Freitag, 8. März 2019

Winter We're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (8)

Weil auch der Gatte Gefallen an Langlauf gefunden hat, leihen wir uns auch heute wieder ein Paar Ski im Hotel aus. Kostet ja schließlich nichts und das Wetter ist traumhaft und geradezu frühlingshaft mit - 7 °C.
An der Hütte mit den Ski treffen wir auch wieder auf unsere Freunde.
Man kennt sich inzwischen.


Eigentlich wollen wir eine Runde auf dem zugefrorenen und verschneiten Fluss drehen, aber da müssen wir erst einmal hin. Wir entscheiden uns für den Weg über einen Seitenarm und wollen eigentlich die kleine Insel gegenüber umlaufen. Das funktioniert aber nicht wie geplant und so queren wir den kleinen Wald über einen Pfad im Tiefschnee, wo ich mein Talent als Spurgerät für Loipen für meinen Mann entdecke.
Unser Einsatz wird belohnt und irgendwann treffen wir auf den Fluss.

Die meiste Zeit sind wir trotz des schönen Wetters alleine unterwegs, ab und an begegnet uns ein Schneemobil und in der Nähe von Ivalo treffen wir auf eine Gruppe Langläufer vom Hotel Ivalo sowie eine Gruppe mit Hundeschlitten. Nachdem wir schon über eine Stunde unterwegs sind, da der weg durch den Wald ziemlich viel Zeit gekostet hat, kehren wir am Ortseingang Ivalo auch wieder um und fahren zurück zum Hotel.

Nach einer kurzen Mittagspause entschließen wir uns, die schweren Beine noch bei einem kleine Spaziergang durch die Umgebung zu vertreten, wir haben bei unserer Skitour am Morgen noch einen kleinen Trail entdeckt, den wir mit Ski aber nicht abfahren wollten.
Auf dem Weg dorthin beobachten wir noch die Rentiergymnastik unserer Hotelrentiere:

Man versucht wohl, an irgendwelche Äste oder daran befindliche Flechten zu kommen.
Nach fast einer Woche scheinen uns die Tiere auch zu kennen und bleiben am Zaun stehen, wenn ich mich nähere.
Wir wandern über kleine Pfade
zum Beginn des Lappnature Trails, den wir heute Morgen gesehen hatten.
Es scheint sich hier nicht nur um einen, sondern um mehrere Trails zu handeln, also laufen wir schön aber ein wenig unstrukturiert durch die Gegend.


Landschaftlich ist es auch hier wieder sehr schön, der Wald wechselt zwischen Kiefern und Birken. Und außer zwei Franzosen und zwei riesigen, wild bellend ihr Grundstück bewachenden Hunden treffen wir die ganze Zeit niemanden.
Nach einer gut 4 km langen Runde erreichen wir wieder unser Hotel und finden auch das zweite Rentiergehege unterhalb. Hier führt zwar auch die Loipe vorbei, aber da waren wir wohl zu beschäftigt, als dass es uns auffiel.

Auch hier gibt es Rentiergymnastik zu beobachten, so ein frisches Geweih kann halt schonmal ziemlich jucken.

Wie sollte es auch anders sein, auch zwei der wilden Artgenossen kommen mal wieder vorbeispaziert.
Man versucht, uns oder die Rentiere im Gehege wohl zu überreden, etwas von dem Futter herauszugeben.

Funktioniert aber nicht, wir kommen nicht ran und die Herrschaften drin rücken natürlich nichts raus. Aber man kennt sich offenbar gut genug für einen kleinen Plausch am Zaun.

Nach reichlich körperlicher Betätigung haben wir uns natürlich auch unser Buffet verdient. Da wir noch etwas früh sind, gönnen wir uns heute vorm Essen schon eine Runde Backgammon und dazu einen Cocktail, der erstaunlicherweise das gleiche wie ein Bier kostet.
Ich trinke einen Cocktail mit Cloudberry, Vodka und Sprite, mein Man vergleichbares mit saurem Apfel. Auch mal ganz lecker. Nach dem wie immer hervorragenden Buffet gibt es noch leckere Blaubeerpfannkuchen zum Nachtisch. Man braucht ja Kalorien, es sind wieder Nordlichter vorhergesagt, und heute wollen wir uns mal noch ein Stück von der Hütte weg aufs freie Feld bewegen. Wäre ja toll, wenn es heute zum 6. Abend in Folge klappen würde. Unser netter Kellner spart jedenfalls bei seinem Rundgang, bei dem er die Gäste über die voraussichtlichen Nordlichter informiert, unseren Tisch mit den Worten "Jaja, ihr kennt's ja schon." aus.

Wie immer pünktlich gegen 21 Uhr sind ein paar helle Schlieren am Himmel erkennbar, also noch wärmer eingepackt als sonst. Wir sind inzwischen wieder bei unter -20 °C, da zieht frau auch mal 2 Paar lange Unterhosen unter die Skihose und noch einen dicken Wollpulli über Rolli und Funktionsshirt. Man bewegt sich beim Fotografieren ja nicht allzuviel.
Wir transportieren die Kamera vors Haus und schon setzt eine beeindruckende Lightshow (sogar die beeindruckendste seit unserem ersten Abend) ein:
Bei immer stärker werdenden Leuchten fotografiere ich mich so langsam den Weg entlang bis zum Haupthaus.
Dahinter hat man an der Loipe und dem Rentiergehege einen recht freien Blick richtung Fluss und kann das Spektakel völlig ungestört fotografieren, hier ist nämlich sonst keiner. Auch Orion ist neben dem Grünschleier gut zu erkennen. Es ist mit Abstand die klarste Nacht heute.
Hier über dem freien Feld kann man die sich ständig ändernden und immer noch verstärkenden grünen Schleier wirklich sehr gut fotografieren.

Fast schon klischeehaft wabert und schlängelt das Grün heute über den Himmel. War es bisher schon immer faszinierend und schön anzusehen, zeigt uns die Aurora heute mal, was sie so richtig draufhat. Da sage ich doch als Fotografin nicht nein und belichte fröhlich vor mich hin.






Es entstehen reichlich Bilder, die gar nicht mehr viel Bearbeitung benötigen werden. Leider entstehen zwischenzeitlich auch bei uns beiden sehr kalte Füße, und als dann auch der Kameraakku schlapp macht und das Objektiv anfängt einzufrieren, verkneife ich mir einen Akkuwechsel in der Kälte und wir begeben uns ins Warme. Spektakulär war es auf jeden Fall. Und, wie praktisch, wir haben ja noch unsere Hütte mit Glasdach, also neuen Akku in die Kamera, das inzwischen mit einer Eisschicht bedeckte Objektiv vorsichtig abgetaut und weiter fotografiert.
Gewohnte Perspektive aber deutlich mehr Aktivität als die letzten Abende. Dabei war der KP Wert eigentlich an allen Tagen außer Samstag der gleiche und die Wahrscheinlichkeit laut Aurora-App auch nicht anders als sonst. Aber man sieht es ja mit eigenen Augen/Objektiven, und Vorhersagen sind hier weder bei Wetter noch bei Aurora das Maß aller Dinge.






Auch hier ist bisher nichts an den Fotos bearbeitet. Irgendwann wird das Glühen wieder schwächer und uns fällt ein, dass wir vor einigen Tagen noch Kulturgut eingekauft haben. Wenn einem so viel gutes widerfährt, ist das wohl noch ein finnisches Bierchen wert.
Bei Tähkä handelt es sich im Übrigen um ein sehr süffiges (und NICHT fruchtiges) Weizenbier, das Lager ist uns ja schon zu Genüge bekannt.

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