Montag, 22. August 2022

Stuck in the Middle - mit dem Neo zum Pool

Nach einer ruhigen, entspannten Nacht schälen wir uns sogar halbwegs ausgeschlafen aus dem Bett und begeben uns mit leerem Magen direkt zum Flughafen - in der Hoffnung, schnell durch Check-in und Siko zu kommen und gemütlich in der Lounge zu frühstücken. Unser Plan geht auf, allerdings müssen wir uns an der Sicherheitskontrolle von meiner seit Jahren für mein grünes Gewissen mitreisenden und bis dato niemals (nichteinmal von mir selbst) genauer auf Leistungsfähigkeit geprüften Solarpowerbank trennen. Heute ist offenbar nicht nur ein sehr gründlicher Tag, und ich muss sowohl Tablet als auch die komplette Kameraausrüstung auspacken (man erinnere sich, in Amsterdam wollten sie nicht einmal mehr Flüssigkeiten sehen), wir geraten noch dazu an einen Mitarbeiter, der die Vorschriften nicht nur sehr genau lesen, sondern auch noch rechnen kann. Nach einer Kontrolle der Beschriftung von Watt und Ampere Zahl mit Hilfe einer Lupe rechnet er mir vor, dass meine Powerbank statt der erlaubten 100 Wh 130 Wh Leistung hat und damit entweder von der Lufthansa genehmigt werden oder leider hierbleiben muss. Die Regels sind die Regels, also leiste ich mir eine Einlagerung für 4 € und hoffe, die Gepäckaufbewahrung hat bei unserer Rückkehr nach 20 Uhr überhaupt noch geöffnet. Nochmal den Sicherheitsbereich gen Check-in Schalter verlassen auf die Gefahr hin, dann länger an der soeben noch leeren Siko anzustehen, ist mit leerem Magen und Aussicht auf Frühstück einfach keine Option, zumal wir noch einen weiten Weg vor uns haben.

Im Duty Free entschädige ich mich noch schnell durch einen Frustkauf für die verlorene Powerbank und freue mich, endlich mal wieder ein etwas herberes, dezentes Damenparfum, das nicht nach bunten Blumen und Zuckerwatte riecht und Tote wieder aufweckt und danach sofort wieder in die Kiste befördert, erwerben zu können. Langer Rede, kurzer Sinn, spätere Recherchen ergeben: Ich habe mal wieder Herrenparfum gekauft, auch wenn der Gatte Stein und Bein schwört, dass es in der Damenabteilung stand. Egal, riecht trotzdem gut, sagt auch der Gatte.

Heute hat endlich mal die vielgelobte Panorama Lounge geöffnet, die ich seit einigen Jahren testen wollte, aber nie Glück mit den Öffnungszeiten hatte. Wir werden nicht enttäuscht, endlich mal eine etwas individueller und gemütlich gestaltete Lufthansa Lounge. Im rechts abgetrennten "Buffet-Bereich" gibt es einige Sitzgelegenheiten und ein (im Vergleich zu meinen Corona-Flügen der letzten beiden Jahre) durchaus anständiges Buffet für ein angemessenes Frühstück. Sogar Prosecco findet sich wieder in der Kühltheke. Der Obstsalat im Glas kam später und hat es nicht mehr aufs Bild geschafft, ebenso der obligatorische LH-Kartoffelsalat im Glas, den ich mir zum Frühstück alerdings verkneife. Der Gatte hungert nicht etwa, er war zum Zeitpunkt des Fotos am Buffet unterwegs.
Links des Eingangsbereichs finden sich diverse, durch einen Flur verbundenen Räume mit Wohnzimmeratmosphäre.
Auch hier gibt es wieder ein Buffet mit Getränken und Kleinigkeiten.
Wir finden noch zwei freie Sessel im hintersten "Wohnzimmer". Auch wenn hier keine optimale Sicht aufs Rollfeld herrscht, gefällt uns die Lounge vor allem mit Ihren unterschiedlchen, kleinen Raumkonzepten ausgesprochen gut.
Dafür nehme ich gern die 10 Minuten Fußweg zum Gate in Kauf, wir sind ja gut zu Fuß und etwas Bewegung hat ja noch keinem vor fast 5 Stunden Flug geschadet. Jetzt sind wir zumindest schonmal ordentlich gesättigt, und ich habe mein morgendliches Koffeinniveau erreicht, um lebensfähig zu sein.

Vor den Einstieg hat der Liebe Gott das Boarding gestellt, es erfolgt heute per Bus, obwohl die Maschine an einem Finger parkt. Leider kam sie zuvor aus Amman und steht im Non-Schengen Bereich. Es ist also organisatorisch günstiger, die Passagiere per Bus zum Non-Schengen Gate zu bringen, statt die Maschine nach Schengen. Leuchtet mir zwar ein, habe ich so aber auch noch nicht erlebt. Man lernt nie aus.
Nach unserer kleinen Flughafenrundfahrt boarden wir also entspannt den A321 Neo mit der Kennung D-AIEO, der nach der Wunderbaren Stadt "Hagen" benannt ist, und ich schicke noch einen schnellen Fotogruß an meinen dort wohnhaften Arbeitskollegen los.
In der Morgensonne erstrahlt das prächtige neue Flugzeug (seit Juni diesen Jahres in Betrieb), das so hochmodern ist, dass es nicht einmal mehr mit USB-Steckdosen ausgeliefert wurde. Nachdem man mir an der Siko meine Powerbank abgenommen hat, wittere ich eine Verschwörung. Die IT würde im Übrigen mit Hochdruck an einer neuen Lösung arbeiten, wie uns die ebenso begeisterte Purserin mit einer Mischung aus Zwinkern und Augenverdrehen verrät. WLAN gäbe es im übrigen auch nicht. Danach zieht sie sich zurück, um verzweifelt ihren neuen Ofen zum Laufen zu bekommen. 

