Mittwoch, 1. Juni 2022

Like Ice in the Sunshine - Sturm und Helden an der Isle aux Morts

Während gestern Abend noch die Fähre nach North Sidney in Nova Scotia unmittelbar vorm Schlafzimmerfenster vorbeigefahren ist,
stellen wir fest, dass wir inzwischen beide Enden dieser Fährstrecke (Sidney 2018 bei unserer Tour durch die Maritimes) bereist haben, ohne auch nur ein einziges Mal diese Fähre betreten zu haben. 

Nach einem - wie immer ausgewogenen und reichhaltigen Frühstück - sind wir bereit dem heute wieder schönen, aber auch extrem stürmischen Wetter zu trotzen. Hier ein Foto, nachdem bereits der "Gefangenenaustausch" von Ei und Pancake stattgefunden hat.


Heute wollen wir einen kleinen Teil der rauhen Südküste erkunden. Wir beginnen am knapp 50 km entfernten Rose Blanche Lighthouse.
Wir trotzen dem eisigen Wind und erkunden ein bisschen die Gegend.




Die Bucht unterhalb ist auch noch ganz schön.


Danach retten wir uns, Hut und Basecap erstmal wieder ins Auto und beschließen, den restlichten Tag ohne Sonnenschutz zu verbringen. Ich entscheide mich später sogar für meine Kapuze als Windschutz.
Ein paar Kilometer entfernt steht noch ein kleines Modell des Leuchtturms im Wald.
Unser nächster Stop sind die Barachois Falls. Zugegebenermaßen hätten wir so einen prächtigen Wasserfall hier gar nicht erwartet. Der nur knapp ein Kilometer lange Fußweg ist bei dem Wind ziemlich herausfordernd, ab und an weht es mich fast vom Boardwalk.

Aber wie könnten wir uns so einen tollen Wasserfall entgehen lassen. Zumal das Wetter ja echt fotogen ist, so lange einem die Kamera nicht wegfliegt.

Direkt am Wasserfall ist es sogar einigermaßen windgeschützt, und so können wir die Aussicht in Ruhe und noch dazu alleine und ungestört genießen. Pro Jahr kommen hier laut Tafel gerade mal 7000 Besucher vorbei. So viele kommen vermutlich an den Isländischen Highlights in guten Phasen pro Woche vorbei. Dabei braucht sich der Wasserfall wirklich nicht vor einigen seiner Kollegen zu verstecken, wie wir finden.
Filter und Stativ liegen natürlich im Auto bzw. im Hotelzimmer, trotzem kann ich auch mal ein bisschen länger belichten und mich wie immer nicht entscheiden, ob es mir gefällt oder nicht.
Ohne ist jedenfalls auch toll.

Der weiter Verlauf des Flussis ist wieder schön urtümlich wild.
Danach wehen wir zurück zum Auto und fahren zum Aussichtspunkt auf die Burnt Islands. Ist jetzt weniger spektakulär.

Danach geben wir uns windmäßig für heute den Rest und machen noch eine kleine 4 km Küstenwanderung über den Harvey's Trail an der Isle aux Morts. 
Der Trail ist nach George Harvey benant, der zusammen mit seiner Tochter Ann und seinem Neufundländer Hairyman über 200 Schiffbrüchige gerettet hat. An dieser Stelle sei insbesondere Hairyman gehuldigt, der mit einem Seil eine Meile zu einem gekenterten Schiff schwamm und damit maßgeblich zur Rettung beigetragen hat. Er ist auch auf den Wegweisern des Trails verewigt. Es scheint also tatsächlich mal Neufundländer in der Gegend gegeben zu haben. Nachfahren von Hairyman begegnen uns leider keine.
Der Weg ist - abgesehen von dem brutalen Wind - angenehm zu gehen und bietet wieder schöne wilde Küstenausblicke und Motive.



Die Felsen sehen sehr interessant aus hier. Man kann hier überall die Arbeit des Meeres und Spuren früherer Vergletscherungen erkennen.
Das Meer ist hier wieder einmal wunderbar blau.
Irgendwo unterwegs stoßen wir zuerst auf einen geschmückten Tannenbaum...
... und kurz darauf auf schöne, bunt bemalte Steine.
Danach kann man einen kleinen Abstecher auf die Landzunge machen. Zunächst vorbei an einem Aussichtspunkt mit kleinem Pavillon mit Aussicht:



Danach kann man noch zur rauhen Küste absteigen,



... wo ein Modell des Bootes steht, mit dem George Harvey mit Unterstützung von Ann und Hairyman die vielen Schiffbrüchigen gerettet hat.
Unser Reiseelch merkt zwischenzeitlich an, dass es wirklich sehr windig ist, und hält sich an unserer Wasserflasche fest.
Wir sind inzwischen auch auf dem Rückweg unserer Runde und haben noch einen schönen Blick über das Örtchen Isle aux Morts.

Vorbei an einem kleinen See...

... erreichen wir wieder den Parkplatz und haben genug sehr frische Luft für heute getankt. Danach erledigen wir so banale Dinge wie Wasser und Proviant für die lange Fahrstrecke morgen einkaufen und heiß duschen. Danach geht es zum Abendessen nach Margaree, einem Nachbarort von Port aux Basques, ins Seashore Restaurant. Dieses wird auf Google sehr gelobt, und wir hoffen auf ein überzeugendes Essen in der rauhen Gegend. Es gibt "Homecooked" Fisch und Fleischgerichte und das Restaurant ist gut besucht, auch unter der Woche. Der Gatte bekommt ein Neufundländisches Bier, ich bin Fahrer und trinke heute Cola. Zur Vorspiese gibt es eine ordentliche Portion Chowder, genau das richtige bei dem Wetter.
Als Hauptgericht - ja das Wetter macht hungrig und wir haben tatsächlich noch Appetit - gönne ich mir endlich mal wieder Hailbutt und bekomme ein prächtiges Steak mit Kartoffelpüree (das auch eindeutig selbstgekocht und nicht aus der Tüte ist), Gemüse und Cole Slaw. Hat mir sehr gut gemundet.
Der Gatte traut sich an die Seafood Platte, die sehr üppig und mit dem Hinweis, man würde es immer sehr gut mit den Fritten meinen, er müsse sie aber nicht aufessen, serviert wird. Es sind mehrere Stücke Fisch, Kabeljauzungen und eine sehr leckere (ich habe probiert und mich selbst überzeugt) Fischfrikadelle darauf.
Kurz darauf werden noch die Shrimps und Muscheln nachgereicht.
Der Gatte schafft tatsächlich das meiste, zumindest unter Ignorieren der Fritten. Ich unterstütze noch tatkräftig mit dem Konsum eines Shrimps und einer Muschel.
Jetzt tritt eine furchtbare Krise ein, wir sind mal wieder zu satt für Nachtisch, obwohl auf der Tageskarte Homemade Lemonpie ausgeschrieben ist und ich dem eigentlich nie widerstehen kann. Noch dazu wurde ich nach meinem Bericht gestern gerügt, dass es nach dem Schlachtfeld von Sonntag gestern gar keinen Nachtisch gab. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen und wir bestellen kurzerhand ein Stück zum Mitnehmen. Dieses sieht hervorragend und sehr frisch aus.
Genau diesen Eindruck bestätigt es auch beim späteren Konsum, und wir ärgern uns tatsächlich trotz des üppigen Abendessens, dass wir keine zwei Stücke genommen haben. Danach lassen wir den Abend wieder mit Eishockey ausklingen, schließlich laufen gerade die Conference Finals des Stanley Cups.

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