Mittwoch, 20. Oktober 2021

Zufällige Treffen mit Ursel und Trute

Heute widmen wir uns einer unserer wichtigsten Kernkompetenzen: lange und planlos auf kurzer Strecke unterwegs sein. Da wir nur 180 km Fahrt zum La Mauricie Nationalpark vor uns haben, hat man ja reichlich Zeit zum unterwegs Verplempern übrig. Damit wir dabei nicht von Hunger geplagt werden, starten wir wieder einmal mit einer gewohnt ausgiebigen Frühstücksvariante in den Tag.
Heute gab es für den Gatten Avocadotoast mit pochiertem Ei und Khale Salad, was wohl eine Art Kohl ist. Ich bestelle den Lachs-Bagel, da ich aber kein Freund von Salat zum Frühstück bin, bestelle ich den zugehörigen Salat ab. Man bietet mir an, diesen durch Obst zu ersetzen und meint es dabei sehr gut. Oben im Bild wieder Joghurt mit Beeren, Granola und Ahornsirup. Satt wären wir auch ohne diesen geworden, aber lecker ist er.

Da wir heute nur eine verhältnismäßig kurze Strecke zu fahren haben, bummeln wir zuerst noch eine Runde durch die Altstadt und kaufen uns ein Paar T-Shirts und Ohrringe als Andenken. T-Shirts kann man wenigstens tragen und sie stauben nicht zu. Noch zwei Kühlschrankmagneten dazu, die kann dann der Kühlschrank zu hause tragen und der freut sich auch immer über ein Mitbringsel. Der Quietscheentenladen hat noch geschlossen, ansonsten hätte es wohl doch noch einen Staubfänger gegeben.
Ansonsten ist die Altstadt ja auch nochmal schön anzusehen, sind wir jetzt schon ein paar Mal durchgelaufen, irgendwie habe ich nie Fotos gemacht. Also hier zumindest ein Eindruck von einer Seitenstraße 
und ein Foto der - natürlich aufgrund von COVID zwecks Renovierung geschlossenen - Basilika.
Irgendwie merke ich gerade wieder, dass ich lieber in der Natur als in Städten fotografiere, was insbesondere daran liegt, dass ich mir immer völlig beknackt vorkomme, meinen Riesentrümmer durch die Stadt zu schleppen. Zum Glück kann man ja auch mal ein schnelles Handyfoto machen. Wie auch von diesen drei niedlichen Tratschtanten.

