Montag, 24. Februar 2025

This is Finnish, but not the End. - Die MSI begibt sich auf erste Spurensuche.

Nachdem wir gestern Abend schon unser ganzes gekauftes Brot (und auch das Bier, aber das konsummieren wir in der Regel auch nicht zum Frühstück) aufgebraucht haben, gibt es heute nur gesunden Joghurt mit Granola zum Frühstück. Joghurt wird in Skandinavien im Allgemeinen in einer Milchpackung gereicht, schmeckt aber ansonsten nicht anders als zu Hause. Den richtigen Kaffee gab es auch im Supermarkt, zumindest die schwedische Marke, bei der Sorte musste ich was Neues testen. Schmeckt aber auch. Außerdem war er deutlich billiger, als wenn ich ihn zu Hause bestelle.
Da ich heute erstmal ein wenig ausschlafen musste und das Wetter auch eher grau in grau ist, passiert heute auch nichts spannendes. Ich laufe heute mal richtung Holidayclub Vierumäki und versuche zum einen herauszufinden, ob es von hier eine Durchfahrt zum Holidayclub gibt. Zum anderen soll es dort ein Restaurant geben, dass ich mal anschauen wollte, ob es eine Alternative zum Selbstkochen bietet.
Irgendwann am frühen Nachmittag kann ich mich auch aufraffen, das Haus trotz grauen Wetters zu verlassen.
Ich folge der verschneiten Straße durch den Wald, und zunächst sieht es so aus, als könnte man auch in diese Richtung weiterfahren.
Im Wald liegen jede Menge große Steine, wir befinden uns hier auch im Salpausselkä Geopark, der unter anderem durch von Gletschern beeinflusste Seenlandschaften charakterisiert ist. Gletscher transportieren ja auch schonmal große Steine durch die Gegend, hier liegen sie also jetzt im Wald rum.

Die noch bis gerade vielversprechende Straße endet in einem Schneehaufen, bei dem ich mich weder in der Lage sehe, den Mietwagen darüber zu fahren, noch ihn darüber zu tragen. Dafür tut sich hier ein echtes finnisches Klischee auf: Der Weg geht in eine Langlaufloipe über, ist aber zugleich auch als Wanderweg ausgezeichnet. Also halte ich mich einfach brav neben der Loipe, um nichts kaputtzutrampeln.
Mein geplanter Weg ist gesperrt, da er quer über den Golfplatz führen würde, also laufe ich die - inzwischen von der anderen Seite wieder befahrbare (was uns ansonten logistisch auch nicht weiterhilft) Straße.
Irgendwann komme ich am Holidayclub Vierumäki und dem zugehörigen Sporthotel an und fühle mich in das Russland der 80er-Jahre zurückkatapultiert. Das Wetter trägt sicherlich stark zum Charme bei.
In einem der Gebäude befinden sich auch zwei Restaurants, ein Buffet- und ein á la Carte Restaurant. Beide sind nicht überragend bewertet, aber man kann ja mal einen Blick hinein werfen. Innen sieht das Gebäude zumindest nicht so furchtbar aus wie von außen, die Restaurants sehen sogar ganz nett und modern aus. Ob wir allerdings dafür bereit sind, einen 10-minütigen Umweg zu fahren, oder ob wir dann nicht doch lieber direkt in den nächst größeren Ort Heinola fahren und uns dort nach einem Restaurant umsehen oder ob ich doch einfach im Ferienhaus koche, wird sich zeigen. 

