Dienstag, 25. Februar 2025

This is Finnish, but not the End - If you want to survive, wear your Spikes!

Wir beginnen den Tag wie üblich mit einem späten, ausgiebigen Frühstück. Das Wetter ist vormittags nicht sonderlich motivierend und so habe ich mir noch ein wenig mehr Schlaf gegönnt.
Ein obligatorisches "Urlaubsbrot" mal ohne Rührei dafür mit Rentierschinken und finnischem Käse, von dem wir leider weniger im Supermarkt gefunden haben, als erhofft.
Während ich mich versuche, durch Studium des Infomaterials über den Geopark zu einem Aufbruch trotz des grauen Wetters zu motivieren, wird es tatsächlich heller draußen und es kommt ein bisschen Sonne raus. Also nichts wie los, erstmal Richtung Lahti, wo ich mir die Skisprungschanzen anschauen will. Damit wäre auch geklärt, wie ich auf diese Gegend gekommen bin, schließlich habe ich eine gewisse Faszination für Skisprungschanzen. Nach Oslo und Vikersund soll es heute also Lahti sein. 
Inzwischen ist das Wetter ganz annehmbar, dafür fiel mir unterwegs ein, dass ich mit einem fast leeren Kamera-Akku unterwegs bin. Also ist Stromsparen angesagt, schließlich sind die Schanzen nicht das einzige Ziel heute, bei dem ich fotografieren will.
Mal wieder formschön und beeindruckend hoch:

Ich entscheide mich natürlich auch dafür, den Weg bis zum Turm hoch zu laufen. Nachdem ich mich eben schon auf dem Weg über den Parkplatz zur Toilette beinahe hingesemmelt habe, ziehe ich mal lieber meine Spikes über. Der Weg nach oben ist nicht viel weniger steil als der Schanzenhügel, ich schnaufe ein wenig, während meine Uhr freudestrahlend "10 Etagen geschafft" verkündet. Da ich bisher keine Treppen heute gelaufen bin, muss dies wohl mit dem Aufstieg zur Schanze zusammenhängen. Dafür wird man oben mit ein paar interessanten Perspektiven belohnt.


Auf die Sprungtürme kommt man offenbar hier nicht. Dafür gibt es schöne Eisskulpturen an den Bäumen entlang der Langlaufloipe.
Ich umrunde einmal die Schanzen bevor ich den Abstieg antrete.

Auch runter ist der Weg genauso steil wie nach oben.
Noch ein Blick Richtung Lahti und ich mache mich auf den Weg zu meinem nächste Ziel.
... naja zumindest nachdem dem Reiseelch auf dem Parkplatz noch einfiel, dass er auch noch ein "Elchie" mit der Skisprungschanze haben will.
Nachdem das auch erledigt ist, fahre ich mein nächstes Ziel an: Im Ort mit dem wundervollen Namen "Hollola" möchte ich zu den Felswänden von Pirunpesä wandern. Auch hier bevorzuge ich Spikes, ich möchte ja auch diese Wanderung überleben.
Erfreut stelle ich fest, dass es hier nicht nur einen großen, gut geräumten Parkplatz gibt, sondern auch extrem gut markierte Wanderwege mit Schnee und Wald. Schön!
Erfreut stapfe ich los, die Runde ist auch nur knapp 3 km lang, allerdings mit ein paar Höhenmetern. Immerhin ist das Wetter weiterhin ganz nett.
Auch hier liegen überall von Gletschern transportierte Felsbrocken im Wald. Gehört ja auch immer noch zum Geopark.
Auch hier treffe ich wieder auf eine finnisch-klischeehafte Loipe. Sie sind hier wirklich überall und weden auch gut genutzt, wie man sieht. Ich laufe wieder brav nebenher.
Bald zweigt mein Weg steil bergauf ab.
Kurz darauf erreiche ich die Namensgebende Felswand und Highlight der kleinen Wanderung.
An der zugehörigen Bank finde ich ein herrenloses Wurstbrot. Auch wenn es bei dem Wetter vermutlich noch gut wäre, kann ich mich gerade so beherrschen. Schließlich habe ich auch noch eine Zimtschnecke dabei.
Von der Landschaft bin ich tief beeindruckt, vor allem weil auch noch beeindruckende Eisskulpturen im Vordergrund entstanden sind. Ich liebe Winter. Der Reiseelch möchte dieses Mal auch direkt ein "Elchie", die Landschaft beeindruckt ihn so sehr, dass er sich lieber mal anschnallt dabei.
Ich lasse den Reiseelch mit meinem Ruckack auf der Bank beim Wurstbrot zurück und drehe eine Runde mit meiner Kamera durch die Schlucht und bewundere die Fels- und Eisformationen, so lange mein Kamera-Akku hält.

Vorsichtig nähere mich dem Eiskonstrukt in vor der Felswand und frage mich, wie es hier wohl im Sommer aussieht und ob das Eis trägt. Letzteres lässt sich herausfinden, es ist sehr stabil und ich kann bis zur Felswand laufen (und die interessante Eisskulptur aus der Nähe bewundern).




