Freitag, 3. Juni 2022

Like Ice in the Sunshine - Remove before Flight.

Gut, dass wir uns heute auf einem Streckenabschnitt befinden, auf dem ich auch ein Schlechtwetterprogramm geplant habe. Nachdem es die ganze Nacht gestürmt und geregnet hat, ist die vorhergesagte Besserung leider nicht eingetreten. (Wir wollen mal nicht meckern, schließlich ist zuvor auch tagelang keine vorhergesagte Verschlechterung eingetreten.) Der Nachbarshund ist jedenfalls auch nicht begeistert.
Frühstück ist dafür im hier nochmal in Außenansicht abgebildeten Carriage House Inn gut wie meistens auf dieser Reise.

Die seltsam anmutende Wurst mit Namen "Bologna" schmeckt übrigens ziemlich genau wie der in unseren Breiten wohlbekannte Fleisch- oder Leberkäse. Ich verkneife mir, nach Senf zu fragen.
Wir trotzen dem wirklich unwirtlichen Wetter zumindest auf dem Weg zum Auto und setzen uns unser heutiges Schlechtwetterprogramm als erstes Ziel:
Ist natürlich wirklich tragisch für einen Aviation-Nerd wie mich, jetzt ein paar Stunden im North Atlantic Aviation dem Wetter zu entfliehen. Hier wird die Geschichte der Gander Airbase vom Kriegsschauplatz, als Basis für abenteuerlustige erste Atlantiküberquerer, als Tankstop auf den frühen komerziellen Transatlantikflügen und von 9/11, als etwa 40 Flugzeuge hier gegroundet wurden, anschaulich dargestellt. Die Fotos hier sind alle Handyfotos, weil ich ungern drin mit der riesen Kamera fotografiere.
Gleich am Eingang wird man von einem schicken Flugzeugpropeller begrüßt. Wir haben das Museum übrigens die meiste Zeit komplett für uns.

Der Technikfreak in mir kann sich direkt schonmal für diesen prächtigen Rolls Royce Merlin 27 Zylinder V12 Motor begeistern, der in diversen Flugzeugen im 2. Weltkrieg verbaut war.
Auch am ersten Flugsimulator komme ich nicht ohne Foto vorbei.
Genauso wenig wie an dem DC 6...
... und DC 8 Modell.
Diverse "Gimmicks" aus den frühen Transatlantikflügen, als Fliegen noch Luxus war, lange vor meiner Zeit müssen dokumentiert werden.

Noch mehr schöne Flugzeugmodelle hinter Glas:


Auch das erste Modellflugzeug, dass den Atlantik überquert hat, hängt hier. Mir war ehrlicherweise nichtmal bewusst, dass es das gibt.
Für die ganz harten noch ein Doppeldecker.

Mein persönliches Highlight ist das original DC 3 Cockpit, in dem ein Rundflug über Gander simuliert wird.


Am Ende gibt es noch eine sehr bewegende Dokumentation des Groundings von etwa 40 Flugzeugen mit fast 7.000 Pasagieren in Gander (10.000 Einwohner) am 9/11. Die Lufthansa hat zum Dank für die große Hilfsbereitschaft in Gander einen ihrer A340 in "Gander/Halifax" umbenannt. Zum Glück bin ich damals nicht in Gander gestrandet, sondern "nur" 2 Tage später aus Vancouver nach Hause geflogen. Die 747 der Lufthansa, mit der ich damals geflogen bin, hatte es zum Glück bis nach Vancouver geschafft und wurde erst dort gegroundet.
Danach geht es noch eine schnelle Runde durch den immer noch unwirtlichen Außenbereich. Hier habe ich der Einfachheit halber die technischen Daten mit abfotografiert.


Dieses besonders wertvolle Schätzchen soll demnächst eine eigene Halle zum Schutz vor Wettereinflüssen bekommen.






Ein rundum gelungenes Schlechtwetterprogramm, zumal ich endlich noch ein paar Souvenirs in Form eines "Keep calm and fly on" T-Shirts sowie eines (für Aviationfreaks) epischen Schlüsselanhängers finde.
... nie wieder das Handykabel im Auto vergessen. Priceless.
Das Wetter überzeugt mit Nieselregen und kräftigem Wind weiterhin nicht, das Handywetter zeigt 4-6 Grad, gefühlt -2 Grad, an. Den Eindruck teile ich. Bei Tim Hortons gegenüber gibt es nochmal eine Box Timbits für den kleinen Hunger zwischendurch, ohne Foto diesmal. Danach fahren wir mit wenig Hoffnung in den eigentlich für heute geplanten Terra Nova Nationalpark und besuchen zumindest mal das Visitor Center, wo wir dennoch etwa sechs Dollar pro Person und Tag für einen Park-Pass entrichten und uns zunächst informieren, ob es sinnvolle Outdoor-Aktivitäten gibt. Die Wanderungen sind uns alle zu lang bei dem Wetter, zumal die Wege vermutlich ziemlich unter Wasser stehen dürften, nach zwei Tagen Dauerregen. Bei den zwei Aussichtspunkten wird auf nicht vorhandene Aussicht hingewiesen, aber vielleicht fahren wir dort der Form halber später noch vorbei. Draußen ist es weiterhin gar nicht mal so einladend, wäre aber sicher toll bei gutem Wetter. Dann könnte man auch Kanus leihen.
Zunächst informieren wir uns ein bisschen über Flora und Fauna im Nationalpark und beobachten mit kindlicher Begeisterung diverses Getier in Aquarien, dass netterweise auch gerade gefüttert wird. Auch hier gibt es indoor nur Handyfotos.

