfahrt auf der abenteuerlich-steilen Schotterpiste aufbrechen, geben wir dem Rudel lebensmüder abenteuerlustiger Motorradfahrer etwas Vorsprung. Ich habe keine Lust, dass mir einer von denen vors Auto fällt. Am Ende haben alle beteiligten - so auch ich - ihr Gerät ausreichend beherrscht und wir sind alle am Stück (und mit einer gehörigen Portion Spaß) wieder unten angekommen. Nach ansonsten unspektakulärer, kurzer Fahrt erreichen wir den Sångbäcksfallet und folgen brav dem kurzen, ausgeschilderten Weg zum Wasserfall, der leider ein wenig im Wald liegt, so dass die Aussicht etwas von Bäumen verdeckt ist. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen (juhu, Treppen, zum Glück nicht allzu viele).
Danach begeben wir uns zur Entspannung in den wirklich schönen und großen Hotelpool.
Ein weiteres Highlight steht uns heute beim Abendessen bevor. Frau hat heute morgen schon das heutige Menü studiert, und das Hauptgericht liest sich für den deutschsprachigen Leser doch irgendwie befremdlich bis unappetitlich.
Vorneweg und dazu heute für alle beteiligten schwedisches Kulturgut im hübschen Gefäß mit Namensaufdruck für Vergessliche: Norrlands Guld. Kann man sehr gut trinken, schon wieder Glück gehabt (Lager scheint sich auch in Schweden als recht sichere Wahl zu erweisen) und kein Obstgeschmack erwischt.
Die Vorspeise übersetzt sich selbst für den Schwedisch-Laien auf den ersten Blick leicht, auch wenn uns das "63-Ei" etwas irritiert. Wir tippen eher auf sowas wie Eierstich oder sonstige irgendwie gegarte Ei-Einlage und hoffen, dass es kein "63-jähriges-Ei" ist. Wir lagen richtig, es gibt Spargelsuppe mit pochiertem (bei 63 Grad gegartem) Ei, Parmesanchips, blanchiertem grünem Spargel und Croutons.
Es entpuppt sich als die beste Spargelsuppe, die ich je gegessen habe. Jetzt wird gleich das größte Geheimnis des Tages gelüftet. Zwischenzeitlich hat mir eine liebe Bekannte geflüstert, dass es sich bei "Kroppkaka" um Knödel handelt. Damit kommt das Übersetzungsorakel zu dem Schluss, es muss sich um einen Knödel gefüllt mit Räucherfleisch und Apfelkompott (vindeln ist laut Google Translate die Zigarette und sidfläsk laut dem Google Translate meines Mannes die Schweinelende). Der Rest sind Pilze, Zwiebeln und Rentierragout, so viel schwedische Essenserfahrung haben wir inzwischen. Sieht in der Realtät so aus, und die Bedienung bestätigt uns, dass wir mit der Übersetzung am Ende recht gut lagen:
Die getrockneten Pilze sind jetzt nicht so ganz mein Geschmack, der Gatte nimmt sie gern, wir ergänzen uns halt. Der Rest ist lecker und das größte Geheimnis des Tages ist damit gelüftet. Die Übersetzung des Nachtischs gelingt ebenfalls recht flüssig und fehlerfrei, Es gibt eine Schokoladenterrine, Rhabarbereis, Erdbeerkompott und weiße Schokoladenmousse.
Wir verstehen zwar kaum ein gesprochenes schwedisches Wort, aber Speisekarten-Übersetzen beherrschen wir wohl bis zum Ende unseres Urlaubs in Perfektion. Zur Belohnung gibt es noch einen Flüssignachtisch: Schwedischen Gin (Hernö) mit Tonic für den Gatten, für mich Gin mit Preiselbeer-Irgendwas und Fichtenzuckersirup.
Gefahren sind wir heute so gut wie nichts, aber dabei hatten wir immerhin großen Spaß. Gelaufen sind wir insgesamt 9 km, davon gut die Hälfte in sehr unwegsamem Gelände.
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