Nicht nur die großen Aussichten sind beeindruckend, auch die kleinen Eindrücke gefallen mir.






Ich kann mich hier nur schwer sattsehen, passenderweise habe ich auch Hunger und so gönne ich mir ...
... kein Wurstbrot, sondern meine Zimtschnecke in eindrucksvoller Umgebung.
Da ich bisher weniger als die Hälfte des Weges hinter mir habe, muss ich mich doch so langsam mal losreißen und die restliche Runde erlaufen.  Weiter geht es durch verschneite Nadelwälder.
Der Weg hat einige ordentlich felsige und gefrorene Anstiege, bei denen ich froh bin, dass ich meine Spikes habe. Keine Ahnung, wie die ganzen Leute, die hier ihre Fußspuren hinterlassen haben, das ohne geschafft haben. Ich bin hier jedenfalls nur mit meinen Spikes überlebensfähig.


Ich laufe jetzt quasi von hinten die Felswand nach oben und treffe immer wieder auf schöne, felsige An- und Aussichten. Ich käme sicherlich schneller voran, wenn ich nicht dauernd zum Fotografieren stehen bleiben würde...
Spätestens nach diesem Abstieg frage ich mich, wie den Leute bei den Verhältnissen ohne Spikes schaffen. 
Und weiter gehts über Stock, Stein, Schnee und Eis. Mir gefällts, auch wenn es nicht gerade unanstrengend ist.




Ja, auch da führte der Weg hoch. 

Hier hat wohl einer der Ortsansässigen Riesen (eine Tafel berichtet von einer Legende, dass hier Riesen in der Gegend wohnen sollen) ein kleines Kunstwerk aus Steinen gebaut. Also noch ein Fotostopp für mich.
Auch hier gibt es, wie wir es bereits aus Schweden und Norwegen kennen, überall Schutzhütten mit Grillplatz, hier brennt sogar ein Feuer, und eine Familie ist kurz vorher von ihrer Rast hier aufgebrochen. Insgesamt ist der Weg wohl begangen, ich höre und sehe immer mal wieder Leute, aber überfüllt ist es nicht. 
Zum Ende der Runde geht es nochmal an ein paar schönen Felsen vorbei.
Das letzte Stück geht über einen Mountainbike-Trail. Ich war schon verwundert, wie viele Leute hier mit normalem Schuhwerk im Schnee wandern, aber dass die Finnen hier offenbar auch bei diesen Streckenverhältnissen Mountainbiken, macht mir echt irgendwie Angst. Zum Glück begenet mir auf dem kurzen Wegstück keiner, aber ich finde den Weg schon zu Fuß hart. Fahren würde ich den nichtmals an einem lauen Sommernachmittag. Aber vermutlich bin ich einfach nur verweichlicht.

Kurz vorm Parkplatz finde ich noch eine letzte beeindruckende Felsskulptur, bevor es die letzten 100 m auf einem breiten Wirtschaftsweg zum Parkplatz geht.
Dieser ist für einen Wochentag gut gefüllt und im Vergleich zu meinen Erfahrungen in Schweden erfreulich gut geräumt. Der Mercedes wird langsam angemessen dreckig, gut, dass er sowieso grau ist.
Auf dem Heimweg dokumentiere ich noch ein paar Impressionen von unserer Zufahrt zum Ferienhaus. Hier ist kaum Verkehr, da kann man mal kurz für ein Foto anhalten. Es gibt ganz viele, wunderbare Blindheads unterwegs, gut, dass kaum Verkehr ist.

Ein finnisches Verkehrsschild.
Kurz vor unserem Ferienhaus beginnt tatsächlich eine Ortschaft und eine Dreißiger-Zone. Als ob man bei den Straßenverhältnissen viel schneller unterwegs wäre.
Vorm Abendessen mache ich noch einen kurzen Ausflug zur Mülsammelstelle zwei Straßen weiter, warum auch nicht mit dem Auto zur Mülltonne fahren.
Zum Abendessen gibt es heute rosa gebratene Topside vom Rentier mit Cranberrysauce und Kartoffel-Zucchini-Gemüse. Was man halt so mit zwei Platten kochen kann.
Dazu ein etwas geschmacksarmes "Amber" als Kulturgut.
Zum Nachtisch entschädigt ein malzig herbes Kukko IPA mit nur leichten Fruchtnoten. Würden wir wieder trinken. Kukko ist momentan unsere favorisierte Marke hier.
Auch ein süßer Nachtisch muss im Urlaub sein: ein Schokoriegel mit salzigem Mais. Lecker.
Danach schauen wir "Reacher" mit finnischen Untertiteln gemütlich auf der Couch und lassen den Abend mit hochgelegten Füßen ausklingen.

Elchsichtungen: 0
Elchspuren: 0

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