Mittwoch, 9. September 2020

Auf der Suche nach dem goldenen Elch

Heute steht ein Tagesausflug in den Fulufjöllet Nationalpark an. Dort soll es Elche geben. Aber zunächst: Frühstück. Auch hier merkt man, dass das Hotel im Nebensaisonprogramm läuft: Es ist lange nicht so üppig, wie viele Buffets in den Tagen davor. Aber die Brötchen sind mal extrem gut und seit langem gibt es mal wieder Lachs. Also alles im grünen Bereich. Wir fahren 50 km zum Nationalpark, im Gegensatz zu Elchen sehen wir - genau wie gestern - unglaublich viele Jäger und Jagdgesellschaften in der Gegend. Und natürlich (oder zum Glück) keine Elche. Wir fahren zunächst zum Haupteingang des Parks um von dort eine kleine Wanderung zum Wasserfall zu machen. Ein erster Blick auf den Wasserfall gestaltet sich vielversprechend, er erinnert an den Svartifoss in Island, auch wenn das umliegende Gestein natürlich deutlich älter und verwitterter ist.

Hier fällt mir dann auch ein, dass ich eigentlich ganz gerne mal wieder mit Langzeitbelichtungen experimentieren würde, aber das Stativ liegt wie immer im Auto. Egal, ein Stein tuts auch.

 


Wir gehen mal weiter, aus der Nähe geht sicher noch mehr. Aber vor den Wasserfall hat der Herrgott die Nationalparkverwaltung die Treppen gestellt. Mal wieder. Ich liebe sie.
...und in voller Schönheit von unten:
Die überall ausgeschriebenen 2 m Abstand kann man auf den schmalen Wegen nur schwer einhalten, aber wahnsinnig voll ist es nun nicht und bei so kurzen Begegnungen im Vorbeigehen an der frischen Luft sehen wir auch als wenig riskant an. Außerdem versuchen alle, so gut wie möglich auszuweichen, sich wegzudrehen... so viel zum Vorurteil der ignoranten und unvorsichtigen Schweden. Eher im Gegenteil, ist unser Eindruck vielerorts. Frau beschäftigt sich sowieso erstmal mit einigen Lichtexperimenten an den Stromschnellen, dabei kommt ihr das Brückengeländer sowie die ruhige Hand als Bogenschützin zugute, wir erinnern uns, das Stativ liegt wie üblich sicher im Auto.



Aber auch der Njupeskär, der mit 125 m Höhe und 90 m im freien Fall immerhin der höchste Wasserfall Schwedens ist, soll nicht zu kurz kommen.



Vorbei an idyllischen Wasserläufen, abenteuerlichen Holzplanken und schönen Aussichtsplattformen in Form des Nationalparklogos wandern wir zurück zum Parkplatz.



Zwischenzeitlich sind wir ziemlich durchgefroren, der Herbst in Schweden wird langsam kalt, es sind nur knapp 10 Grad und extremer Wind. Den restlichen Nachmittag haben wir uns für den Tagesordnungspunkt "Elchsuche" offen gehalten. Bei Ankunft haben wir uns im Vistior Center nach der Möglichkeit einer Elchsichtung erkundigt. Die Chancen klingen - wenn man es richtig angeht - gar nicht so schlecht. Die Rangerin markiert uns zwei Wege auf der Karte, praktischerweise führt einer zu einem zweiten Aussichtspunkt, der andere bietet sich als Alternative für den Heimweg an. Allerdings weißt sie darauf hin, dass die Elche sich momentan aufgrund der Jagdsaison (das erklärt die vielen Jäger unterwegs) insbesondere tagsüber oft im Wald verstecken und eher in der Dämmerung hervorkommen. Unsere Chancen stünden am besten, wenn wir die markierten Strecken abfahren und im Auto bleiben, da die Elche Autos insbesondere zur Jagdsaison weniger als Bedrohung auffassten als Menschen. Auch in Hinblick auf übermotivierte Jäger schätzen wir unsere Überlebenschancen im Auto besser ein. Wir machen uns also auf den Weg zum zweiten Aussichtspunkt und rollen im Schrittempo, immer die Umgebung scannend, in Richtung Aussichtspunkt. Am Straßenrand steht mal ein Auto mit einem spähenden Jäger, es besteht also durchaus die Chance auf einen Elch. Tastsächlich haben wir hier eine erste Sichtung, allerdings hängt der Elch bereits geköpft und gehäutet inmitten einer stolzen Jagdgesellschaft an der Jagdhütte. Na herzlichen Dank, so genau wollten wir die Anatomie des Elches auch nicht kennenlernen - auf ein Foto verzichten wir an dieser Stelle. Der Weg zum Aussichtspunkt ist dann auch durch umgefallene Bäume nicht begehbar und so hätten wir uns diesen Tagesordnungspunkt auch getrost ersparen können. Da frau aber stur und hartnäckig sein kann, fahren wir den alternativen Heimweg quasi 50 km über Waldstraßen im Schrittempo, immer die Umgebung nach Elchen absuchend.
Da hier niemand in Sicht ist, nicht einmal Jäger, hoffen wir, endlich einmal Glück zu haben. Wir dehnen die Heimfahrt aufgrund des langsamen Tempos auf gut 2,5 Stunden aus und bleiben denoch erfolglos. Es soll einfach nicht sein. Die Rentiere sind uns heute auch nicht hold. Diese werden im Übrigen aber nicht gejagt, da es sich, wie auch in Finnland, um halbwilde Herden, die frei laufen aber jemandem gehören, handelt. Ziemlich geschafft von der erfolglosen Elchsafari kommen wir gerade noch so vor einem abendlichen Schauer im Hotel an. Wir sind uns inzwischen sicher, in Schweden steht am Ende des Regenbogens kein Topf voll Gold, sondern ein goldener Elch. Hunger haben wir trotzdem und so nehmen wir wiedr im Hotelrestaurant unser Abendessen ein, das, genau wie der restliche Tag, irgendwo zwischen Erfolg und Enttäuschung schwankt. Als Vorspeise nimmt der Gatte die gleiche Krabbensuppe wie am Vortag, diesmal auch mit Bild.

Ich nehme heute den Ziegenkäse mit roter Beete auf Toast.
Beides sehr gut und wir sind vorsichtig optimistisch für die Hauptspeise. Waren wir ja bei den Elchsichtungen auch bis zum Ende. Meine Fischsuppe ist zwar völlig anders, als ich sie mit vorgestellt habe und könnte etwas heißer sein, aber ansonsten ist sie lecker und vor allem die Fischeinlage ist frisch und reichlich.
Nach 2/3 bin ich pappesatt, kein Wunder nach der auch schon üppigen Vorspeise. Zum Glück kann mein Mann daher noch etwas Fisch abhaben, seine Nudeln mit Steinpilzen entpuppen sich passend zum restlichen Tag letztendlich als ziemlicher Reinfall, die Nudeln zerfallen und die Soße scheint aus der Suppe von der Vorspeise zu bestehen und weitgehend frei von Steinpilzen zu sein. Noch dazu extrem salzig. 

...es gibt halt Tage, an denen man verliert und Tage, an denen die anderen gewinnen. Wir haben uns ja genug Reserven angefuttert und werden (auch dank der reichhaltigen Fischeinlage in meiner Suppe) nicht verhungern. Kulturguttest Bier ergibt im Übrigen das gleiche wie gestern, kann man gut trinken, ist aber so unspektakulär, dass wir sogar den Namen schon wieder vergessen haben.

Gelaufen sind wir insgesamt 7 km, gefahren etwa 100 in einer Zeit, in der wir sonst 300 fahren würden.

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