Montag, 22. August 2022

Stuck in the Middle - Was leichtes zum Einstieg (PRC31 SMI)

 ... wer sich über den kryptischen Code in der Überschrift wundert, derartiges wird uns in den kommenden beiden Wochen noch öfter begegnen. Es handelt sich hierbei um Wanderwegnummern, SMI steht dabei für die Insel Sao Miguel. Tatsächlich gibt es auf den Azoren ein sehr gutes und vor allem gut markiertes Wanderwegenetz. Es gibt sogar einen Rother Wanderführer für die Azoren, der im Vergleich zum Rother Island offenbar auch wieder in Bezug auf Routen und Wegbeschreibung etwas taugt. Aber von vorn...

Am Vorabend wurden wir noch gut durch das laute Gejodel der von der Jagd zurückkehrenden Sturmtaucher (wir brauchten tatsächlich eine Weile, bis wir erkannten, dass es sich wohl um Vogelrufe handelt) unterhalten. Es handelt sich hierbei um eine der ungewöhnlicheren Vogelarten der Insel. Vielleicht gelingt mir in den kommenden Tagen mal eine Bebilderung selbiger, allerdings sind sie wohl nur in der Dämmerung an Land unterwegs. Wer Interesse an dem Ruf der Sturmtaucher hat, hier kann man ihn sehr gut hören. https://www.youtube.com/watch?v=d97uQCDV29I . Nein, es handelt es sich nicht um ein schlechtes Vogelstimmenimitat, die Viecher klingen wirklich so bekloppt.

Unser Tag beginnt, wie immer im Urlaub, nicht allzu früh, aber dafür mit einem umso üppigeren Frühstück. Heute mal exemplarisch bebildert, aufgrund der Ähnlichkeit zu den folgenden Tagen, werde ich - wie üblich - vermutlich nicht jedes Frühstück fotografieren. Meist bin ich vor den ersten ca. drei Kaffee auch nicht in der Lage dazu.
Einmal herzhaft mit Rührei von der Rührei-Bratstation, frischem Brot und den gleichen leckeren Käsen wie gestern Abend. Kaffee ist gut, Orangensaft auch, beides nicht die wässrige Automatenbrühe, die man in südlichen Hotels oft bekommt, sondern wirklich gut.

Danach noch was Gesundes mit Joghurt und Obst. Hier ist der Joghurt hervorzuheben, der lokal und mit Ananas ist. Zwei Dinge sind mir bisher hier sehr positiv aufgefallen: Erstens werden lokale Produkte am Buffet kenntlich gemacht (zum Beispiel auch die komplette Obst-Auswahl, alles andere wäre auch seltsam) und zweitens sind alle Süßspeisen, vom Joghurt über Cremes bis hin zu Backwaren weder pappsüß noch irgendwie künstlich schmeckend aromatisiert.
Gut gestärkt brechen wir zu einer "kleinen" Wanderung auf, diese trägt neben obiger Nummer den blumigen Namen "Lomba da Fazenda" was einfach dem Ortsnamen, in dem man loswandert, entspricht. Ein Blick in die Karte zeigt einige kräftige An- und Abstiege, insgesamt haben wir 224 Höhenmeter auf 5.5 Kilometer Strecke. Klingt genau richtig, um sich am ersten Tag ein wenig die Beine zu vertreten.
(Quelle: Alltrails/Mapbox/OpenStreetMap)

Nach einem kleinen versehentlichen Umweg vorbei am Lagoa das Furnas, den wir heute links liegen lassen, erreichen wir nach etwa 45 Minuten Fahrt durch eine Landschaft, in der man sich zeitweise wie in einem botanischen Garten fühlt, den Parkplatz an einer der Kirchen in Lomba da Fazenda.
Wir packen Kamera, Wasser und Badesachen ein und machen uns bei 24 °C, die sich trotz Bewölkung ziemlich warm anfühlen, auf den Weg. Die Fotos sind wie immer eine bunte Mischung aus Handy- und Kamerafotos, je nachdem, ob ich nur mal schnell einen Eindruck vom Weg dokumentiere oder stehenbleibe und für gute Fotos meinen "Trümmer" aus dem Rucksack extrahiere oder diesen gar "an der Frau" griffbereit je nach Zustand des Weges herumtrage. Nach einem ersten, teilweise steilen aber eher unspannenden Abstieg entlang der Straße erreichen wir eine schöne Holzbrücke in einem (wie meistens hier) sehr grünen Tal mit schönen lila Blumen überall.


Vorbei an einem alten Steingebäude geht es jetzt wieder steil entlang einer schmalen, wenig befahrenen Straße bergauf. Irgendwo müssen die Höhenmeter ja herkommen.

Der Blick zurück Richtung Berge zeigt eindrucksvoll, wie grün hier alles ist (und wie steil). Mit beiden haben wir allerdings auch gerechnet. 
Über der Insel ist es relativ bewölkt, Richtung Meer ist fotogener blauer Himmel, genau wie die Webcam es versprochen hat.
Ganz unten am Meer sieht man unser erstes Zwischenziel, die "Piscina Natural da Bocca de Ribeira", zwei vom Meer gespeiste Naturschwimmbecken, weshalb wir auch Badesachen dabei haben.
Entlang des Wegs blühen überall (so wie auf der gesamten Insel, wo nicht gerade Nutzland ist) wunderbare Blumen, hier eine Lilie.

Wir folgen der steilen Zufahrtstraße zum Naturschwimmbad,
... bis wir den Parkplatz und eine kleine Brücke erreichen. Hier queren wir den Bach und das sehr grüne Tal und folgen jetzt dem Fußweg zum Schwimmbad.

