Sonntag, 17. Oktober 2021

Frankfurt - Montreal, der unkreativste Titel allerzeiten

Endlich wieder Reisen. Da man in heutigen Zeiten ja jede sich bietende Gelegenheit nutzen muss, sind wir ziemlich genau 6 Wochen nach Beendigung unseres Island-Urlaubs wieder auf dem Weg zum Flughafen. Diesmal nach Frankfurt, in Amsterdam gab es keine nonstop-Verbindung nach Montreal. Ist ja auch schon eher "Off Season", ich habe jetzt schon das Gefühl, das wird noch öfter Thema sein. Da unser Flug samstags um 10 Uhr startet und man ja unbedingt 3 Stunden eher am Flughafen sein soll, quartieren wir uns für die Nacht von Freitag auf Samstag im Hilton am Flughafen Frankfurt ein. Ich habe nämlich keine Lust, Samstag morgens um 5 Uhr über die Autobahn zu schaukeln, um spätestens halb 8 am Flughafen zu sein. Das Hotelzimmer ist erwartungsgemäß nett und geräumig,
ansonsten scheint uns die Corona-Krise noch deutlich mehr im Griff zu haben, als wir dachten. Am Flughafen scheint weiterhin eine Art Ausnahmezustand zu herrschen, im Hotel ist nur das Bistro und nicht das Restaurant geöffnet, am Flughafen eigentlich gar nichts, bis auf ein paar Kiosks mit Backwaren. Selbst die gängigsten Fastfood-Ketten haben um 20 Uhr bereits geschlossen. Im Hotelbistro herrscht dank des Krisenzustands bei der Restaurantsituation ebenfalls Hochbetrieb. Wir ergattern nach unserem erfolglosen Ausflug einen Tisch und irgendwann auch etwas zu essen:
Einen Burger für den kleinen Hunger (was eher daran liegt, dass ich übersehen habe, dass man die Fritten hätte extra bestellen müssen). Der Gatte hat dafür das Rundum-Sorglos-Paket, einen Pulled Pork Burger, auf dem noch ein Egg Bendict samt Holandaise thront und der Einfachheit halber auch gleich noch die Süßkartoffelpommes mit drauf liegen. Geschmeckt hat es aber, sagt er. Zur Feier des Urlaubsbeginns lasse ich mich noch zu einem Stück Cheesecake überreden. Ist ja sonst nicht meine Art...
Die Beleuchtung an der Decke verleiht dem Abend zusätzlich einen extravaganten, stimmungsvollen Charme.
Danach begeben wir uns ins Bett, auch ohne längere Anfahrt klingelt der Wecker um 6 Uhr, damit wir vorm Check-in noch etwas vom Hotelfrühstück haben. 6 Uhr ist für mich jetzt nicht wirklich optimale Essenszeit, aber der Gatte findet, bezahlt ist bezahlt. Trotz der Notstände, was das Abendessen angeht, kann man über das Frühstück auch wirklich nicht meckern. Danach starten wir das Abenteuer "Auto umparken" und nach gefühlt drei Runden um den Flughafen und und mindestens 25 Schranken mit zu ziehenden und wieder an der nächsten Schranke zu entwertenden Parkscheinen erreichen wir unseren reservierten Stellplatz. 
Nächste Hürde ist der Check-in. Hier gibt es diverse Dokumente (Arrive Can App, PCR-Test, Impfnachweis und natürlich den Reisepass) vorzuweisen, und es wurde in den letzten Wochen von beträchtlicher Schlangenbildung mit Wartezeit berichtet. Zu früher Stunde hält sich die Schlange mit zwei Passagieren vor uns doch sehr in Grenzen und auch wir kommen zügig durch und alle Dokumente werden anstandlsos (und digital auf dem Handy) akzeptiert. Nachdem ich uns vor einigen Tagen noch ein Upgrade in die Business Class ersteigert habe, trifft uns hier noch eine freudige Überraschung: da die Air Canada Lounge leider noch geschlossen hat (vermutlich auch hier wegen der weiterhin herrschenden Notlage nationaler Tragweite am Flughafen Frankfurt) dürfen wir priviligierten Air Canada Passagiere nicht nur die Lufthansa Lounge butzen, nein, wir werden direkt in die Lufthansa Senator Lounge "umgeparkt". 
Kann man nicht klagen, aber ein bisschen jammern auf hohem Niveau sei erlaubt, es gibt nämlich kein Ginger Ale (was eigentlich eines meiner beliebtesten, unweigerlich mit Reisen assoziierten Getränke ist). Satt sind wir trotz des offenbar recht normalen und ausgiebigen Frühstücksangebotes noch vom nicht minder üppigen Frühstück im Hotel, aber ein Gläschen Sekt zum Urlaubsbeginn ist drin. Unser Flugzeug ist auch schon gut aus Toronto gelandet, eine Boeing 777-333 mit der Kennung C-FITW.
Das Boarding verläuft recht unspektakulär und zügig, nur von der allseits bekannten Krisensituation mit Abstandhalten ist hier (genau wie zuvor an der Sicherheitskontrolle, wo alle Abstandhaltenden dazu angewiesen wurden, aufzurücken) nichts mehr zu spüren. Der Start lässt auf sich warten, Captain Jenkins (als alter WOW-Spieler frage ich mich, ob er mit Vornamen Leeeeeroy heißt) verkündet zweimal sehr genervt, dass man NOCH einen weiteren Container ins Gepäckabteil verladen würde. Ich wittere meine Chance und frage, ob ich nicht mal wieder einen Blick ins Cockpit werfen darf. Die Flugbegleiterin meint zwar, dies sei seit 9.11. nicht mehr erlaubt, auch am Boden nicht, aber nachdem ich offenbar zwar vollkommen nerdig, aber harmlos wirke, fragt sie mal nach und sichert mir zu, ich dürfe nach der Landung noch eine kleine Cockpitbesichtigung vornehmen. Das sind doch erfreuliche Aussichten. Irgendwann sind auch alle Container verladen und wir fahren erstmal gefühlt die halbe Strecke nach Montreal am Boden, unter anderem Vorbei an einer LH Boeing 747.
Mit schönem Blick über Frankfurt mit etwas Nebel starten wir Richtung Köln nach Nordwesten.



