Freitag, 24. August 2018

Go West, aber nicht so weit! 23.08.2018

Digby - Saint John

Heute wechseln wir zum ersten Mal auf unserer Reise den Bundesstaat. Wir nehmen die Fähre von Digby nach Saint John. Der Blick aus dem Hotelfenster zeigt das angekündigte gute Wetter und ruhige See. Viellericht schaffe ich die Überfahrt dieses Mal ja auch endlich wieder, ohne seekrank zu werden. Die Chancen stehen zumindest gut.

Da ich weder auf der Fähre, noch später in der Stadt Lust habe, mit der Spiegelreflex rumzuhantieren, gibt es heute überwiegend Handyfotos. Bei gutem Licht geht das ja auch mal.
Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir die 3 km zum Fähranleger und sind zeitig genug vor Ort, um die Einfahrt der Fähre mit zu erleben. Das komplett mit Maschendraht eingezäunte Gelände ist allerdings nicht sonderlich fotofreundlich.

Die Fähre trägt den blumigen Namen "Fundy Rose".
Nachdem die ankommenden Fahrzeuge die Fähre verlassen haben, dürfen wir über eine steile Rampe an Bord. Die Beladung ist etwas abenteuerlich, da wir zu den ersten gehören, darf ich dann mal schön in die hinterste linke Ecke rückwärts einparken. Passt. Das Autodeck ist allerdings am Ende ziemlich voll und wirkt ein wenig unstrukturiert. Naja, sie werden wissen, wie sie beladen müssen.

Da wir unter den ersten waren, die an Bord durften, ergattern wir auch noch zwei Sitzplätze ganz vorne im Panoramadeck. Die weiterhin ruhige See und die Möglichkeit, geradeaus nach vorne rauszuschauen, erhöht meine Hoffnung, die Überfahrt diesmal unbeschadet zu überstehen.

Pünktlich verlassen wir den Hafen von Digby und haben eine schöne Aussicht auf die beiden vorgelagerten Landzungen, zwischen denen wir hinaus in die Bay of Fundy schippern.

Danach passiert erst einmal anderthalb Stunden nichts, auch bei mir stellt sich dieses Mal zum Glück keine Seekrankheit ein. Das Nichtstun fällt dank WiFi an Bord allerdings auch nicht allzu schwer. Langsam kommt die Küste von New Brunswick und der Fährhafen in Sicht.

Im Hafen angekommen, begeben sich alle wieder zu ihren Autos und wir stellen uns aufgrund unseres ziemlich weit hinten in der Ecke liegenden Stellplatzes auf längere Wartezeiten ein. Wider erwarten dürfen wir recht zügig nach der Querreihe in der Mitte von Bord und machen uns auf den kurzen Weg nach Saint John. Nach einigem Suchen dank Umleitungen, Baustellen und Einbahnstraßen finden wir das Hotel, nach einer Runde um den Block auch die Einfahrt ins zugehörige Parkhaus. Bisher haut mich Saint John nicht so wirklich von Sockel, ziemlich viel Industriehafen, ein paar nette Sträßchen mit Kneipen und Läden und irgendwie wars das schon mit dem ersten Eindruck.
Wir checken erst einmal ins Delta Hotel ein und erhalten ein erstaunlich großes Zimmer mit Blick auf den wunderschönen Industriehafen (vermutlich gibt es als Alternative auch nur "Blick auf die andere Seite des Industriehafens" und "Blick auf die Stadt"). 

Wir haben Hunger und machen uns auf den Weg in die direkt gegenüberliegende alte Markthalle "Old City Market".


Klein, aber sehr hübsch. Leider sind die Lobster Rolls wohl ausverkauft und der Takeaway des Fischhändlers hat soeben geschlossen. Wir geben uns also mit einem Sandwich zufrieden, das aber auch ganz lecker war und unseren Hunger erstmal bis zum Abendessen stillt.

Wir bummeln ein wenig durch die Innenstadt, die bei einem Feuer am 20. Juni 1877 komplett zerstört und relativ schnell danach wieder aufgebaut wurde. https://en.m.wikipedia.org/wiki/1877_Great_Fire_of_Saint_John,_New_Brunswick
Zunächst bummeln wir am Hafen entlang, dort stehen auch ausführliche Infotafeln zum Feuer und dem Wiederaufbau.





Es gibt ein paar ganz nett aussehende Kneipen, in denen wir unser Abendessen planen, aber ansonsten nicht viel (schönes) zu sehen. 


Wider Erwarten sehe ich allerdings ausgerechnet hier in einem kleinen Gebüsch den ersten Elch unseres Urlaubs.


