Donnerstag, 23. August 2018

Go West, aber nich so weit! 22.08.2018

Digby Neck - Long Island - Brier Island - Bear River - Digby

Heute muss ich Euch zunächst einmal an dem (wie ich inzwischen vermute) absoluten Sommerhit hier in Nova Scotia teilhaben lassen, der hier seit unserem ersten Tag gefühlt permanent im Radio und seit gestern eigentlich auch permanent als Ohrwurm bei mir läuft. Er ist von Luke Bryan und trägt den wahnsinnig tiefsinnigen Titel "Sunrise, Sunburn, Sunset". Vielleicht wird er damit ja sogar noch zum Weltstar, wenn ich es hier teile. Um unsere entspannte Urlaubsstimmung optimal zu simulieren, empfiehlt es sich im Übrigen, dieses Lied beim gesamten Lesen des Reiseberichtes in Endlosschleife zu hören ;).

Kommen wir nun ganz entspannt zum eigentlichen Reisebericht. Wir bleiben noch einen weiteren Tag im Digby Pines Golf Ressort und machen heute einen Tagesausflug auf die beiden dem Digby Neck vorgelagerten Inseln, Long Island und Brier Island. Diese sind jeweils durch eine im Halbstundentakt verkehrende kleine Autofähre mit dem Festland und miteinander verbunden.
(Karte erstellt mit https://www.google.de/maps)
 
Bisher ist das Wetter, wie vorhergesagt, noch ganz ok, es ist zwar bewölkt, aber trocken. Das soll sich allerdings im Laufe des Tages laut Wettervorhersage noch deutlich zum schlechteren (Regen, Sturm, Gewitter) ändern. Wir werden sehen, ist ja eh nicht zu ändern. Wir fahren zum Fähranleger und warten dort gemütlich in einer kurzen Schlange auf die Fähre. Die beiden Überfahrten dauern jeweils nur zwischen 5 und 10 Minuten und kosten jeweils 7 Can$, das nur in Form von Cash bezahlt werden kann. Es kostet nur die Hinfahrt, die Rückfahrt ist kostenlos.


Während wir auf die Fähre warten, beobachten wir eine stehende Welle, die sich unter bestimmten Bedingungen aufgrund der hohen Gezeiten in der Bay of Fundy bildet. Sieht auf dem Foto nicht allzu spannend aus, ist aber ein interessantes Phänomen. Wer sich genauer und wissenschaftlicher mit dem Thema auseinandersetzen möchte und zufällig Geographen/innen im Bekanntenkreis hat, kann eine wissenschaftliche Abhandlung des Themas (stehende) Gezeitenwellen zum Beispiel Frank Ahnerts "Einführung in die Geomorphologie", Kapitel 25.3.2 Tiedenhub, Tiedenströmung und Resonanz entnehmen, in dem auch ausdrücklich die Verhältnisse in der Bay of Fundy beschrieben werden.

Selbst für mich kurz und schmerzlos setzen wir über nach Long Island und fahren zum Balancing Rock Trail. Dieser ist zwar nur 1.7 km lang, das letzte Stück besteht allerdings aus 235 Stufen (Angabe auf dem Schild, meine persönliche Zählung ergab 247). Auf der kurzen Strecke wandelt sich die Vegetation von Bäumen und Büschen über Sumpf bis zu Fels.


Nachdem wir die Treppen hinabgestiegen sind, entdecke ich natürlich erst einmal diverse schöne Basaltformationen, die mich noch kurz von der Bewunderung des Balancing Rocks abhalten. Dieser hier ist sehr interessant gefärbt,

und diese erinnern mich irgendwie an Jacobsmuscheln. Schön, wenn sich Hobby und Beruf so leicht vereinen lassen.

Widmen wir uns also jetzt der Hauptattraktion, dem Balancing Rock:


Irgendwer oder irgendwas hat kleine Schiffchen aus Stein hinter dem Rock gebaut:

Frei nach dem Motto "What comes down, must go up." begeben wir uns die 235 247 Stufen wieder nach oben zum Parkplatz. Wir entscheiden uns, trotz leichtem Nieselregen und immer schlechter werdender Sicht noch nach Brier Island zu fahren.
Während der Überfahrt ist es so neblig, dass wir kaum Land sehen. Dennoch fahren wir nach "Green Head" und schauen uns dort ein wenig um. Als wir ankommen, kann man gerade mal ein paar Möwen weit sehen:


Wir spazieren ein wenig umher und ich versuche, fotografisch das beste daraus zu machen.