Danach checken wir aus und machen uns auf den Weg in Richtung La Mauricie Nationalpark. Konkretes haben wir auf der Strecke nicht geplant, meistens findet sich ja doch was schönes spontan unterwegs. Sonst wird einfach durch die Gegend geguckt und gefahren. Nachdem wir Montreal verlassen habe, fährt allerdings zunächst niemand mehr, sondern wir müssen durch einen 30 Minuten langen Stau. Macht nichts, wir haben ja Zeit.
Irgendwann geht es weiter und wir halten mal Ausschau nach Schildern zu Sehenswürdigkeiten, aber so wirklich spannendes ist nichts dabei, bis ein Schild mit Hinweis auf die "Chutes de Sainte-Ursule" auftaucht. Meine rudimentären Französischkenntnisse sagen mir, dass es sich bei Chutes um Wasserfälle handelt, diese Ahnung wird durch das Wasserfallsymbol auf dem Hinweisschild bestätigt. Wasserfälle gehen ja bekanntlich bei uns immer, wir haben nach Island fast schon ein bisschen Wasserfallentzug, und so ist die Entscheidung für einen Abstecher schnell gefallen. Große Erwartungen haben wir nicht, aber auch nichts anderes vor mit dem angebrochenen Tag, also haben wir nichts zu verlieren.
Am Parkplatz angekommen, können wir zunächst nichts von einem Wasserfall sehen oder hören, ein Rundweg ist aber ausgewiesen. Den Parkeintritt können wir nicht entrichten, da die Rangerstation (ebenso wie die Toiletten) bereits "Closed for the Season" sind. Macht ja nichts, so lange der Weg offen und begehbar ist. Selbst wenn der Wasserfall nichts taugt, ist hier ein wunderschöner Herbstwald und ein Spaziergang zwischendurch hat noch keinem geschadet. Nach zwei Wegbiegungen erreichen wir eine kleine Brücke, die immerhin über ein Gewässer führt, das umgeben von bunten Laubbäumen ist und sich seinen Weg durch Felsen bahnt. 
Das sieht auf jeden Fall schonmal sehr schön aus und es scheint auch tatsächlich einen Wasserfall zu geben, der sich wild in eine enge Klamm ergießt.
Frau kann sich nicht so richtig entscheiden, daher nochmal ein Herbstfarbenfoto aus der anderen Richtung.
Bevor wir den Weg am Wasser entlang weiter folgen, machen wir noch einen kleinen Abstecher zu einem Aussichtspunkt über einen ehemaligen Seitenarm des Gewässers. An den ausgewaschenen Felsen erkennt man den Gewässerverlauf, an den wunderschönen bunten Bäumen den Herbst. Dazwischen verläuft noch eine dekorative Eisenbahnbrücke.
Jetzt begeben wir uns aber auf den Weg entlang des Wasserfalls und sind nach dem vielversprechenden Anfang (alleine das Gewässer ist schon größer und wilder als erwartet, auch die erste Wasserfallkaskade hatte ja schon was und auf den Infotafeln wurden mehrere davon versprochen) durchaus gespannt, was uns noch erwartet. Vom nächsten Aussichtspunkt haben wir wieder einen schönen Blick zurück nach oben zur ersten Kaskade im Herbstwald sowie der Brücke, auf der wir bei den ersten Fotos standen.
Weiter gehts zum nächsten Aussichtspunkt. Auch hier ist ein weiterer Teil des Wasserfalls zu  sehen, wenn auch ein bisschen hinter Bäumen versteckt, hat man auch hier einen tollen Blick auf wildes Wasser.
Beim vierten Aussichtspunkt ist die Sicht wieder etwas ungestörter. Wir erfreuen uns sehr daran, was wir hier völlig unerwartet gefunden haben.
Der einzige Nachteil an Begehungen von Wasserfällen ist, dass die Aussichtspunkte oft - so auch hier -  mit Treppen versehen sind. Hier hat man sich besonders viel Mühe gegeben, sowohl variable als auch vollkommen unintuitive Stufen-Höhen und -Abstände zu wählen. Hier ist alles drin, von zu hoch, zu viel Abstand bis hin zu flach. Dennoch lohnt sich der Anstieg zum letzten Aussichtspunkt nochmal so richtig, hier hat man zum Abschluss Sicht auf den kompletten Wasserfall.

Wir sind wirklich begeistert, zumal wir sowas hier in der ansonsten eher flachen Gegend nicht erwartet haben. Den Rückweg gehen wir durch den Wald und nach meinen Erfahrungen gestern, baue ich dafür mal mein Teleobjektiv an die Kamera. Meine vorausschauende Planung wird auch bald mit lauten Vogelrufen in den Bäumen belohnt. Leider kann ich keinen einzigen Vogel erkennen, aber ein schwarzes Eichhörnchen sitzt im Baum und schlägt sich ganz ordentlich den Bauch mit Samen voll. Weil es so putzig ist, hier einfach kommentarlos ein paar Fotos davon.






Hocherfreut über diesen lohnenden Abstecher genehmigen wir uns am Auto noch die beiden gestern gekauften Zimtschnecken. Vor lauter Hunger vergesse ich ein Foto zu machen. Wir treten die Weiterfahrt an und kurz vor der Parkplatzausfahrt quert ein riesiges Rudel Truten (Wilde Truthühner) die Straße. Die letzten der Gruppe erwische ich sogar noch mit einem Foto.
Der weitere Weg führt uns jetzt dank unseres Abstechers auch nicht mehr über den Highway (der übrigens hier in Québec in einem wirklich beeindruckend schelchten Zustand ist), sondern über Nebenstraßen und durch gepflegte kleine Ortschaften mit teils sehr schönen Häusern und liebevoll-lustig gestalteter Halloween Dekoration. Diese genießen wir unfotografiert aus dem Auto.
Kurz vor unserer heutigen Unterkunft halten wir noch an einem als "Skulpturenpark" ausgewiesenen Areal an, bei dem es uns weniger um die Besichtigung der etwas seltsamen und vor allem teils ziemlich runtergekommenen Skulpturen geht,

sondern um den wunderbaren Blick über den herbstliche Rivier St. Maurice und die gegenüberliegende Ortschaft.

