Wir stehen mit etwas schweren Knochen auf und begeben uns zum heute sehr vollen Frühstück. Macht nichts, wir haben ja Zeit, ich komme ja morgens sowieso nicht in die Pötte. Das üblichen Azorenbrötchen bleibt undokumentiert, dafür gibt es heute mal Pateis de Nata statt Apfeltaschen. Die wahre von mir konsummierte Anzahl verschweige ich. Das Stückchen Waffel dazu war auch ganz lecker.
Danach entscheiden wir uns heute aber mal wirklich dafür, etwas Leichtes mit wenig Steigung zu machen. Der Rundweg um die Lagoa das Furnas erscheint passend. Der Routenvorschlag aus Alltrails klingt toll, knapp 7 km um den See und wenige Höhenmeter. Wir brechen also gemütlich zur Lagoa das Furnas auf, um vor Ort festzustellen, dass der Pakplatz dort trotz Schranke und Automat von vorneherein kostenlos ist. Wäre das Problem schonmal geklärt. Wir wandern gemütlich und flach los um den See und genießen Landschaft und Farben, auch wenn der wunderbare türkise Farbton des Sees wohl daraus resultiert, dass er sich permanent kurz vorm Kippen befindet. Zunächst passieren wir eine kleine Kirche.
Meine Experimente mit Kirche, Gegenlicht und Blendstern sind nur semi-überzeugend.
An einem rosa Haus, das ich so eher an einem italienischen See vermutet hätte, bekommen wir zum ersten Mal einen Blick auf das türkisfarbene Wasser. Man könnte sich auch in einem Forschungszentrum über die Gründe für das drohende Kippen des Sees (Landwirtschaft in der Umgebung) sowie die eher erfolglosen Gegenmaßnahmen (Entnahme von Karpfen und Einbringen von Sauerstoff) informieren. Muss ich im Urlaub nicht haben, erinnert mich zu sehr an meine Arbeit, und daher kann ich mir denken, was da im Wasser los ist.
Wir durchwandern einen kleinen Wald, der Nicht-Botaniker in mir tippt auf Eukalyptus.Am Weg stehen immer mal wieder schöne geschnitzte Skulpturen, hier ein heulender Wolf. Könnte also fast auch Westkanada sein.
Endlich habe ich auch mal die Gelegenheit, einen der riesigen Farne (vermutlich ist es botanisch etwas völlig anderes) aus eindrucksvoller Perspektive zu fotografieren. Wenn man nicht röchelnd Steilhänge hochklettert und auch kein Absturzrisiko am Wegrand besteht, habe ich deutlich mehr Zeit zum Fotografieren, daher ist der heutige Beitrag besonders opulent bebildert.
Hier eine der weltgrößten Arecas Palmen (das stand auf einem Schild davor, ich hätte einfach "Guck mal, was ne riesen Palme!" gesagt).Noch eine Skulptur, vermutlich ein Kormoran.
Das möchte noch eine Skulptur werden, irgendwie passt es aber auch als Baumstumpf ganz gut ins Bild.
...wo Spatz und Igel sich gute Nacht sagen...Prächtige Bäume, der Weg ist meistens angenehm schattig.
Wenn mann ganz genau und lange genug aufs Grün starrt,
... kann man das Ungeheuer von Furnas (Nassi) entdecken.
Verwunschener Bambus- oder Zuckkerrohr-Wald.
Auch wenn der Weg mal nicht spektakulär ist, ist er durchaus schön und abwechslungsreich.
Wir sind hier nämlich wieder einmal in einem noch aktiven Vulkangebiet unterwegs und am nördlichen Ende des Sees befindet sich ein Fumarolenfeld. Es raucht und stinkt also mal wieder.
Wir lieben es.
Keine Ahnung, wie ich diese Perspektive hinbekommen habe, ich erinnere mich weder, erhöht gestanden zu haben, noch besitze ich eine Drohne.
Interessant bis dekorativ ist die Vegetation um das und im Fumarolengebiet.
Es kocht und stinkt...
... und hat wunderschöne Blubberbläschen im Schlamm.Der Blick über den See ist aber auch nicht zu verachten.
Ein paar Holzhäuser und eine Karte hinter dem Fumarolengebiet ziehen unsere Aufmerksamkeit an.
Es handelt es sich hier um einen offenbar recht neuen, privat angelegten Park mit Wanderwegen zu Wasserfällen mit Badestelle. Hier wird uns bewusst, dass wir unter schwerem Wander-ADHS zu leiden scheinen: "Heute machen wir nur was Flaches, Leichtes.....HEEEEEY, guck mal WASSERFÄLLE!!!"