Es handelt sich hierbei um das Wappentier der Moosehead Brewery, aber das schmälert meine Begeisterung kaum und macht mir die Stadt ein wenig sympathischer. Auch gegenüber am Barbour's General Store sitzt noch ein Elch. Laut seinem Namensschild heißt er Murphy und mag Eiscreme. Sympathischer Kerl.

Barbour's General Store fand sich eigentlich auf der anderen Seite der Bucht in Saint John und wurde als Museum per Schiff auf diese Seite des Hafens als Museum und Souvenierladen transportiert.

Hier steht auch noch dieses bunt gemischte Grüppchen herum, was sie allerdings so schwer getroffen hat, dass sie alle mit weißem Zeug bekleckert sind, konnten wir nicht herausfinden, wir tippen aber auf Vogelkacke von Riesentauben oder Möwen.

Wir bummeln noch durch die restlichen Geschäfts- und geschichtsträchtigen Straßen, treffen noch auf eine schöne Kirche:

 und einen kleinen netten Park (King's Square) mit Pavilion.

Ich fotografiere noch ein paar alte Häuser und dann gehen wir zurück ins Hotel, Saint John schafft es weiterhin noch nicht, uns so richtig zu fesseln, außerdem tut mir inzwischen mein Fuß etwas weh, der heute Morgen beim Koffertransport mal kurz zwischen Koffer und Treppenstufe eingeklemmt war.

Zum Abendessen begeben wir uns in das Saint John Alehouse und setzen unseren "Kulturguttest" heute zur Abwechslung wieder mit der Kategorie "Fassbier" fort. Heute denke ich auch daran, die Bierkarte zu fotografieren, damit wir uns im Gegensatz zum letzten Mal an etwas mehr als "das Dunkle war ganz lecker" erinnern.

Erste Runde: zwei Bier in netter Aussicht

Links: Moose Ale, völlig unspektakulär, aber da ich Elche sammele, muss auch ein Elchbier sein.
Rechts: Half Cut Charlie Horse Kölsch. Muss man ja testen als Rheinländer. Findet mein Mann. Etwas bitter für Kölsch, aber ganz guter Versuch.

Als Grundlage nimmt mein Mann fried New Brunswick Clams, also frittierte Muscheln, ich nehme einen klassischen Cheseburger mit Bacon. Dazu Pommes.

Der Burger war sehr gut, die Muscheln nicht schlecht aber sehr mild im Geschmack. Dennoch inspirieren sie mich zu einem spontanen Referat über die Sandmuschel, das ich mit Hilfe des Wikipedia Eintrags zur Sandmuschel halte.

Die zweite Runde Biertest zum Nachtisch ergibt:
Ich teste, links im Bild, das Offgrid Campfire Red, da ich auch Kilkenny und Schwarzbier mag, kann das nicht ganz falsch sein, bloß nichts mit Obstgeschmack. Geschmacklich geht es tatsächlich in Richtung einer etwas frischeren Variante von Köstritzer, also durchaus gut.
Mein Mann testet, rechts im Bild, das Big Axe Blonde Hatchet Ale. Er findet es fruchtig mit Grapefruit Aroma und nicht übel, meine spontane Assotiation sagt mir: Spüli.
Natürlich muss ich noch meinem Wissensdurst nachgeben und herausfinden, was die Zahl und IBU hinter einigen Bieren bedeutet. Wider Erwarten besagt sie nicht, wie viele Kopfschmerztabletten man danach braucht, sondern es handelt sich um die International Bitter Units Scale, je größer die Zahl, desto bitterer das Bier. Gut zu wissen. Vor Obstgeschmack schützt sie aber augenscheinlich nicht.

Fazit des heutigen Tages: ich bin NICHT seekrank geworden und man kann sich Saint John zumindest abends an der kleinen Hafenpromenade schöntrinken. Stimmung und Atmosphäre sind dort abends super, zumal auf der Bühne offenbar noch so etwas wie New Brunswicks Country Idol Star ausgetragen wird und in der Stadt gerade die Canada 55+ Games stattfinden, was dazu führt, dass eine bunte Mischung aus jungen Country Fans und sportlichen gut gelaunten Senioren unterwegs sind.
Trotz der guten Stimmung und der interessanten Biere wird es allerdings auf der Terasse zwischenzeitlich ziemlich frisch und wir entscheiden, unseren Kulturguttest morgen im benachbarten Thai-Restaurant mit ähnlich vielen Fassbieren auf der Karte und ebenfalls schöner Terasse fortzusetzen und den heutigen Abend hier zu beschließen.

Gelaufen sind wir heute erstaunlicherweise trotzdem 6.5 km.

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