Nachdem wir den Geysir auf der Hinfahrt in jeglicher Hinsicht links liegen gelassen haben, fahren wir auf dem Rückweg auf den winzigen, am Seiteneingang gelegenen Parkplatz. Ich kann mich kaum für einen Stellplatz entscheiden, die Auswahl ist einfach zu groß. Dieser Parkplatz war uns beim letzten Besuch 2016 nicht einmal aufgefallen, er wäre aber ohnehin voll gewesen, wir standen irgendwo weit rechts vom hier leeren Parkplatz am Besucherzentrum.
Heute kann man sich hier endlich mal in Ruhe und genüsslich umschauen und natürlich fotografieren. Es gibt nämlich neben dem Geysir auch noch so manches schönes zu sehen. Außerdem gibt es neuerdings - vermutlich um den eigentlichen Besuchermengen gerecht zu werden - noch einige neue Wege den Hang hinauf bis zu einem neuen Aussichtspunkt. Wir folgen einem der Wege durch die allgegenwärtigen Lupinen:
Aussichten über die Ebene
Blick Richtung Hochland, mit Lupinen
Ins hinter dem Gelände liegende Seitental
Blumen und bunte Ablagerungen
Nebenbei gelingen mir unterwegs quasi "aus der Hüfte" schon ein paar erste Fotos vom spuckenden Geysir. Schön, wenn man nicht ständig Leute im Sichtfeld hat, wenns spannend wird.
Auch eine Perspektive die ich 2016 eher aus der Not durch zu viele Leuten in unmittelbarer Nähe des Geysirs gewählt hatte,
finde ich heute in "leer" wieder:
An der neuen Aussichtsplattform sind wir die meiste Zeit alleine und so bleibt auch hier viel Ruhe zum Aussicht genießen und fotografieren. Interessante Perspektive, vor allem, wenn unten nicht alles zugestellt ist.
Der Geysir spuckt heute im übrigen sehr motiviert, häufig und hoch. Wir verlassen den Aussichtspunkt, damit ich mich noch meinem fotografischen Projekt des Tages widmen kann: Das Fotografieren der Blase, die genau in dem Moment entsteht, wenn sich das Wasser aufwölbt, kurz bevor der Geysir ausbricht. Mit einer richtig professionellen Kamera mit gutem und schnellen Serienbildmodus mag das noch relativ einfach sein, irgendwo bei den Serienbildern vor und während des Ausbruchs wird die Blase dazwischen sein. Jetzt wird der Unterschied zwischen meinem "Anfängermodell" und der Profikamera nicht nur deutlich sondern zur Herausforderung: Serienbilder macht die Kamera in der Regel drei hinternander, der Speicherprozess von Fotos, insbesondere im RAW-Format ist eher langsam. Wir widmen uns also zunächst der Aufgabe "beobachtung und Timing". Nach einigen Ausbrüchen sind für uns die Anzeichen des unmittelbar bevorstehenden Ausbruchs recht deutlich zu erkennen, allerdings sehe ich das pulsierende Wasser und die aufsteigende Blase nicht ausreichend gut und rechtzeitig durch den Kamerasucher. Wie so oft in einer guten Ehe geht es um Teamwork, ich stehe mit dem Kamera im Anschlag, mein Mann kündigt den Ausbruch an. Nach einigen Versuchen, Blutdrucksteigerung, Muskelschmerzen und Druckstellen am Auge gelingen mir tatsächlich einige Fotos von der Blase:
Die Sonne bringt die Farben richtig schön zur Geltung. Natürlich dürfen bei dem schönen Licht auch Fotos vom eigentlichen Geysir nicht fehlen, neben den "Abfallprodukten" der Blasenfotografie muss mein Mann jetzt auch noch die "Jetzt nochmal den ganzen Geysir das Licht ist so toll!"-Fotos in nicht unerheblicher Zahl ertragen. Wie gut dass wir ihm einen Sonnenschutz für den Kopf besorgt haben.
Irgendwann haben sowohl Gatte, als auch Geysir genug von meinen Versuchen, letzterer wirkt inzwischen etwas unmotiviert in seinen Ausbrüchen.
Mein Mann entwickelt derweil aufgrund von längerer Regungslosigkeit in praller Sonne eine veritablen Sonnenbrand im Nacken. Merke: da hilft die angeschaffte Schirmmütze auch nicht. Mir tut inzwischen dank verkrampftem ausharren ziemlich viel, insbesondere der Rücken, ziemlich weh und wir entscheiden uns, die Rückfahrt anzutreten. Natürlich nicht ohne noch ein schönes Landschaftsfoto mit spiegelndem Wasser auf dem Weg zum Parkplatz zu machen.
Auf der Rückfahrt wollen wir eigentlich noch den Brúarfoss besuchen, dieser soll nicht spektakulär aber sehr schön gefärbt sein. Da böte sich ja noch ein weiteres Fotomotiv an. Die in den Beschreibungen zu findende Zufahrt bis zum Wasserfall nebst Parkmöglichkeit ist inzwischen gesperrt, da sie durch eine Ferienhaussiedlung führt. Der Alternative Weg beinhaltet eine etwa 2-3 km lange Wanderung zum Wasserfall. Eigentlich kein Problem aber da wir noch in Reykjavik zu abend essen wollen, brechen wir den Versuch an dieser Stelle ab.
Wir halten ansonsten noch kurz am erst seit Mittag neu eröffneten Aussichtspunkt über den Þingvallavatn.
In Reykjavik angekommen essen wir heute im Lobster House, natürlich das Lobster Menü.
Nach in Summe 6km Fußweg und gefühlt genauso vielen Stunden in verkrampfter Haltung ausharren mit Kamera sind wir ziemlich müde. Die Fahrstecke hin und zurück betrug insgesamt gemütliche 227 km.
(Karte erstellt mit https://www.google.de/maps)
Über den Versuch eines isländischen Absackers in Form eines Lakritz-Mango-Likörs breiten wir an dieser Stelle einen angewiderten und beschämten Mantel des Schweigens.
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