Montag, 27. August 2018

Go West, aber nicht so weit! 26.08.2018

"VERDAMMT, die Moskitos stechen Französisch!"

Den Tag in Miramichi haben wir eingeplant, weil wir hier ein paar nicht näher geplante Strände und das Miscou Lighthouse auf der Insel Miscou besuchen wollen. Die ursprüngliche Route war wie folgt geplant:
(Karte erstellt mit https://www.google.de/maps)
 
allerdings beschränken wir uns nach der vielen Fahrerei gestern auf den westlichen Teil, fahren also nur bis zum Miscou Lighthouse und lassen Grande Anse und die Pabineau Falls weg. Der Tag lässt sich auch so bestens füllen.

Zunächst muss aber ein Frühstück her. Da wir irgendwie kein Bedürfnis haben, dem Hotelrestaurant noch eine Chance zu geben und wir gestern sehr gute Erfahrungen mit dem Frühstücksbagel mit Ei, Bacon, Tomate und Salat bei Tim Hortons gemacht haben, fällt die Entscheidung nicht schwer, zumal das nächste Tim Hortons schräg gegenüber vom Hotel liegt. Hier ein natürlich rein zu Dokumentationszwecken angebissenes Stück kanadische Frühstückskultur.
Schmeckt vermutlich deutlich besser, als es aussieht.
Wo wir gerade schon einmal draußen herumlaufen, schauen wir uns den Ortsteil Chatham, in dem wir uns hier befinden, noch ein wenig an. Ich mag ja kanadische Kleinstädte irgendwie. Miramichi ist, ähnlich wie Wuppertal, der Zusammenschluss vieler kleiner Ortschaften. So erläutern es zumindest (erstaunlicherweise ohne die Erwähnung Wuppertals) die in dem kleinen Park neben dem Hotel aufgestellten Infotafeln.


Man hat hier auch einen guten Blick auf die beeindruckende Brücke über den Miramichi River.

Nach weniger als einer halben Stunde haben wir hier allerdings auch schon alles gesehen und machen uns auf zu unserem heutigen Ausflugsprojekt "Strände und Leuchtturm".
Wie schon so oft fahren wir durch kanadische Landschaft und kleine Ortschaften (Erwähnte ich, dass ich das total schön und entspannend finde? Deshalb bin ich ja schließlich auch hier.). Das einzige, was mich irritiert, ist, dass hier alles zunehmend französischsprachig wird. Und auch sonst sieht alles sehr französisch aus, keine kanadischen Flaggen sind mehr zu sehen, überall ist nur noch blau, weiss rot beflaggt. Langsam komme ich mir ein wenig vor wie auf der anderen Seite des Atlantiks, auch beim Tankstop sprechen plötzlich alle nur noch französisch.
Von einem spontanen Gefühl geleitet biegen wir zum Strand von Tracadie ab. Mein Gefühl hat mich nicht betrogen, hier ist es schonmal sehr, sehr schön. Auch zum fotografieren, das ist ja schließlich nicht ganz unerheblich für den Reisebericht.


Schönes Wetter, leichter Wind, kanadische (Strand-) Landschaft, was will man mehr? ... doch halt, hier gibt es keine Pilze zum Fotografieren was nun? Ach, fotografiere ich eben mal Strandgut:


Und dann fällt mir auch noch geographisch interessantes ins Auge:
Die Steine am Strand sehen nämlich aus, als seien sie einmal Lava gewesen.

Wann kommt die Flut? (Vermutlich war es da kurz vor Hightide.)

