Dienstag, 26. Oktober 2021

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, ich war von diesem Urlaub mehr als angenehm überrascht. Die beiden Städte, Montreal und Québec waren wirklich schön und vor allem toll zu erlaufen. Sowohl von den vorgelagerten Inseln als auch vom Mont Royal hat man einen wunderbaren Blick über Montreal. 
 
In Québec hatte man ebenfalls einen schönen Überblick über die Stadt, wenn man zur Zitadelle hinauf wandert. Auch die vielen kleinen Gassen sind schön zu erlaufen. Québec ist architektonisch irgendwo zwischen England und Frankreich anzusiedeln. Dafür allein müsste man sicher nicht extra nach Kanada, aber wenn man sowieso in der Gegend ist, ist es sicher einen Besuch wert. 
Da wir sowieso nicht so die Museums- und Gebäude-Besucher sind, war es jetzt kein allzu großer Beinbruch, dass vieles wegen COVID geschlossen war, zumal wir nichts anderes erwartet haben. Was ich wirklich schade fand, war der geschlossene Olympiaturm und die Kathedrale in Montreal. Letztere wäre sogar am Wochenende offen gewesen und es hätte abends ein Event mit Lichtprojektionen gegeben, das haben wir allerdings erst Dienstags erfahren, war also einfach schlecht recherchiert von uns. Hätten wir sicher besser gemacht, wenns uns wirklich extrem wichtig gewesen wäre. Wir sind da aber eher so "Ach guck mal, eine Kirche! Wenn offen ist, schauen wir mal rein, wenn nicht, halt nicht.".
 
Als echtes Highlight wider Erwarten hat sich auch unsere Wanderung im La Mauricie Nationalpark erwiesen. Diese war landschaftlich wirklich schön mit toller Aussicht und sehr viel Abwechslung und noch dazu läuferisch durchaus anspruchsvoll mit einigen Höhenmetern, und ein wenig Trittsicherheit brauchte es stellenweise auch. Von glazial geformten Felslandschaften über Seen in idyllischer Waldlage bis hin zu kleinen Wasserfällen war wirklich alles dabei. Da konnte man auch verschmerzen, dass hier die Laubfärbung nicht ganz so spektakulär war. Dafür, dass das Ganze nur als Ein-Tages-Stop mit Option auf Wandern in der Natur zwischen den beiden Städten gedacht war und sich der Park eigentlich in keinem meiner Reiseführer wiederfand, ein echtes Highlight. Zu beachten ist, dass man sich ab Mitte Oktober hier zwischen Sommer und Wintersaison befindet, heißt, der Park kostet keinen Eintritt, dafür sind Besucherzentrum sowie viele Trails (eigentlich alle hinter dem zweiten Parkplatz beim Eingang "Rivière-á-la-Pêche") sowie die Durchfahrt durch den Park gesperrt. Ich hatte das vorab recherchiert und gezielt nur Wanderoptionen im geöffneten Bereich ausgesucht. Wenn man vor Ort davon überrascht wird und einen längeren Aufenthalt plant, kann das sicher etwas ärgerlich sein. Eine gute Übersicht über die Öffnungszeiten und Wege bietet die Webseite des Nationalparks.

Québec bzw. Franco-Canada: Unsere größte Sorge nach vielen Berichten und unseren Erfahrungen in New Brunswick 2018 war, dass wir auf sture Franco-Canadier treffen, die des Englischen nicht willens oder mächtig sind. Dies wurde absolut nicht bestätigt, sehr oft (insbesondere dort, wo es offensichtlich war, dass wir Ausländer sind, also in den Hotels oder dort, wo man uns vorher deutsch sprechen hörte) wurden wir sofort und in meist sehr gutem Englisch angesprochen. Überall, wo man uns auf Französisch ansprach, half es, mit ein paar Brocken Schulfranzösisch zu antworten und wenn es ans Eingemachte ging, höflich darum zu bitten, ob man ins Englische wechseln könne. Viele sind dann auch schon von sich aus ins Englische gewechselt, wenn sie merkten, dass man sich zwar bemüht, aber einem Französisch sehr schwer fällt. Dabei fiel wirklich auf, dass die meisten absolut fließend Englisch sprachen, aber auch die wenigen, die es nicht so gut beherrschten, haben sich stets bemüht oder Englisch sprechende Kollegen dazugerufen. Erstaunlich fanden wir, dass man sich mehrfach nach zwei Worten Französisch (meist "Bonjour" und "Merci") wunderte, dass wir lieber Englisch sprechen wollten, da wir bei den beiden Worten so akzentfrei klangen (wohl im Vergleich zu Amerikanern, ließ man ab und an durchklingen). Das Kompliment mit dem "akzentfrei" können wir leider nicht zurückgeben: Obwohl ich noch relativ viel Französisch verstehe, auch wenn mir oft zum Sprechen die Vokabeln fehlen, habe ich hier oft kein Wort verstanden. Nur eine Kellnerin am letzten Abend konnte ich tatsächlich mal wirklich gut verstehen. Diese hat sich dann allerdings als ausgewanderte Französin geoutet, die uns versicherte, dass es nicht an unserer Sprachkompetenz läge, wenn wir die Franco-Canadier nicht verstünden, selbst sie hatte anfangs Mühe damit.
Meine Sorge, dass ich mich hier nicht so wohl fühlen würde, wie im englischsprachigen Kanada, wurde absolut nicht bestätigt. Die Menschen waren genauso freundlich und höflich wie im englischsprachigen Teil. Was uns positiv auffiel ist, dass wir einigen sehr interessierten Leuten begegnet sind, deren Interesse weit über den üblichen aus Kanada gewohnten Smalltalk hinaus ging. Ob das jetzt am hier lebenden Menschenschlag oder den durch COVID lange fehlenden Touristen lag, kann ich allerdings nicht sagen. Generell schien man immer sehr erfreut, dass man, aus Europa kommend, auch mal den französischen Teil und nicht nur die "standard Highlights" in Kanada besucht. Wir haben uns überall sehr willkommen gefühlt.

