Montag, 23. Mai 2022

Like Ice in the Sunshine - Keine Schuhe, aber das richtige Auto

Nach immerhin 4 Stunden relativ erholsamen Schlafs besänftige ich meinen inzwischen wieder friedlichen aber leeren Magen mit ein paar Kräckern. Wir lassen unseren Krempel zunächst im Hotel und wandern die 10 Minuten wieder zurück zum Flughafen. Dort nutzen wir zunächst die fehlende Schlange am Schalter für Gepäckverluste, um unsere fehlende Tasche zu melden. Der Mitarbeiter kann uns zumindest sagen, dass unser Koffer noch in Toronto steht und auch für den Weiterflug markiert sei, er verstünde aber nicht, wieso er noch nicht in der nächsten Maschine sei. Grundsätzlich bestätigt er unseren Eindruck über die Zustände in Toronto aufgrund von Personalmangel im Ground Handling und aufgrund des Wetters gestern. Seine Zusammenfassung sind in etwa die Worte "Toronto is like a bomb". Wir schauen, weil wir so schnell sowieso noch nicht loskommen werden, gegen 11:30 nochmal vorbei, ob die Tasche wider Erwarten angekommen ist. 
Danach gehen wir direkt zum - ebenfalls um diese Uhrzeit leeren - Mietwagenschalter. In den letzten Tagen hatte ich irgendwie das Gefühl, dass wir dieses Jahr genau wie 2014 wieder ein Upgrade auf den Jeep Wrangler bekommen könnten. Mal sehen, ob ich richtig lag. Am Schalter eröffnet uns der freundliche Mitarbeiter, dass er leider keinen Wagen der gebuchten Kategorie für uns hat und erläutert uns die beiden Alternativen, während ich mich beherrsche nicht reflexartig "Ich nehme den Wrangler" zu schreien. Die erste Alternative sorgt für Ernüchterung, er könnte uns einen Ford Escape, die nächst kleinere Kategorie gegen einen Gutschein für die nächste Buchung anbieten. Wir schauen nicht so begeistert, das Auto ist bezahlt, wir haben das Geld abgeschrieben und wer weiss, was die Zukunft so bringt und wann wir dann wieder bei Alamo mieten (momentan sind ja einige Unwägbarkeiten in der Weltgeschichte unterwegs). Wir gucken weiterhin sparsam aus der Wäsche, in meinem Kopf dröhnt nur noch das Wort "Wrangler, Wrangler, Wrangler...", während ich versuche, den weiteren Worten des Mitarbeiters zu folgen, der uns gerade die zweite Alternative erläutert. Irgendwo zwischen dem Dröhnen in meinem Kopf fällt das Wort "Wrangler" und ich bin schlagartig wach. Jetzt kann ich es endlich rauslassen und sage (es gelingt mir tatsächlich, nicht zu schreien) "We take the Wrangler". Der Mitarbeiter scheint erfreut und irritiert, offenbar entscheiden sich die Leute nicht so oft für die Option. Wir erzählen, dass wir diesen schon 2014 als Upgrade erhalten hatten und zufrieden waren. Der "Papierkram" ist schnell erledigt, auch wenn das System dieses Mal der Meinung ist, man könne meinen seit 2009 für Autobuchungen in Kanada verwendeten Führerschein nicht akzeptieren. Der Mitarbeiter vermutet einen Fehler, kopiert den Führerschein und kümmert sich danach um die Probleme bei der Eingabe. Er gibt uns den Schlüssel und sagt wir seien "Good to go". Er wisse nicht genau, wo der Jeep jetzt auf dem Parkplatz steht, aber es gäbe nur einen grünen.  Wir finden das gute Stück schnell, auch wenn mein irres Kichern den Gatten ein wenig ablenkt. Der Wagen ist BJ 2021, hat etwa 36.000 km und ist bis auf ein paar unproblematische Steinschläge in der Windschutzscheibe perfekt in Ordnung. Er hat sogar ein vollwertiges Ersatzrad am Heck. So sieht das gute Stück dann auf dem Parkplatz aus:


Der Innenraum ist eine Mischung aus Komfort und schickem Lederlenkrad und Geländewagencharme. 
Die meisten Funktionen des Wagens lassen sich über das Touchscreen Display in der Mitte ansteuern, sogar ein Lagesensor, der die Neigung des Wagens angibt, ist vorhanden. Kurz ärgern wir uns, dass wir den Wrangler nicht letztes Jahr in Island hatten. Damit wären die Furten kein Problem gewesen, er wäre allerdings auch als Mietwagen dort ziemlich unbezahlbar.
Wir fahren (untermalt von meinem immernoch leicht irren Kichern und Neufundländischem Folkrock aus dem Radio) zurück zum Hotel und packen unsere Sachen in den geräumigen Kofferraum. Auch die Schuhtasche würde locker passen, wäre sie schon da. Genau das ist der Grund, wieso wir jetzt schon wieder zum Flughafen fahren, es ist kurz vor 12 und wir schauen hoffnungsvoll nach unserer Tasche. Diese ist allerdings immer noch in Toronto und so setzen wir unseren Weg erstmal ohne fort. In drei Tagen wollen wir zum ersten Mal richtig wandern, bis dahin wird die Tasche hoffentlich geliefert. 
Mein Magen ist inzwischen vollständig angekommen und verlangt nach dem obligatorischen Besuch bei Tim Horton's, das praktischerweise um die Ecke ist. Den Frühstücksbagel finden wir irgendwie auf der Karte nicht, aber die Mittagssandwiches sehen auch gut aus. Es gibt Turkey BLT für mich und Steak and Cheese für den Gatten. Und natürlich Kaffee für mich. Dazu noch ein undokumentiertes Muffin und einen Schoko-Donut, die wir bis morgen in der Mittelkonsole des Autos vergessen werden.

Nach dem Frühstück entscheide ich mich, weitere Besuche umweltfreundlicher anzugehen, und habe die perfekte Ausrede, meine Thermostassensammlung zu erweitern. Der Gatte bekommt einen Becher für seine Kaltgetränke, der ein zehntel meines Alubechers kostet, aber so sparen wir zukünftig auch im Hotelzimmer Müll, da es hier dank Corona weiterhin meist nur Plastik- oder Pappbecher gibt.
Danach noch ein kurzer Stop bei Wallmart, wo wir uns mit ein wenig Notproviant in Form von Cookies und Bananenmuffins sowie Wasser eindecken (ich bekomme gechlortes Leitungswasser einfach nicht runter, mein Vater hat mir früher beigebracht, dass ich das Schwimmbad nicht leetrinken darf). Außerdem kaufen wir ein paar Badelatschen für im Hotelzimmer. Meine verbreiten immerhin absolutes Urlaubsfeeling.
Gesättigt und für die Weiterfahrt gerüstet brechen wir immerhin gegen 13 Uhr zu unserem ersten Fahrtag auf.

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