Zurück möchte ich am See entlang laufen, der direkte Weg ist ein sehr neu aussehendes hölzernes Treppenbauwek, das durch ein finnisch beschriftetes Schild mit einer Kette abgesperrt ist. Das mir auf genau diesem Weg nach oben entgegenkommende finnische Paar scheint sich davon nicht abhalten zu lassen. Ich tippe ja auf eine winterbedingte Sperrung, allerdings sieht die Treppe weitgehend geräumt und nicht allzu glatt aus. Ich frage vorsichtig, ob die Treppe nach unten zum See begehbar ist, es könnte ja auch eine Sperrung aufgrund von Privateigentum sein. Man versichert mir, dass es kein Problem wäre, so lange man vorsichtig sei, also nehme ich die Treppe nach unten und genieße die (leider immer noch recht graue) Aussicht.
Unten treffe ich auf ein Strandbad mit einem Sprungturm, der vermutlich ähnlich alt wie das obige Hotelgebäude ist.
Rechts daneben undokumentiert das nächste finnische Klischee, eine öffentliche Sauna. Für die harten unter uns gibt es auch eine Eisbadestelle. Ich muss nicht zögern, mich dagegen zu entscheiden.
Ich folge dem Weg am See entlang und wage mich, entlang der Fußspuren über den See abzukürzen, nachdem mir ein Rudel Finnen samt Einkaufstüten quer über den See entgegenkommt. Da es die letzten zwei Wochen um -10 °C kalt war, ist das Risiko trotz der Temperaturen um den Gefrierpunkt, die hier seit drei Tagen herrschen, kalkulierbar. Da ich hier schreibe, ist es sehr wahrscheinlich, dass es wirklich gut ging.
Weiter geht es am Seeufer entlang. Nächstes Mal nehme ich wohl doch besser die Spikes mit, der festgetrampelte Schnee ist doch noch ziemlich gefroren und rutschig.
Im See ist ein umgefallener Baum eingefroren. Irgendwie hübsch.
Blick zurück, oberhalb des Hanges liegt Vierumäki.
Ich erreiche eine schöne rote Grillhüte, hier liegt sogar Holz und eine Säge, so dass man jederzeit grillen kann.
Auch von hier hat man einen schönen (zugegebenermaßen wetterbedingt einheitsgrauen) Blick über den verschneiten See.
Ich nähere mich einem kleinen Bachlauf mit ebenso kleiner Brücke. Jede andere Farbe wäre heute kontrastreicher, aber man muss nehmen, was man kriegen kann.

Hier beschließe ich, definitiv beim nächsten Mal mit Spikes zu gehen. Ich habe sowieso noch eine Runde auf der anderen Seite des Sees, wo sich auch ein Naturlehrpfad befindet, in den kommenden Tagen geplant.

Ich wandere wieder zurück zum Haus, hier kann man ganz gut erkennen, wie versteckt und abseits es liegt. Gefällt uns, auch wenn es uns bisher keine Elchsichtungen beschert hat. Zugegebenermaßen waren die Ermittlungen der MSI auch heute ausgesprochen erfolglos, es konnten heute nicht einmal Elch-Spuren gesichtet werden.
Nach 6 km Winterspaziergang mit reichlich Topographie (auch hoch und runter genannt) erreiche ich ziemlich hungrig unser Ferienhaus. Ich schaffe es gerade noch, ein Foto von der Vorderseite zu machen, bevor ich mich über eine beim gestrigen Hinflug übriggebliebene Tüte Cashewnüsse hermache.
Der Gatte hat zwischenzeitlich Feierabend und so können wir heute nochmal etwas mehr und organisierter für die nächsten Tage einkaufen. Dafür fahren wir zu einem großen Supermarkt kurz vor Heinola, der auch eine gute Fleisch- und Fischtheke haben soll. Da hat uns der gestrige Supermarkt nicht überzeugt. Wir werden nicht enttäuscht und kehren nicht nur mit Backwaren, die mich an den kommenden Tagen bei meinen Ausflügen vorm Verhungern bewahren, zurück, sondern auch mit einem traumhaften 500 g Stück Räucherlachs zum Abendessen.
Dazu gibt es einheimisches Brot und Salat.
Dazu passt ein Kukko Lager als Kulturgut.

Der Lachs ist extremst lecker (was wir schon wussten, da wir von der ausgesprochen netten Verkäuferin ein Stückchen zum Probieren bekommen haben). Zum Nachtisch gibt es noch ein Kukko Weizen sowie zu späterer Stunde noch was Süßes, schließlich ist meine Fika heute Nachmittag in Ermangelung von Süßwaren ausgefallen.


So lassen wir den Abend gemütlich auf dem Sofa im inzwischen auch gut geheizten (gestern war es noch etwas ausgekühlt) Ferienhaus ausklingen. 

2 Kommentare:

  1. Wenn schon Finnland im Winter, dann so: Hütte, als wäre sie weit ab von Allem
    Fehlt nur der Motorschlitten

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    1. Dafür liegt zu wenig Schnee. Gerade das "als wäre sie weit ab von allem" ist sehr praktisch.

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