Das war doch schonmal ein guter Anfang der Tour. Wir fahren weiter und genießen die Landschaft erstmal nur aus dem Auto, da wir dank unterschiedlicher Zeitangaben von Navi und Google Maps die Fahrzeit nicht hundertprozentig einschätzen können (genaugenommen liegt die Abweichung bei über einer halben Stunde). In Shipagann fahren wir über eine Zugbrücke auf Lamèque Island, die erste der beiden Inseln. Wir überqueren diese zunächst zügig, bewundern vom Auto aus eine mal wieder beeindruckend dimensionierte Kirche: 

Über eine mindestens so beeindruckende Brücke erreichen wir die Insel Miscou deutlich zeitiger, als das Navi befürchten ließ. Daher nehme ich mir die Zeit und steige am Parkplatz hinter der Brücke aus, um ein paar Fotos zu machen.
Die beeindruckende Brücke, 

ein kleiner Yachthafen,

viele Vögel und eine kleine Kirche hinten im Wald. Wie schön, denke ich gerade, als mir an Armen und Beinen an mehreren Stellen gleichzeitig ein fürchterlicher Juckreiz ausbricht. Ich entdecke Moskitos, und wir werden innerhalb kürzester Zeit von mehreren Stichen durchbohrt. Das tolle ist, dass diese Stiche SOFORT und ABARTIGST anfangen zu jucken. Na herzlichen Dank auch! Ich breche meine Fotosession spontan wieder ab und wir flüchten ins Auto. Auf dem Weg fotografiere ich noch schnell dieses Gebäude, das dokumentiert, wie französisch (arcadianisch) man hier eingestellt ist.

Wir beschließen erstmal, das Auto bis zum Leuchtturm nicht mehr zu verlassen und versuchen zugleich, ob des penetranten Juckreizes nicht unser letztes bisschen noch vorhandenen Verstand zu verlieren. Wir hoffen auf Besserung der Situation am Leuchtturm.
Dort angekommen, sehen wir schon beim Aussteigen, wie sich einige dieser fiesen Moskitos händereibend zum Anflug und Einstich bereit machen. Schnell reisse ich das Anti-Brumm aus dem Rucksack und sprühe uns eiligst ein. Dennoch schaffen es diese vermaledeiten arcadianischen Moskitos noch, uns ein paar neue, elendiglich juckende Stiche hinzuzufügen. Wenigstens haben die Stiche vom ersten Halt zwischenzeitlich wieder genauso schnell aufgehört zu jucken, wie sie angefangen haben. Faszinierend.
In Anti-Brumm getränkt können wir uns nun aber entspannt und in Ruhe bewegen und besichtigen das anonsten wirklich hübsche Gelände.


Für kanadische Verhältnisse ist der Leuchtturm schon ziemlich alt. Auch die anderen Gebäude sind schön,


ebenso wie das "Umland"

sowie die - aus gutem Grund - völlig verwaiste Picknick-Area.

Wir ziehen uns sicherheitshalber - wie die meisten anderen Anwesenden auch - zum Verzehr unserer Mittagsmahlzeit ins Auto zurück und beobachten amüsiert, wie einige Unwissende frohen Mutes zu den Picknickplätzen spazieren, sich irgendwann anfangen immer heftiger zu kratzen, wild um sich zu schlagen und genau wie wir wieder in ihre Autos zu flüchten. Wenn man es selbst durchlitten hat, ist ein bisschen Schadenfreude ja auch mal nicht das schlechteste.
Ich bin mir jedenfalls sicher, dass das Wort "Miscou" im Namen der Insel aus dem Alt-Arcadianischen stammt und "Moskito" bedeutet. Die hier ansässigen Natives haben laut Wikipedia die Insel übrigens gemieden, da dort das Gou Gou-Monster hausen soll. Sie werden Ihre Gründe gehabt haben.

Die Rückfahrt nutzen wir jetzt noch für ein paar weitere Stopps, todesmutig halten wir am Plage de Gallien (wirklich alles so französisch hier) und verlassen vorsichtig das Auto. Hier gibt es augenscheinlich keine Moskitos und so wagen wir den Weg durch ein kleines Wäldchen über einen schön angelegten Boardwalk zum Strand.


Hier ist von Umkleiden über Toiletten bis hin zu Duschen alles vorhanden und auch noch sehr schön hergerichtet.

Der Strand gefällt uns noch besser als der erste heute Morgen, was vielleicht auch daran liegt, dass es zwischenzeitlich auch ziemlich warm geworden ist.