Noch ein Foto von hier oben mit Blick auf die Straße gibt einen ganz guten Eindruck, wie sich unsere Herfahrt seit dem Wasserfall etwa zeigte.
Auf dem Parkplatz sieht man hinter dem weißen Lieferwagen auch zum ersten Mal unseren Mietwagen, einen Mitsubishi Eclipse Cross, der bisher keinerlei Erwähnung fand, was vermutlich daran liegt, dass es sich um das gleiche Modell handelt, das ich auch zu Hause fahre, allerdings nur in Basisausstattung und einigen eigenartigen "Features" versehen. So ist die Sitzhöhe in dieser Variante wesentlich höher als in der meinigen Version, der Sitz lässt sich auch nicht wesentlich tiefer stellen, dafür wird das durch ein sehr tief stehendes höhenverstellbares Lenkrad wieder wettgemacht, dem es auch in der Verstellung an Höhe mangelt. Mein persönliches Highlight ist allerdings der riesige Handbremsenhebel, der sich anstelle des in meiner Variante an dieser Stelle befindlichen Knopfes zur Bedienung der Handbremse befindet. Das Fahrverhalten ist jedoch wie gewohnt und so will ich mal nicht meckern. Der Grund, wieso ich, obwohl ich sonst immer gerne neue Autos als Mietwagen ausprobiere, den Eclipse Cross dem alternativ angebotenen RAV 4 vorgeszogen habe, war zum einen die Tatsache, dass wir ja einen dem RAV4 baugleichen Suzuki als Mietwagen in Island hatten, zum anderen einfach der praktische Grund, dass ich die Abmessungen des Eclipse Cross sehr genau kenne und mir dies zum Stadtverkehr und zwecks Parkplatzsuche sehr praktikabel erschien. Die etwas merkwürdige Farbe, die man wohl als bronzegraubraun bezeichnen kann, sieht man ja von innen nicht und war sicher nicht maßgeblich. Ich habe allerdings auch mein eigenes Auto mit der Farbauswahl "Ich nehme den, der am Montag abholbereit ist" gekauft und bin diesbezüglich recht schmerzfrei, so lange die Karre nicht rot ist. So, wäre der Mietwagen am Bummeltag auch abgehandelt, vielleicht mache ich in den nächsten Tagen trotzdem noch ein Foto von selbigem.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, die ebenfalls schön am Rivier St. Maurice liegt. (In meinem Kopf höre ich die ganze Zeit King Julien, den Lemurenkönig aus dem Disneyfilm Madagaskar nach seinem Berater "Maurice" rufen).



Als wir fertig sind mit Ausladen, brennt förmlich der gegenüberliegende Herbstwald in der untergehenden Sonne.

Als wir uns kurz darauf auf den Weg machen, ein Restaurant im etwa 20 Mintuen entfernten Ort "Grand Mère" (den unser Rezeptionist ausspricht wie "Grand Mal", was sich als nicht völlig unpassend erweist) zu finden, brennt auch der Himmel.
In Grand Mère werden Dienstag abends offenbar schon früh die Bordsteine hochgeklappt, die Restaurants sind wenig verlockend oder geschlossen. Meistens jedoch sind sie beides. Am Ende entscheiden wir uns für die einzige Fast Food Kette vor Ort, bei der es sich dann noch um ein wohlbekanntes goldenes M mit deutlich besschränkterer Auswahl als zu Hause handelt. Daher habe ich heute auch kein Abendessensfoto für Euch, ich denke, es weiß jeder, wie ein Big Mac aussieht. Als wir auf dem Weg zum Essen an einem IGA Supermarkt vorbeikommen, wo wir uns sowieso noch mit ein wenig Proviant zum Wandern eindecken, nehmen wir aber zumindest noch ein Sixpack Kulturgut mit: 
Es handelt sich um ein Rickard's Red von der Molson Brauerei, an der wir in Montreal öfter vorbeigekommen sind. Ich erinnere mich dunkel, das Bier schonmal irgendwo getrunken zu haben und wie so oft bei "Red Ale" schmeckt es einfach nur erfreulich malzig und leicht bitter, frei von jeglichen Obst-Noten. Damit kann man den Abend zumindest gemütlich auf der Couch ausklingen lassen, während man die Irritation darüber verarbeitet, dass man in Quebec im Supermarkt einfach so Bier und Wein erstehen kann, ohne in einen extra zertifizierten Liquor Store dafür zu müssen.

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