Mittwoch, 13. Oktober 2021

Die Vögel stehen günstig - ein Herbstspaziergang auf dem Feld.

Langsam wird es herbstlich, also geht frau mal raus aufs Feld gucken, ob sich Getier zum Fotografieren findet. Wenn nicht, hat man immerhin Chancen auf schöne Herbstmotive. Fangen wir mit einer knittrigen Mohnblume an, damit man schonmal ein schönes Motiv als ersten Erfolg hat.
Ich begebe mich zum Bach, dort ist es inzwischen matschig, und daher sind nicht mehr so viele Menschen unterwegs wie im Sommer, die die Tierwelt, schon bevor meine Anwesenheit stört, aufscheuchen. Das Kaninchen scheuche ich jedoch selber auf, und es ist auch zu schnell weg für die Kamera. 
Läuft. 
Zumindest das Tier. 
Ich wandere leise am Bach entlang, und irgendwann wird meine Vorsicht belohnt und ein Stieglitz wagt sich zum Baden an den Bach.

Vorsicht, könnte kalt sein.
Ob es wirklich zum Baden taugt...
Uiuiui vielleicht ist es doch zu kalt.
Jap. Kalt.

Letztendlich traut man sich dann aber doch...

...aber es ist schon irgendwie frisch.

"Sagen Sie mal, fotografieren Sie mich etwa beim Baden?"
...egal.





"Sie fotografieren mich doch beim Baden..."
"Unverschämtheit!!!"
"So nicht! Tschö."
 
Ich setze meine Runde fort, allein schon um den Schlamm von den Schuhen abzulaufen, schließlich müssen die demnächst in den Koffer. Bezüglich meiner Fotomotive schwanke ich zwischen Optimismus und "Badender Stieglitz ist Glücksfall genug, jetzt kommt nichts mehr.". An der Stelle, an der ich sonst IMMER, wenn ich keine Kamera dabei habe, mindestens einen Reiher sehe, sind die Reiher heute wie immer bei meinen Fotospaziergängen kurzfristig ausgestorben. Ich drehe weiter meine Runde ums Landschaftsschutzgebiet und, bevor ich anfange, mich zu langweilen, mache ich mal wieder ein schönes Herbstblumenfoto. Diesmal eine Ringelblume:
Ich umrunde das Naturschutzgebiet, und außer viel Geraschel im Gebüsch durch aufliegende Vögel tut sich nichts. Wäre ja auch übertrieben, ein Vogelfoto mit leuchtend roten Herbstbeeren zu machen. Auf dem Rückweg fange ich an, mich zu langweilen, und komme auf die seltsame Idee, orange (Stichwort: Herbstfarben) Nacktschnecken auf dem Weg zu fotografieren.
Bei dieser bin ich mir nicht sicher, ob sie ihren überfahrenen Kameraden betrauert oder auffrisst. Ich halte das Foto für preisverdächtig in der Kategrorie "Bizarrer Alien Horror".

Für den gemäßigteren Fotografen oder Leser gibt es auch einfach nett über den Weg kriechende Nacktschnecke.


 
Meine Verzweiflungstat wird durch laute Raubvogelrufe unterbrochen. Gottseidank, ein Turmfalke kreuzt meinen Weg.
Nachdem ich mich beim Fotos Bearbeiten frage, was mit den Füßen des Vogels nicht stimmt, schaue ich genauer hin und stelle fest, es sind nicht seine Füße, sondern die Füße seiner Beute, die da unter seinen baumeln. Vermutlich hat man sich unmittelbar vor dem Vorbeiflug eine Maus gefangen. Sei ihm (oder ihr) vergönnt.

 
Eigentlich bin ich inzwischen mit meiner Ausbeute recht zufrieden, langsam wird der herbstliche Wind auch recht frisch, und ich trete den Heimweg an. Auf halber Strecke vernehme ich den mir inzwischen doch recht bekannten Schrei eines empörten Reihers, der kurz darauf in mein Blickfeld und danach in eine bereitstehende Birke fliegt.
Ein Reiher im Baum ist natürlich ein nicht ganz so alltägliches und daher auch noch erfreulicheres Motiv als ein Reiher auf dem Feld.
"Hallo Sie, was machens bittschön da unten mit dem großen schwarzen Rohr????"
Danach fängt es furchtbar in Baum und Reiher an zu rascheln, und es macht es den Eindruck, als würde irgend etwas ganz furchtbar schiefgehen.

Offenbar handelt es sich hier aber weder um einen Unfall noch um einen Absturz (zumindest schafft es der Reiher irgendwann überzeugend, diesen Eindruck zu erwecken), sondern er versucht zu starten.
Majestätisch breitet der elegante Vogel, der vor Sekunden noch am Rande des Absturzes stand, seine großen Schwingen aus...
... und fliegt davon.
Aufgrund der Haltung des Halses beim Flug wird der Reiher bei den kanadischen Natives auch "Broken Neck Bird" genannt. Vielleicht ist das auch nur die nette Erklärung, und eigentlich kommt der Name daher, dass einige Reiher sich bei Abstürzen beim Versuch, aus Bäumen zu starten, das Genick brechen. 
Ich mache mich jetzt jedenfalls nach einer erfolgreichen Fotorunde auf den Heimweg und beschäftige mich mit der Frage, wie ich meine Wanderschuhe sauberbekomme, bevor sie in den Koffer müssen.

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