Rentier am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen...
...und so freuen wir uns auf dem Weg zum Frühstück über unsere tierische Besuchergruppe. Weniger freuen wir uns beim Betreten des Frühstücks- und Aufenthaltsraumes über die chinesische Reisegruppe, die leider den Vorurteilen und Klischees, die man bei solchen Gruppen kennt, alle Ehre macht. Man trocknet inmitten des Speisesaales am Kamin die Schuhe und wärmt die nackten Füße und breitet sich ohne Rücksicht auf Verluste durch den ganzen Raum aus. Letzteres nimmt doch endgültig bizarre Züge an, als mein Mann plötzlich, als ich nur mal kurz zum Buffet gehe, eine wildfremde Tischgefährtin bekommt, die sich dort mal eben aufgrund des freien Platzes ohne Rücksicht auf noch dort Sitzende (und ohne Not) niederlässt.
Wir entschließen uns heute, nachdem wir gestern Richtung Norden gefahren sind, mal den Süden anzuschauen. Die dort liegende Touristenhochburg Sarisälkä hat laut Wikipedia 311 Einwohner und ca. 10.500 Übernachtungsbetten sowie diverse hundert Kilometer Skipisten und Loipen. Was uns mehr interessiert, ist der angrenzende Urho Kekkonen Nationalpark.
Kurz vor Sarisälkä biegen wir zunächst spontan zu einem Aussichtspunkt, der zugleich das obere Ende der Skipiste darstellt, ab. Hier oben ist es ganz schön windig und daher, obwohl das Thermometer nur etwa -7 °C anzeigt, furchtbar eisig. Es lebe der Windchill.
Dennoch genießen wir kurz die Aussicht vom dort stehenden Aussichtsturm, bevor mir beim Fotografieren trotz Handschuhen die Finger fast abfrieren.
Wir werfen noch einen Blick in das Restaurant, sind aber eigentlich noch satt vom Frühstück, außerdem riecht es ziemlich penetrant nach Anis, und so belasse ich es bei einer kurzen Besichtigung aller Örtlichkeiten.
Wir fahren nun hinunter in den Ortskern und schauen uns dort ein wenig um, bevor wir zu einem kleinen Spaziergang im angrenzenden Nationalpark aufbrechen. Der Ort ist erwartungsgemäß sehr touristisch aber dennoch eher klein, da haben wir schon deutlich schlimmeres gesehen.
Außerdem scheint hier der Weihnachtsmann seine Dependance zu haben.
Das Büro scheint aber geschlossen, kein Wunder, Weihnachten ist ja schon vorbei.
Wir schauen mal kurz in die beiden Souvenirläden mit Handwerkskunst und finden eine Elchtürdeko. Wer Elche sammelt, muss sowas wohl haben. Dann machen wir uns auf zu einem Spaziergang bei traumhaftem Winterwetter.
Unser Rundweg führt uns über eine kleine Brücke,
vorbei an "Baumskulpturen"
bis zur Auroraschutzhütte.
Und durch idyllische Kiefern- und Birkenwälder wieder zurück nach Sarisälkä. Da muss frau dann auch mal ein paar mehr Fotos machen.
Danach fahren wir zurück ins Aurora Village und nach einem kleinen Mittagsimbiss aus dem Supermarkt in Ivalo nutze ich nochmal die Gelegenheit, dass man hier Langlaufski kostenlos ausleihen kann, und drehe noch eine kleine Runde. Der Gatte hat noch immer mit den Nachwirkungen seiner Erkältung zu kämpfen und macht stattdessen heimlich Fotos meines Aufbruchs.
Die meiste Zeit bin ich alleine unterwegs und genieße das Nachmittagslicht.
Bei meiner Rückkehr treffe ich noch auf unsere Rentierfreunde und wundere mich nur über deren plötzliche Unruhe, bis ich fast von einer Horde Touristen in roten Einheitsoveralls niedergetrampelt werde. Dennoch schaffe ich es unversehrt zurück zum Hotel und hier könnte der Tag jetzt völlig unspektakulär mit drei B's (dem üblichen Bier, Buffet und einer Partie Backgammon) enden. Jedoch, als wir ohnehin gerade Richtung Hütte aufbrechen wollen, gibt einer der Mitarbeiter gerade Bescheid, dass draußen Nordlichter zu sehen seien, wenn auch bisher nur schwach. Nun gut, denke ich mir, eigentlich ließ die Vorhersage heute gar keine Nordlichter vermuten, aber wenn man sowieso gerade raus will, kann man ja mal schauen. Nicht sonderlich spektakulär, aber da ich gerade ohnehin in voller Wintermontur bin, schleppe ich mal das Stativ samt Kamera nach draußen. Zumindest hat man mit den verschneiten Hütten schonmal ein ganz nettes Motiv vor den Nordlichtern.
Die Lightshow kommt nun aber wider Erwarten noch ordentlich in die Gänge und so finde ich mich recht bald wie am ersten Abend im Tiefschnee hinter der Hütte wieder und habe drei wichtige Erkenntnisse:
1. - 15 °C sind deutlich angenehmer als -26.
2. Mit Kontaktlinsen fotografiert es sich wesentlich besser als mit dauerbeschlagener und gefrorener Brille
und
3. auch Nordlichter Fotografieren braucht Übung.
Diesmal ist schon einiges Brauchbares ohne Bearbeitung dabei.
Die Lightshow ist heute Abend wirklich nochmal beeindruckend, schon mit bloßem Auge ist es ein tolles Schauspiel, auch wenn es in Langzeitbelichtung nochmal deutlich grüner wirkt. Im weiteren Verlauf des Abends sind noch einige schöne Lichtbögen über dem Glasdach zu sehen. Und das bei geringer vorhergesagter Aktivität und eigentlich auch bewölktem Wetter. Da kann man sich nun wirklich nicht beschweren.
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