Getreu dem launigen Reim eines Vereinskollegen "Ob Norden, Süden, Westen, Osten, zu Hause ist es doch am Boston!" flatterte irgendwann im Sommer ein Angebot von Icelandair für Flüge ab Frankfurt nach Boston ins Haus. Die letzten beiden Jahre hatten wir ja Ende Oktober/ Anfang November jeweils ein paar sehr schöne Tage in Montreal/ Quebec und New York, also warum nicht dieses Jahr nach Boston. Nach Begutachtung der sogenannten Angebote stellte sich heraus, so wirklich günstig sind die Flüge ab Frankfurt nicht. Das hinderte mich dann allerdings nicht daran, das Übliche zu tun, wenn mir Frankfurt zu teuer erscheint. Siehe da, die Flüge ab Amsterdam sind - ganz ohne Angebot - wieder einmal 300 € günstiger als ab Frankfurt. Also zuckt der Buchungfsinger wieder einmal mehr und nur fünf Wochen nach unserer Rückkehr aus Kanada finden wir uns auf wundersame Art und Weise schon wieder am Flughafen Amsterdam ein. Für eine Woche nur mit ganz leichtem Gepäck (der Reiseelch war noch nicht ganz wach):
Nach, wie so oft, gemütlicher knapp dreistündiger Fahrt und schnellem Check-in gibt es erstmal eine weniger spannende Kartoffelsuppe mit sehr leckerem, warmen Brot in der Aspire-Lounge, die sich kurz nach unserer Ankunft kräftig füllt. Macht nichts, wir haben ja noch Sitzplätze bekommen.
Am Gate zum pünktlichen und schnellen Boarding erwartet uns schon die ziemlich neue 737-8 MAX mit der Kennung TF-ICS, die erst seit 2022 für Icelandair fliegt, davor flog sie vier Jahre für Norwegian. Sie trägt passenderweise den Namen Fagradalsfjall nach dem kürzlich ausgebrochenen Vulkan, den wir 2021 besichtigt haben. Fun Fact: Es handelt sich um die Maschine rechts im Bild mit der blauen Heckflosse, links die rosafarbene Icelandair 737 MAX soll fünf Minuten früher starten. Ich hatte den Flug um 14:10 gebucht, da dieser oft auch mit einer 757 fliegt und ich der MAX nicht 100% vertraue, obwohl unsere Flüge damit bisher immer sehr angenehm waren. Nun gut, heute fliegen also zwei 737 MAX von Amsterdam nach Keflavík, hätten wir auch die frühere nehmen können.
Kann man sogar mal außerhalb der Homebase einer Flugesellschaft eine Maschine aus der anderen fotografieren, die noch dazu beide dasselbe Ziel anfliegen.Obwohl wir den späteren Flug gebucht haben, startet unsere Maschine überpünktlich und früher als die am Nachbargate. Standesgemäß (ob der Uhrzeit und dem langen Tag mit Ginger Ale statt Sekt) geht es also los Richtung Keflavík.
Ein paar interessante Wolken später gibt es auch schon eine kalte Mahlzeit.
Icelandair hat definitiv die besten warmen Brötchen mit original lavagesalzener Butter. Könnte ich mich schon alleine dran sattessen. Die Oliventapenade ist leider auch nicht zu verachten und so muss es noch ein weiteres Brötchen sein. Die kalte Aufschnittplatte ist auch nicht unlecker, insbesondere der Schimmelkäse mundet. Der Cheesecake mit Karamellsahne wird in der Karte zwar als "Creme Caramell" bezeichnet, schmeckt aber trotzdem. Gut, dass ich irgendwann herausgefunden habe, dass mich Reiseübelkeit meist nur mit zu leerem Magen ereilt, so fällt die Nahrungsaufnahme hier quasi in die Kategorie "Medizin".
Sicht ist bisher bis auf einen kurzen Blick auf die Westküste Schottlands nicht vorhanden, also nochmal ein Wolkenbild mit Triebwerk zwischendurch.Danach wird verkündet, dass in Island heute der Winteranfang begangen wird. Wir ahnen schon, was kommt, letztes Jahr sind wir zum Winteranfang nach New York geflogen. Zum Winteranfang wird der Isländer besonders gut gemästet, daher gibt es jetzt noch eine Runde isländische Twisted Donuts mit heißer Schokolade. Letztere lehnen wir zwar dankend ab, dafür bekommen wir gleich zwei großzügige Donuts. Ich stelle mich darauf ein, beim Weiterflug zu platzen.
Der Anflug auf Island erfolgt heute südlicher als meistens sonst, und so verpassen wir die Südostküste und nähern uns erst am Unaussprechlichen der isländischen Südküste.Dafür hat man dann heute mal von rechts einen Blick auf die Westmännerinseln, die man sonst nur von der linken Flugzeugseite aus sehen kann. Die Handykamera bringt dies allerdings doch sehr an ihre Grenzen.
Danach gibt es einen sehr schönen Anflug mit Blick auf die Südwestküste inklusive die frischen Lavafelder des Fagradalfjalls.
Grindavik, hier haben wir 2021 unsere ersten beiden Nächte auf Island verbracht.Die Blaue Lagune darf bei der Sicht natürlich auch nicht fehlen.
Der Anflug bietet Gelegenheit zu einer ausgiebigen Studie der bemoosten Lavafelder,
bevor wir bei bestem isländischen (fast noch Sommer-)Wetter mit kuschligen 8 Grad und Sonnenschein erstaunlich sanft und winstill landen.
Wir stehen zwar direkt am Gate, müssen (oder dürfen) aber durch die frische Luft statt über eine Gangway ins Terminal. Also gibt es doch noch eine Gelegenheit für ein Flugzeugfoto.