Der Blick auf die Französischen Alpen entschädigt kurzzeitg.
Wir sitzen entspannt auf unseren unbequemen aber funkelnagelneuen Sitzen und harren noch gut gesättigt des "Tasting Heimat Leipzig" Menüs, das im Übrigen im wahrsten Sinne des Wortes sehr handlich ist.

Ich entscheide mich für die süße Variante und bekomme freundlicherweise etwas, was (Leipziger) Bündnerfleisch sehr nahe kommt auf meinem zugehörigen Wurstteller.
Der Gatte wählt die herzhafte Alternative, den weltweit berühmten Leipziger Crêpe, der sich als gefülltes rührei entpuppt und gestattet mir, meine dekorative Walnuss gegen ein halbes Essiggürkchen aus dem Leipziger Spreewald zu tauschen. Neu war uns auch, dass die Stadt Leipzig berühmt für ihren Petersilien-Couscous ist.
Insgesamt waren beide Menüs aber deutlich besser als befürchtet, zumal die ausgesprochen freundliche und gut gelaunte Crew nicht geizig mit Croissants und Brötchen war und der Gatte sogar noch ein Brötchen Nachschlag bekam. Auch Getränke wurden reichlich und aktiv angeboten und verteilt. Ansonsten ist der Flug bis auf diverse eingeschlafene Körperteile beim Versuch auf den Campingstuhl-gleichen Sitzen ein wenig zu schlafen sehr unspektakulär. Da es sich um einen "Urlaubsflug" handelt, gibt der Kapitän zwischenzeitlich ein paar interessante technische Details Preis, und so muss Frau Aviation-Geek das Startgewicht von 79 von 89 möglichen Tonnen heute mal nicht beim Ausstieg erfragen.
Nach gut vier Stunden kommt eine erste Azoren-Insel ins Sichtfeld. Mangels Flight Map und geographischer Orientierung meinerseits bleibt sie unbenannt.
Der Anflug auf Sao Miguel ist ebenso kurvig wie schön.



Nach einer kräftigen Landung in PDL werden wir mal kurz und unbürokratisch von gelb bewesteten Flughafenmitarbeiten zum übersichtlichen Terminal geleitet. Hat ein bisschen was von Schülerlotsen, funktioniert aber auch problemlos ohne Bus. 
Kurz darauf kommt tatsächlich unser Gepäck, diesmal auch wieder vollständig, aufs Band. Wider Ewarten sind wir eine Stunde vor der angegebenen Zeit am Mietwagenschalter und reihen uns in die zum Glück nicht allzu lange Schlange ein, nachdem wir das winzige Avis Schild am Terminal der Ilha Verde Autovermietung entdeckt haben. Nachdem wir an der Reihe und alle Formalitäten erledigt sind, reißt meine Glückssträhne bei Mietwagen auch hier nicht ab, und wir bekommen wieder ein Upgrade vom gebuchten Ford Focus auf einen Mazda CX 30. Mit japanischen Autos kann ich grundsätzlich am besten, von daher bin ich auch hier richtig zufrieden, auch wenn ich mich nach 4 Jahren permanentem Automatik Fahren nochmal kurz ans Schaltgetriebe gewöhnen muss. Tatsächlich hat auch dieser Mietwagen eine schöne, dezente Farbe, nach Nato-Oliv-Grün in Neufundland fahren wir also jetzt für zwei Wochen ein schickes dunkelgrau-metallic. Der Mietwagen fügt sich auch nach knapp 30 minütiger Fahrt direkt gut in die schöne Hotelzufahrt ein.

Auch mit der vom Gatten gebuchten Suite bin ich zufrieden, es gilt also mal wieder "Happy Wife, happy Life".
Die Aussicht ist schön,
...Wetter und Pool sehr verlockend,...
... und so werfen wir uns heute einfach nur in Badeklamotten und parken uns zwecks Erholung von der Anreise am Pool.
Während ich bloggend am Pool liege, weht mir ein sanfter Schwefelhauch um die Nase. Willkommen auf der nächsten Vulkaninsel, ich fühle mich schon fast ein wenig heimisch. Nachdem wir noch kurz die angenehm frische Wassertemperatur des Pools getestet haben (dieser ist übrigens erstaunlich groß und bis 3,70 m tief), machen wir uns frisch und begeben uns zum - wie üblich opulent bebilderten - Abendessen in Buffetform.
Klares Highlight: Die schwarze Pasta mit Käsesauce und Shrimps.
Käse mit Birnengelee und Ananasmarmelade. Können sie hier.
Den Sonnenuntergang gibt's gratis dazu.

Nachtisch gab's natürlich auch, die heimische Ananas schmeckt deutlich aromatischer als die importierte bei uns.
Kulturguttest war heute übrigens Basalto Tinto von der Nachbarinsel Pico. Mehr Details, als dass er trocken und süffig war, habe ich leider akut nicht, muss zum Ende des langen Anreisetags auch reichen.

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