Irgendwo über dem Ärmelkanal wird Mittagessen serviert. Tatsächlich auch mal zur Mittagszeit.
Im Bild sieht das dann so aus:
Die Vorspeise ist sehr lecker, was man vom Hauptgericht nicht wirklich behaupten kann. mit dem Nudelgericht erwisch ich nicht nur einen kulinarischen und ästhetischen Tiefpunkt der Flugzeugküche, ich beschäftige mich noch dazu mit der Frage, wie man auf die Idee kommt, ein komplettes Flugzeuggericht mit Zwiebeln zu bedecken. Das bringt selbst mich als Zwiebelliebhaber visuell und geschmacklich an meine Grenzen, zumal Zwiebeln schon am Boden nicht unbedingt als äußerst bekömmlich bekannt sind.
Der Gatte hat das Hühnchen und fand es gut, aber hat kein Foto davon gemacht. Der Nachtisch reißt es dann wieder raus, der Schokstreuselkuchen ist ausgesprochen lecker und ersetzt im Grunde auch eine komplette Mahlzeit.
Ansonsten passiert nichts spannendes, ich lese ein wenig und mache ein Mittagsschläfchen, der Gatte schaut Film und irgendwann gibt es noch einen Snack vor der Landung.
Den Nudelsalat habe ich nicht probiert, der Rest ist - bis auf das abgepackte Brötchen - recht lecker, aber mein Magen möchte gerade lieber landen als essen. Nach ein paar ersten Ausblicken auf  das herbstfarbene Montreal durch die Wolken


stürmt unmittelbar nach der Landung gefühlt die komplette Economy Class ungebremst nach vorne, noch bevor eine Passagierbrücke angedockt ist oder wir auch nur fertig aufgestanden sind. So etwas habe ich noch nicht erlebt und das ausgerechnet heute, wo ich noch einen wichtigen Termin im Cockpit habe. Hierzu werde ich auch von der netten Flugbegleiterin, die es nicht vergessen hat, nach vorne gewinkt, was beinahe zu Tumulten und hefitgen Beschwerden der von hinten nach vorne drängenden Massen führt, es müssten ja schließlich alle aussteigen. Ich muss schon sehr vehement klarmachen, dass ICH nicht aussteigen, sondern ins Cockpit will UND DARF und irgendwann komme ich auch unter Einsatz meines vollen Körpergewichts durch die drängenden Massen (die eigentlich dazu aufgefordert waren, Gedränge im Gang zu vermeiden und Abstand zu halten) zum Cockpit und werde freundlich von den beiden Piloten empfangen. Es entsteht eine sehr interessante Fachsimpelei über Boeing und die 737 Max Problematik, da der 1st Officer bis vor kurzem selbige geflogen ist. Auch ansonsten gibt es wieder einige interessante Infos für den Aviation-Geek in mir. Danach ist das Flugzeug auch leer und wir können bequem aussteigen. Da wir offenbar die einzige gelandete Maschine waren, kommen wir auch zügig zur Einreisekontrolle, wo sich die Automaten unseren Pässen verweigern. Aber auch das lässt sich dann eben mit einer kurzen Unterhaltung mir dem Grenzbeamten regeln, der - ganz wie vor Corona-Zeiten - nur an den üblichen Fragen zur Einreise interessiert ist. Zum Dank gibt es einen blauen Punkt auf den Pass, was einem in Montreal vom "Zufalls-PCR-Test" bei Einreise befreit. Die Koffer kommen dann auch relativ zügig und auch bei Hertz geht alles schnell. Am Ende haben wir die Basisversion meines Mitsubishi Eclipse Cross von zu Hause in einem geschmackvollen grau-braun-Ton. Hat aber den Charme, dass ich im Stadtverkehr und bei engen Parkplätzen die Abmessungen des Autos sehr genau kenne. Die Alternative wäre der Toyota RAV4 gewesen, aber den hatten wir ja in der Suzuki-Variante gerade in Island. Der Flughafen ist relativ nah an der Innenstadt und so erreichen wir nach etwa 20 Minuten die "Auberge au vieux Port" mit schönem, geräumigem Zimmer und Herbstlaub vorm Fenster für 3 Nächte.


Da es schon den ganzen Nachmittag im Wechsel mit leichtem Regen wie aus Eimern schütter, beschränken wir uns auf das Einkaufen von Getränken und ein frühes, aber sehr gutes Abendessen im hoteleigenen Seafood-Restaurant. Da der Hunger nicht allzu groß ist, gibt es Lobster Roll, Fish&Chips und dazu IPA, das vorneweg leicht fruchtig aber hintenraus sehr herb ist.
Eventuell kommen wir an einem der kommenden Abende zum Meeresfrüchte Essen wieder, heute wäre das Perlen vor die inzwischen doch sehr müden Säue gewesen.

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