Halber Seestern
Ganzer Seestern
Seesternen können Gliedmaßen nachwachsen lassen und wenn ihr Körper getrennt wird sogar zu zwei komplett neuen Seesternen werden.
Was das hier genau ist, war irgendwie nicht auf den Tafeln herauszufinden. Scheint aber nicht allzu gut gelaunt zu sein.


Ein Hummer guckt mal kurz unter einem Stein hervor. Sehr faszinierende Tiere, wenn man sie mal genauer betrachtet. Schade, dass sie auch noch gut schmecken.
Ebenso die Krabben, diese sind vor allem ziemlich riesig und gucken grimmig - im Gegensatz zum freundlich wirkenden Hummer.

Danach können wir uns natürlich wider besseren Wissens den Aussichtspunkt nicht verkneifen. Es ist arschkalt aber natürlich total stimmungsvoll mit dem ganzen Nebel. Wenigstens das Grün ist noch frisch und frühlingshaft.

Wenigstens die Kanadastühle bieten einen Farbkontrast. 

Zum Glück ist das hier kein Aussichtsturm (wir hätten uns den Aufstieg heute aber sowieso verkniffen), sondern ein ehemaliger Turm zur Beobachtung und Warnung vor Waldbränden. War sicher ein toller Job, so alleine da oben, besonders bei starkem Wind.
Gebaut ist das ganze auf sehr altem, sehr rotem Vulkangestein aus einem ehemaligen Vulkanschlot. Irgendwie ja auch eine interessante Fotoperspektive.
Wie sie sehen, sehen sie nichts. Damit beenden wir auch ziemlich durchgefroren (und ich bin wahrlich keine Frostbeule) unsere 15-minütige Runde und fahren weiter nach Clarenville.

Dort checken wir in das Quality Hotel ein, an das wir keine großen Erwartungen haben, die sich auch beim äußeren Anblick des Gebäudes zu bestätigen scheinen. Innen werden wir sehr angenehm überrascht. Die drei Quality Hotels in Nova Scotia sind wohl von einer Familie geführt und man bemüht sich sehr um angenehme, familiäre Atmosphäre. Die Zimmer sind geräumig und gepflegt, das Bad scheint recht frisch renoviert. Der Fernseher ist sogar mit Surround-Soundanlage ausgestattet, wie wir später - natürlich beim Eishockey - herausfinden werden.
Zum Abendessen haben wir heute ebenfalls einen kurzen Weg, das uns am meisten zusagende Restaurant in Clarenville befindet sich im Hotel. Daher gibt es heute mal wieder Kulturgut für alle und niemand muss fahren. IPA aus dem bereits bekannten Hause Quidi Vidi in St. John's. Vorneweg ganz leicht fruchtig, dafür nach hinten sehr schön bitter. Beim Bier hatten wir dieses Mal immerhin noch keinen Totalausfall.
Brot mit Paprikaaufstrich "aufs Haus" vorneweg.
Danach tauschen wir fröhlich Muscheln in Bacon ...
... und Seafood Chowder hin und her. Beides sehr lecker.
Als Hauptgericht gönne ich mit mal wieder Fish&Chips. Lecker, auch wenn der Teig sehr reichlich ist und ich nicht alles schaffe. Den Fisch "angele" ich natürlich raus, bevor ich kapituliere.
Der Gatte nimmt heute gegrillten Lachs und als Beilage nach Wahl einen Ceasar Salad. Nicht, weil er plötzlich unter die Gesundheitsfanatiker gegangen ist, sondern weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Fritten bei einem Gericht mit Fritten grundsätzlich aufgrund der Portionsgröße locker für zwei reichen. So werden im weiteren Verlauf der Mahlzeit Fritten und Salat heiß gehandelt.
Nachtisch passt wieder nur einer für zwei, dafür ist der Cheesecake hier extrem lecker.
Das Restaurant hat uns genauso wie das restliche Hotel sehr überzeugt, es ist endlich mal gemütlich eingerichtet und hat noch dazu sehr gut ausgebildetes Personal, und das Essen hat auch geschmeckt. Jetzt aber ab aufs Zimmer zum Eishockey.

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