Nebel mit gelben Blumen

Nebel mit Gestrüpp und rosa Blume

Wirklich faszinierend zu sehen, ist, wie ein Fischerboot sich gegen die ablaufende Strömung der einsetzenden Ebbe in die Bucht zurück kämpft.


Zwischenzeitlich haben wir den Eindruck, dass es etwas heller und wärmer wird. Da wir ohnehin noch eine Stunde Zeit bis zur nächsten Fähre haben, beschließen wir auch noch, auf der anderen Seite der - zugegebenermaßen sehr kleinen Insel - zum Brier Island Lighthouse zu fahren. Da dorthin nur eine Schotterstraße führt, sind wir fast die gesamte Zeit alleine am Leuchtturm. 

Schon beim Aussteigen ist uns ziemlich warm und es ist so hell, dass wir Sonnenbrillen brauchen. Auf dem kurzen Weg zum Leuchtturm reißt der Himmel auf und plötzlich ist wunderschönes Wetter. Gut, dass uns weder Nieselnebel noch Schotterstraßen nach dem Islandurlaub vor zwei Jahren noch schrecken können. Der Leuchtturm präsentiert sich also im schönsten Sonnenschein,


und auch die restliche Landschaft sieht auf einmal wunderschön aus (und man kann sie vor allem auch sehen, im Gegensatz zum Stopp im Nebel davor).


Auch ein großer Schmetterling, ich vermute ein Monarch, lässt sich noch kurz blicken und fotografieren.

Wir halten uns so lange hier oben auf, dass wir uns fast beeilen müssen, um die Fähre zu erreichen, so schön ist es bei diesem Wetter hier. Dennoch erreichen wir pünktlich die Fähre, auch hier hat sich das Wetter inzwischen sehr positiv entwickelt.

Wir haben sogar noch einen schönen Blick auf Peters Island,

und außerdem einen sehr sympathischen Nachbarn auf der Fähre.

Wir entscheiden uns spontan, bei dem schönen Wetter doch noch Richtung Bear River, einem kleinen Ort mit Pfahlbauten, der schon im Annapolis Valley liegt und zur Weinanbauregion gehört, zu fahren. Unterwegs sehen (und fotografieren) wir noch die roten Klippen von Digby Neck, die wir gestern auf dem Weg von Yarmouth nach Digby schon einmal gesehen haben.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite sieht es mal wieder sehr schön kanadisch aus.

Leider schlägt das Wetter auf dem Weg nach Bear River noch einmal komplett um ("Canada, get all seasons in one week!"), und wir kommen bei strömendem Regen in Bear River an. Es sieht zwar wirklich nett dort aus, aber unser Bedürfnis, auszusteigen, hält sich stark in Grenzen. Auf dem Rückweg haben wir dann zumindest auch noch einen kurzen Blick auf einen (nicht minder verregneten) Weinberg. Gut, haben wir zumindest gesehen, wo der Wein zum Abendessen herkommt. Selbiges nehmen wir wieder im Hotelrestaurant ein, ich esse einen sehr guten, etwas abgeänderten Cesar Salad und danach wenig spektakuläre Fischtaccos, die sich in der Beschreibung "mit Ingwer und Zitronen-Knoblauch-Sour-Cream" spannender lasen, als sie schmeckten. Mein Mann gönnt sich das Prime Rib Dinner mit einer ähnlichen Kartoffelsuppe, wie ich sie am Vorabend hatte, und einem hervorragenden Steak. Dazu einen "Luckett  Phone Box" Rotwein, an den wir keine allzu großen Erwartungen haben, der aber wider Erwarten richtig vollen Geschmack hat. Zum Nachtisch gibt es noch leckeren Apple-Crumble und das war es dann auch schon wieder für heute.

Gelaufen sind wir schon wieder nur etwas über 5 km, allerdings mit 235 247 mindestens 500 Stufen ;).

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