Gelegentlich wird das Becken von spektakulären Wellen gespeist, auf dem Foto unten kann man es ganz gut erkennen.
Wir genießen die Aussicht auf die umliegenden Klippen und das Meer,


... um uns dann doch gegen ein Bad zu entscheiden. Mit aufgeweichten Füßen nochmal in die Wanderschuhe und nochmal drei Kilometer laufen, würde mir sicher nur Blasen bescheren und das muss nicht unbedingt am ersten Urlaubstag sein. Nach kurzer Fotopause machen wir uns also wieder auf den Weg bergauf, vorbei an einer riesigen Agavenblüte (genauso liebevoll wie botanisch falsch von uns auf den Namen "Giant Asperagus of Doom" getauft, weil es stark an geschossenen Spargel erinnert).
An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass der Weg nicht nur in vielen Teilen sehr steil, sondern auch sehr abwechslungsreich ist.

Hier sieht man eindeutig, dass wir uns mal wieder auf einer Vulkaninsel befinden.
Neben Felsen passieren wir diverse Bäumchen von "Erica Azioreanis" (es stand ein Schild daneben, ich bin nicht etwa plötzlich zum Experten für Azoreanische Botanik mutiert) und Bambuswälder.
Teilweise führt der Weg tunnelartig durch das Gehölz.
Oft haben wir auch einen schönen Blick aufs Meer, das hier sehr blau ist und in einem tollen Kontrast (oder ist es eher Ton in Ton...) mit der grünen Landschaft steht.
Auch hier wachsen überall wunderbare Blumen am Wegrand: Schmetterlingsingwer, nicht nur schön, sondern mir bis dato vollkommen unbekannt. Bekannterweise bin ich aber total begabt im Umgang mit der Pflanzenbestimmungsapp.

An diesem wunderschönen Exemplar scheitert zwar meine Pflanzen-App, aber es gefällt mir trotzdem.

Es ist ein stetiges Auf und Ab durch die kleinen Schluchten, durch die in feuchteren Zeiten Wasser in Richtung Meer fließt.

Wir passieren noch einige schöne Aussichtspunkte:





Alles sehr grün und sehr wild hier. Gefällt uns sehr. Dennoch ist uns inzwischen ziemlich warm, obwohl das Thermometer im Auto später weiterhin nur 24 Grad anzeigen soll. Langsam werden auch die Beine schwer, wir sind halt, was Steigungen angeht, von zu Hause nichts gewohnt und Neufundland ist auch schon wieder 3 Monate her. Wir werden hier aber sicher noch viele Gelegenheiten haben, uns an Steigungen zu trainieren. Noch ein steiler Anstieg ...
... und danach noch ein Stück die wie so oft hübsch mit Hortensien (von uns liebevoll nach dem Badischen "Bolleblume" genannt) beblühte Straße entlang...
... und dann sind wir auch schon wieder nach gut zwei Stunden Wandern, Gucken und Fotografieren an der Kirche angekommen. Für eine Besichtigung selbiger fehlt uns die Motivation, wir sind doch etwas platt und müssen noch ein paar Kleinigkeiten für die kommenden Tage einkaufen.
Zurück nehmen wir also den direkten Weg und halten noch an einem erstaunlich großen Einkaufszentrum in Villa Franca del Campo. Hier lässt der riesige integrierte Supermarkt nur wenig Wünsche offen. Wir stocken unsere Wasservorräte auf und belohnen uns mit einem Pasteis de Nata, einem portugiesischen Blätterteig-Käseküchlein. 
Der Heimweg stellt meine Geduld nochmal auf eine harte Probe, die Blase drückt, und was gibt es schöneres, als genau dann in einen Stau aufgrund einer Prozession inklusive Priester, Ministranten, Jesusstatue und Blaskapelle zu geraten. Leider fehlt mir dadurch auch die Muße, noch ein Foto von den überall auf den Straßen ausgestreuten Mustern aus Blüten zu machen. Wirklich schön, aber absolut unpassend. Wir schaffen es dennoch "rechtzeitig" nach Hause. Was uns nicht gelingt, ist herauszufinden, was das jetzt für ein hoher kirchlicher Feieratg gewesen sein soll.

Danach geht es bis zum Abendessen noch ein wenig zum Abkühlen und Beine Hochlegen zum Hotelpool. Zum Abendessen gibt es heute ein heimisches Buffet und Kulturgut vom Fass. Letzteres heißt zwar "Superbock" schmeckt aber eher wie Lager. Optimal, um den Flüssigkeitshaushalt nach der Wanderung wieder aufzutanken. Zur Vorspeise aus diversen Salaten, Käsebällchen und Shrimpskroketten passt es auch. Diese sind auch wieder lecker, vor allem, wenn man wie wir viel Knoblauch mag.
Als Hauptspeise gibt es Hähnchenschenkel, leider ziemlich zähes Rindersteak, sehr gutes Kabeljaugratin und ebenso leckeren Weißkohl mit Bacon. Die Nudeln mit Pesto sind weniger spannend.
Der Sonnenuntergang ist auch wieder recht schön, heute mal künstlerisch wertvoll bebildert mit Rest-Kulturgut.
Der Käse ist der selbe wie gestern, also spare ich mir das Foto. Nachtisch ist sehr leckerer Schoko- und Mandelkuchen, das Probestückchen von der Eischnee-Rolle wirft mich nicht so richtig um.
Zur Verbesserung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes gibt es noch ein zweites Kulturgut vom Fass auf der Terasse der Hotelbar. Mal schauen, ob die Sturmtaucher uns auch wieder dazu unterhalten. Ansonsten ist die Bettschwere schon ausreichend.

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