Hier baden sogar einige Leute, wodurch wir uns dazu hinreißen lassen, zumindest mit dem Füßen ein wenig im Wasser herumzuwaten. Zum Baden ist es uns dann doch etwas frisch, an den Beinen jedoch sehr erfrischend.

Des Weiteren gibt es hier noch ein Schmankerl für Flugenthusiasten: Im Nordwesten von Miscou Island ist nämlich am 29. April 1939 ein Flugzeug notgelandet, das 24 Stunden vorher in Moskau gestartet war und eigentlich zur Eröffnung der Weltausstellung in New York fliegen sollte.



Das Flugzeug wurde übrigens, wie man hier lesen kann, per Schiff zurück nach Moskau gebracht.

Da wir jetzt die Fahrzeit zurük nach Miramichi gut einschätzen können, haben wir auf dem Rückweg auch noch Zeit, die zuvor ausgelassenen Stops einzulegen. Zum Glück ohne weitere Moskitoplagen. Ich muss noch einen kurzen Fotostop an einem "Schiffsparkplatz" am Ortseingang von Shippagan einlegen.

Schöne, bunte Schiffe, vermutlich handelt es sich um eine Werft, die Schiffe sehen alle so neu oder sauber hergerichtet aus.
Auch die "Innenstadt" von Shippagan schauen wir uns noch an. Hier gibt es sogar das größte Aquarium der Atlantikprovinzen, davon wußten wir aber bis gerade nichts und dazu fehlt uns jetzt leider doch etwas die Zeit. Es schließt auch schon bald, daher lohnt es sich leider nicht so richtig. Schade.
Nebenan ist eine kleine "Tanzfläche" am Boardwalk, wo man sich anscheinend Sonntags nachmittags zu Linedance-Kursen trifft. Wir schauen ein wenig zu und legen bei passender Musik mit einem ebenfalls tanzbegeisterten Paar aus Quebec einen kleinen Chacha auf den Boardwalk. Sie sind sogar so nett, als wir uns ein wenig über unsere Tanzerfahrungen austauschen, mit uns Englisch zu reden, nachdem sie merken, dass mein übriggebliebenes Schulfranzösisch doch eher ein Krampf ist. Tanzen verbindet halt doch irgendwie.
Shippagan ist trotz des irisch anmutenden Namens ebenfalls sehr französisch, man macht das auch mit dem örtlichen Leuchtturm sehr deutlich.

Ansonsten gibt es hier noch einen kleinen Yachthafen

und ein Wetterschiff auf einem Gebäude.

Außerdem hat man noch Aussicht auf einen Windpark. Die Windenergie ist also auch in Kanada angekommen. Lohnt sich hier vermutlich auch.

Sollte jetzt noch irgendwann jemand herausfinden, wie man Energie aus Moskitos herstellt, ich bin sicher, die Insel Miscou wird zu großem Reichtum kommen.

Wir machen trotz der französischsprachigen Region noch den dringend nötigen Einkaufsstop. Nachdem die Kassiererin uns mit einem breiten "HI" begrüßt, bin ich guter Dinge, dass sie Englisch spricht. Sie verweigert sich aber ansonsten der englischen Sprache komplett und ich muss wieder mein Schulfranzösisch bemühen. Zum Einkaufstüte verweigern und bezahlen reicht es aber gerade noch so.

Der Hunger und das Gefühl, hier das meiste interessante gesehen zu haben, treibt uns wieder Richtung Miramichi. Zum Abendessen legen wir heute einen Stop bei Boston Pizza ein, sonderlich experimentierfreudig sind wir nach gestern nicht, also lieber auf Nummer sicher gehen, dass man wenigstens satt danach ist. Und die Pizzen dort sind ja auch wirklich nicht übel, mein Cesar Salad vorneweg sogar sehr gut. Kulturguttest fällt aus, da wir mit dem Auto unterwegs sind.

Gelaufen sind wir trotz allem wieder nur 3.5 km, aber wir haben ja schließlich auch Urlaub.

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