Wir schrecken auch nicht vor den 10 € Eintritt pro Person zurück, würden wir in kanadischen Provincial Parks ja auch zahlen. Und so nimmt das Elend seinen Lauf, und, ehe wir uns versehen, geht es vorbei an wunderschönen Blüten...
... bergauf...... und steiler bergauf mit Treppen.
Zum Glück ist alles schattig im Wald gelegen. Und steil.
Mein Körper, insbesondere meine Knie schreien mir Beschimpfungen höchster Stufe entgegen, die ich hier nicht wiederholen kann und will. Ich ignoriere dies, indem ich Grünpflanzen fotografiere. Was uns nicht umbringt, macht uns härter.
Außerdem ist weiter oben die Ausicht besser.Laut Infotafel sind es nur 630 Stufen. Diese schaffen wir locker (fluchend, schnaufend und röchelnd unter Schmerzen). Belohnt werden wir mit einer beeindruckenden Felswand und einem jahreszeitlich bedingt nicht ganz so beeindruckenden Wasserfall.
Ich verschnaufe noch ein wenig und spiele mit Gegenlicht rum. Gefällt mir besser als unten an der Kirche.
Danach geht es etwa die Hälfte der Stufen wieder bergab, um dann als Krönung diese Leiter zum nächsten Wasserfall hinabzusteigen.
Aber es hat sich mal wieder gelohnt. Man könnte hier sogar baden, wir begnügen uns wie meistens mit dem Ausblick.Ich entscheide mich zu ein paar Experimenten mit außerplanmäßiger Langzeitbelichtung, wie immer ohne Filter oder Stativ. Liegen ja genug Steine rum. Und länger belichten heißt in dem Fall auch länger rasten.
Danach quälen wir uns die Treppen wieder hoch, unsere Knie haben sich zwischenzeitlich in eine Beschwerdeabteilung verwandelt, und ich diagnostiziere beidseitige Innenmeniskus-Schmerzen bei mir und rechtsseitige Kreuzbandbeschwerden beim Gatten.
Verdient.
Jetzt müssen wir aber nur noch dem Rundweg über die schöne Brücke zurück nach unten folgen.
Die Anlage und das Wegenetz gefällt uns trotzden ausgesprochen gut. Noch ein kleiner Wasserfall zum Schluss, wir sind halt doch zur Trockenzeit hier.Die Vegetation ist schön urig.
Am Ende kommen wir noch an einem schön angelegten Teich mit Park und Hot Pot vorbei. Das Wasser ist uns zu trüb, und vermutlich kämen wir sowieso nie wieder dort raus, wenn wir da jetzt reingingen.
Den Enten und Fischen gefällts offenbar auch.
Auch wenn es sich bei Wander-ADHS offenbar um ein durchaus schwerwiegendes und nicht zu unterschätzendes Krankheitsbild handelt, dass man nicht auf den leichten Fuß nehmen sollte, hat uns unser kleiner Abstecher sehr gut gefallen. Solche Projekte unterstütze ich immer gerne. Zur Belohnung gönnen wir uns am Seeufer ein Eis, bevor wir die knapp drei Kilometer flachen und einfachen Rückweg zum Auto antreten. Fotografiert habe ich genug für heute, noch zwei schnelle Handyschnappschüsse und dann reicht es auch.
Am Ende sah unsere schöne, leichte Tour mit wenigen Höhenmetern aus Alltrails (hier die geplante Runde)...
... so aus. Irgendwas stimmt mit uns nicht, wir denken über eine Therapie gegen Wander ADHS nach. Vielleicht morgen.
Wir bringen unsere schweren Beine nach Hause zum Pool und freuen uns aufs doch sehr wohlverdiente Abendessen. Heute gibt es Portugiesisch, zur Feier des Tages gönnen wir uns erstmal eine leckere Kohlsuppe mit Chorizo und Knoblauchbrot. Bringt auch Flüssigkeit zurück.
Danach ein buntes Allerlei vom Portugiesischen Vorspeisenbuffet. Lecker.Hauptgericht: Reis mit Bohnen und Weißkohl mit Brot, dazwischen ein sensationeller Fisch und Meeresfrüchte Eintof. Das beste Gericht bisher, auch wenn es nicht schön aussieht.
Käse ist leider der selbe wie immer und fällt zugunsten von "mehr Nachtisch" aus. Es gibt Schokoladenkuchen, Kokos-Karottenrolle und Orangenkuchen. Alles sehr lecker.
Danach wie immer (der Mensch ist ein Gewohnheitstier) das zweite Kulturgut in der Bar, die Sturmtaucher müssen heute mit Live-Musik in der Bar um die Wette singen. Der Sonnenuntergang war auch wieder schön.Wir schonen jetzt die Beine, aber morgen, da machen wir wirklich mal was ruhiges.
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