COVID und das hausinterne Risk-Assessment
In Québec (und ich glaube, so ist es zur Zeit in ganz Kanada) kommt man nur geimpft in Restaurants und teilweise wurde der Impfnachweis auch beim Check-In im Hotel kontrolliert, so dass man die Hotelrestaurants als Hotelgast ohne erneuten Impfnachweis nutzen kann. Der Impfnachweis in Kombination mit Personalausweis wurde in jedem Restaurant von Mc Donalds bis zur gehobenen Gastronomie kontrolliert, wobei der Nachweis aus der Corona App problemlos akzeptiert wurde. Wir haben dann einfach dazu gesagt, dass das der Europäische Nachweis sei und da dort eindeutig der Name und Datum/Impfstoff der zweiten Dosis zu erkennen war, wurde es überall akzeptiert. Die Restaurants laufen dadurch im Normalbetrieb, Maskenpflicht wie in Deutschland beim Personal und beim Gast wenn man sich im Raum bewegt. Am Tisch darf die Maske abgelegt werden. Auch ansonsten ist die Maskenpflicht sehr ähnlich wie in Deutschland, in öffentlichen Verkehrsmitteln, Innenbereichen und Geschäften. Das hausinterne Risk Assessment hat entschieden, dass wir uns als Geimpfte unter Geimpften wieder uneingeschränkt bewegen und auch nicht mehr unwohler fühlen, als vor COVID (ich mochte es noch nie, wenn neben mir hustende, rotzende Menschen sitzen, aber die Welt ist leider keine einsame Insel). Das Infektionsrisiko als Geimpfter ist sicher weiterhin gegeben, aber in unserem Alter mit weniger als 6 Monate alter Impfung ist das Risiko eines schweren Verlaufs so überschaubar, dass wir es unter "Lebensrisiko" abhaken. In Kanada selbst hatte ich den Eindruck, dass man sich mit der Situation arrangiert hat und das Leben seinen normalen Gang geht. Etwas unentspannt fand ich einige Flugbegleiter von Air Canada, die darauf bestanden, dass man die Maske, wenn sie zum Abräumen kommen, wieder anzieht, obwohl man noch Getränke konsummierte (ansonsten herrscht sowieso strenge Maskenpflicht an Bord, die auch stets durchgesetzt wird). Ärgerlich in dem Zusammenhang fand ich, dass man zwar die Maskenpflicht zum "Selbstschutz" des Personals streng durchgesetzt hat, sich dann aber (vermutlich auch als "Selbstschutz") insbesondere beim Hinflug nicht zuständig fühlte, wenn die halbe Economy Class die Gänge in der Business Class ohne jegliche Abstände und im Vollkontakt-Kampfmodus verstopft, bevor die Flugzeugtüren offen sind. Wenn ich für teuer Geld Business Class und damit auch Platz und schnelles Aussteigen (auch zum Schutz  vor COVID, weil ich es nicht so eng mag) buche, möchte ich wenigstens noch aus meinem Platz in den Gang kommen, ohne dass dort schon 5 Leute von hinten Nase an Nase stehen und sich noch beschweren, dass man es wagt seinen Sitz zu verlassen. Da hätte ich mir mehr Einsatz vom Personal erwartet, das wird auch bei anderen Fluglinien deutlich besser umgesetzt. Beim Rückflug sah das ganze geringfügig besser aus, zumindest gab man sich hier Mühe, die Business Class durch die vordere Türe zügig zu deboarden, bevor man die hintere Tür geöffnet hat. Etwas unglücklich ist hier auch das Setup der Türen der Boeing 777, die zwar durch zwei Eingänge geboardet wird, allerdings befindet sich die vordere Eingang für die Business Class vorne am Cockpit und der hintere Eingang für alle zwischen den beiden Business Class Abteilen. Heißt, das hintere, kleinere Abteil, das während des Fluges gemütlicher ist und nur 12 Sitze beinhaltet, wird beim Boarding und Deboarding vom kompletten hinteren Flieger durchlaufen. Nächstes Mal sind wir also schlauer, und setzen uns doch in das größere Business Class Abteil, um dies zu vermeiden. Man lernt ja dazu. 