Da wir gut 30 Minuten vor offizieller Ankunftszeit gelandet sind, gönnen wir uns einen kurzen Boxenstop in der Lounge und dort ein leckeres Pistazien-Macaron. Schließlich wird mir nur mit leerem Magen schlecht. Danach begeben wir uns zügig und vor den Massen durch die Ausreisekontrolle. Danach ziehen wir unsere Kreise durch den D-Gatebereich, wo es keine Lounge aber diverse Fressbuden und Souvenirshops gibt, und verfolgen mit Staunen, wieviele Menschen sich hier nach und nach sammeln. Wir machen die 10.000 Schritte auf der Uhr aus purer Langeweile voll und starten nebenher einen Preisvergleich zwischen Brennivin und Floki-Whiskey in den beiden Dutyfree-Shops. Tatsächlich ist einer der beiden günstiger und hat noch dazu die größere Auswahl.
Verrückt.
Für ein suboptimales Foto unserer nächsten Maschine, der Boeing 767-300 mit 23 jähriger, höchst bewegter Vergangenheit bei diversen Airlines wie "Santa Barbara Airlines" oder "Kenya Airlines", ist natürlich auch noch Zeit.
Auch hier ist das Boarding zügig und der Abflug pünktlich. Nach vier gibt es auch einen Begrüßungssekt an Bord. Natürlich mit ein paar leckeren Macarons gegen den kleinen Hunger. Die Kombi erscheint uns doch etwas Sobrennen-verdächtig und so heben wir die Macarons lieber mal für später auf.
Fast hätte ich darüber mein Lieblingsflugzeug, die Hekla Aurora verpasst. Für ein unscharfes Erinnerungsfoto reicht es gerade so.
Mit einem wunderschönen Sonnenuntergang verabschieden wir uns vorerst wieder von Island, auch wenn die Wettervorhersage im direkten Vergleich Boston - Reykjavík suggeriert, dass der Aufenthalt auf Island möglicherweise die bessere Entscheidung wäre.
Neben uns zweigt eine weitere Icelandair-Maschine in Richtung Norden ab, das Internet ist allerdings zu schlecht, um genaueres über Flightradar live herauszufinden.
Kurz darauf gibt es auch schon wieder Abendessen. Diesmal was Warmes, hatten wir schon seit einigen Stunden nicht mehr. Tatsächlich gibt es sogar isländisches Kulturgut in semi-fester Form, das ich sowieso schon immer Mal probieren wollte: Plokkfiskur, ein isländischer Fischeintopf, der überwiegend aus Mehlschwitze, gekochtem Fisch und Kartoffeln besteht. Klingt nicht lecker, sieht auch in keinster Weise so aus aber schmeckt, wie wir später herausfinden werden, ziemlich gut. So boykottiert Icelandair jedenfalls effizient meinen Vorsatz, heute garantiert nichts mehr zu essen.
Zunächst gibt es aber flüssiges, isländisches Kulturgut und wir geben uns mit nur einer Portion Käsecrackern zum Teilen zufrieden.
Plokkfiskur. Nicht schön, aber lecker.Natürlich gibt es auch noch leckeres warmes Brot mit gesalzener Butter dazu und die Jakobsmuschel kann man ja auch nicht verkommen lassen. Die Zitronentarte hebe ich mir für später auf. Dieser Vorsatz hält genau so lange, bis der Gatte sie probiert und für lecker befunden hat. Ich probiere ebenfalls und schwupps ist das leckere Teilchen mit Keksboden auch schon weg. Wer kann schon knusprigem Keksboden widerstehen. Danach erstmal ein Verdauungsschläfchen. Zum Glück verschlafe ich die Melone mit Schinken und Oliven, auch der Gatte ist tatsächlich mal zu satt, und so habe ich kein weiteres Essensfoto für Euch. Auch den Winter-Donut mit heißer Schokolade lehnen wir dankend ab. Wir hatten ja schon zwei. Danch erleben wir den nächsten und dieses Mal für heute endgültigen Sonnenuntergang auf der Höhe der Bay of Fundy. Hinten im Foto müsste der "Chocolate River" bei Moncton sein.
Nach einer ziemlich schnellen und kräftigen Landung sieht man, hier wird gerade gelandet wie am Schnürchen.
Die Einreiseschlange hält sich in Grenzen, und so sind wir nach etwa dreißig Minuten und zwei unspektakulären Fragen nach dem Grund für unsere Reise und nach eingeführten Lebensmitteln (ja haben wir uns heute einige oral eingeführt, aber das verkneifen wir uns zu sagen) sind wir eingereist.
Nach einer durchaus interessanten U-Bahn Fahrt in interessant kostümierter Gesellschaft (Halloween ist nahe) erreichen wir gegen 20:30 unser Hotel, nur um zu erfahren, dass DAS wohl das einzige am heutigen Tag ist, was nicht reibungslos funktioniert: Tatsächlich ist unser Zimmer um 20:30 noch nicht bezugsfertig und man bietet uns "großzügig" zwei Freigetränke an der Bar als Kompensation an. Nachdem wir diese (links ein IPA, rechts ein "Oktoberfest Seasonal Brew", beide gut trinkbar aber nicht als Besänftigung ausreichend) für eine interfamiliäre Krisensitzung genutzt haben,
... geht der Gatte zurück zur Rezeption und diskutiert immerhin einen Erlass auf unsere Zimmerrate aus. Mal sehen, ob man es schafft, diese vom bereits bezahlten Zimmer zurück zu erstatten. Gegen 21:45 ist dann endlich unser Zimmer bezugsfertig. Immerhin, es ist ausreichend groß (der Buchung entsprechend) und sauber.
Nach einer Dusche fallen wir ins Bett.
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