Im Grunde war das jetzt schon größtenteils das, was ich zum Flug und Air Canada Signature Class zu schreiben habe. Noch ein paar "nicht-COVID-Fakten" hierzu: Die Boeing 777 war mit der neuen Business Class mit Lie Flat (wobei ich diese nicht als 100 % flach empfand) Sitzen in "Reverse Heringbone" Konfiguration zum Fenster hin ausgestattet, also immerhin trotz 15 Jahre alter Maschine nicht mehr das alte Heringbone Muster, bei dem man statt zum Fenster zum Gang schaut. Was mich bei Air Canada immer leicht irritiert bis stört, ist der riesige Airbag am Gurt, bei dem ich mich immer frage, ob der wirklich irgendetwas im Falle eines Falles bringt. Die Vorstellung, dass das Ding losgeht, während ich mit dem Kopf auf den Knien in der Haltung für eine Notlandung bin, ist auch nicht so richtig lustig. Aber generell scheint man bei Air Canada ein sehr großes Sicherheitsbedürfnis zu haben. Schließlich sagt man hier auch immer aufgrund der Regelungen von Transport Canada die Notausgänge vor der Landung nochmal an. Hat  mich beim ersten Mal doch sehr verstört, inzwischen weiß ich es ja, dass es normales Prozedere ist. Der Flug selbst war angenehm und ruhig, auch wenn die Kabine der 777 natürlich deutlich lauter ist als der Dreamliner. So liebevoll und überzeugt, wie der Pilot nach dem Hinflug bei meinem Cockpitbesuch von seiner 777 sprach, kann man sich in der Maschine aber dennoch nur wohl und sicher fühlen. Mein Sicherheitsgefühl ist aber generell bei den älteren Boeing-Maschinen höher als bei den neuen. Zum einen habe ich den Eindruck, dass die Qualitätssicherung bei Boeing mittlerweile aufgrund von Sparzwängen grenzwertig ist, zum anderen habe ich immer den Eindruck, dass man für die alten Maschinen noch ein bisschen mehr fliegerisches Können und Gefühl für seine Maschine braucht, ohne dass einem die Technik dazwischenfuhrwerkt (Zitat des Piloten "No Fly by Wire"). 
Beim Essen habe ich - genau wie schon bei Icelandair - den Eindruck, dass man unter dem "Deckmäntelchen" COVID-Maßnahmen einige Einsparungen vorgenommen hat. So wurden zum Beispiel nur noch abgepackte Mandeln gereicht, vom Anbieten von Sekt vor oder nach dem Start wurde komplett abgesehen. Auch die Qualität und Auswahl beim Essen hat im Vergleich zum AC Flug von 2018 deutlich abgenommen. Gab es damals noch mindestens 3 Gerichte zur Auswahl, war es dieses mal auch "vorne" nur "Chicken or Pasta". Die Vorspeise und Nachspeise waren allerdings noch etwas hochwertiger, als das Hauptgericht, das offenbar inzwischen für Premium Economy und Business das gleiche ist. Aber ich buche ja nicht wegen des Essens. Die Freundlichkeit des Personals war gleichbleibend gut, wobei diese doch stark mit dem Sicherheitsbedürfnis der jeweiligen Persönlichkeit schwankte. Bei einigen hatte man den Eindruck, sie tun nur das nötigste, um Kontakt zu minimieren, anderen merkte man an, dass sie sich einfach freuten, wieder ihren Job auch mit Kundenkontakt zu machen. (Letzteres war übrigens beim Restaurantpersonal in Kanada durchweg unser Eindruck, vemutlich sind auch nur noch die in der Brance geblieben, die den Job wirklich gerne machen).

Grundsätzlich werden wir, jetzt wo wir und auch die meisten Menschen in unseren bevorzugten Reiseländern geimpft sind, auch weitere Reisen planen. Natürlich kann sich immer etwas ändern und dazwischenkommen, allerdings schätze ich das Risiko nicht mehr wesentlich größer ein, als ohne COVID. Wir buchen ohnehin immer alles stornier- oder zumindest umbuchbar, so dass wir im Notfall halbwegs flexibel sind. Die nächste Kanada-Reise geht jetzt jedenfalls in die Planungs- und Buchungsphase, so dass es hoffentlich im Mai kommenden Jahres den nächsten Bericht über Neufundland geben wird.

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