Sonntag, 2. März 2025

This is Finnish, but not the End - Tampere, mehr als Sauna-Hauptstadt.

Nach einer erholsamen Nacht im sehr ruhigen Hotelzimmer gibt es heute endlich wieder ein reichhaltiges Hotelfrühstück.
Die Kartoffeln mit Pilzen und Spinat sind eine schöne Variante, von dem Probierstückchen gebratener Rentierblutwurst könnte ich mir morgen etwas mehr vorstellen. Der Fisch ist ebenfalls hervorragend, genau wie die eingelegten Gurken.
Auch der Gatte hat es gut mit sich gemeint, wie schön, bin ich wenigstens nicht der einzige Gefräßige hier.
Auch der Müsli-Contest wird wieder eröffnet, die Schüsseln sind freigegeben.

Eine kleine Reise durch die finnische Kuchenwelt lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen. Die Orange taugte nur zur Deko.
Gut gestärkt machen wir heute einen Rundgang durch Tampere. Tampere ist übrigens mit knapp 250.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Finnlands und die größte Binnenstadt der nordischen Länder. Tampere liegt zwischen 2 Seen (Näsijärvi und Pyhäjärvi), die einen Höhenunterschied von 18 m haben und durch die Tammerkoski Stromschnelle verbunden sind, die zur Energiegewinnung genutzt wird (Quelle: Wikipedia). Letztere werden wir auch auf unserem Spaziergang zu Gesicht bekommen. Außerdem hat Tampere mit über 50 öffentlichen Saunen den Ruf, Saunahauptstadt der Welt zu sein.
Wir beginnen unseren Rundgang am Dom von Tampere, der sowohl von außen als auch von innen durchaus sehenswert ist.



Wie man sieht, ist die Tür offen, und so schauen wir uns auch mal innen um.


Vorbei an einem eiförmigen Kunsterk und dem Grand Hotel... 

...laufen wir weiter Richtung Stromschnellen und durchwandern die diversen angrenzenden Parks.


Bei Querung der ersten Brücke bewundern wir Skulpturen nackter Männer, die tote (?) Tiere hochhalten. Sicherlich gibt es hierfür einen kreativen Grund, den ich Kunstbanause wieder nicht verstehe. Bei der ersten Skuptur dachte ich noch, dass der gute Mann vielleicht auch einfach seine soeben ausgezogene Unterhose hochhält, beim zweiten ist es doch eindeutig ein Tier. Kunst ist ja oft auch Interpretationssache.

Als nächstes passieren wir die alte Kirche von Tampere,

das Rathaus
sowie das Patentamt.
Weiter geht es durch diverse Parks mit diversen Kunstwerken. Hier interpretiert der Gatte, dass die Frau den Mann streichelt, ich interpretiere das ganze etwas gewaltvoller. 
Wir spazieren durch das Finlayson-Gelände, ein ehemaliges Industriegebiet, in dem sich jetzt Geschäfte und Kunstgalerien befinden. 

Über die nächste Brücke queren wir das Wehr, das zur Wasserkraftgewinnung dient.

Wirklich ein schönes Viertel, mit den alten Industriebauten am Wasser.




Die örtliche Feuerwehr residiert hier auch sehr stilvoll.

Ein Eisenbahnmuseum gäbe es hier auch, wir genießen aber lieber die frische Luft und das einladend hellgraue Wetter draußen.
Wir folgen dem Wasserlauf bis zum Ufer des Näsijärvi, wo wir eine weitere Brücke überqueren, um in den nächsten Park zu gelangen.
Trockene Stromschnellen neben der Wasserkraftanlage:
Im Park steht eine beeindruckende alte Villa, deren Funktion ich nicht herausfinden konnte.
Eine Adlerstatue darf auch irgendwie nicht fehlen, es ist wohl die älteste Skulptur in Tampere, von 1830.
Noch ein Museum in einem schönen alten Gebäude. Ich muss zugeben, ich hätte hier nicht so viele schöne, alte Gebäude erwartet. Wir sind gebührend beeindruckt.
Danach geht es über eine große Allee Richtung Pyynikki-Park, dem größten Park Tamperes, der sich auf der weltgrößten glazialen Schottererhebung befindet.
Lesende Familie vor der Stadtbibliothek:
Die Alexanderkirche:
Eine Schule:
Natürlich muss der Aussichtsturm im Park bestiegen werden. Für 2 € pro Person ein günstiges Vergnügen. Wir nehmen die Treppe statt des Aufzugs.
Die Aussicht über Tampere ist lohnend:





Ich finde, das ist auch mal ein guter Platz, mein selbstgestricktes Outdoor-Kleid zu präsentieren. Es ist passenderweise ein finnisches Strickmuster aus isländischer Wolle.
Auch nach unten geht es natürlich zu Fuß. Als wäre unser kleiner Spaziergang heute nicht schon Sport genug.

Wir setzen unseren Weg fort und plötzlich ist hier wieder Winter.
Gut, dass wir die Spikes dabei haben...
... so können wir auch die folgenden Aussichtspunkte bedenkenlos "mitnehmen".


Mal wieder ein Traum einer von Gletschern geformter Landschaft hier oben.
Formschöne Bäume haben sie hier auch.
Wir verlassen nun die Erhebung wieder und laufen den restlichen Weg durch den Park am Seeufer entlang. Neben den schönen Ausblicken über den See...



...haben wir hier noch ein eindrucksvolles Naturerlebnis: Die Wellen des teilweise nicht gefrorenen Sees laufen hier in das auftauende Eis, was leise Klimpergeräusche macht und noch dazu sehr schön aussieht. Zumindest Letzteres kann man vielleicht auf den Fotos erahnen:




Ich kann mich jedenfalls kaum sattsehen und -hören.

Leider ist das Wetter zwischenzeitlich mit leichtem, nassem Schneefall zusätzlich zum schon den ganzen Tag kräftig wehenden Wind doch etwas unangenehm geworden. Das verstärkt mein akutes Bedürfnis nach einer schwedischen Fika, auch wenn wir in Finnland sind.

Vorbei an diversen Saunabooten (wir erinnern uns, wir befinden uns hier in der Sauna-Hauptstadt) arbeiten wir uns durch den stärker werdenden Schneeregen zur formschönen Hängebrücke vor, die uns unserer Fika näher bringt.


Unerwartet kommen wir noch am olympischen Fußballstadion der Sommerspiele 1952 in Helsinki vorbei. Ich wußte bis dato nicht einmal, dass in Helsinki Sommerspiele stattgefunden haben, ganz zu schweigen davon, dass die Fussballwettbewerbe zum Teil in Tampere stattfanden. War auch deutlich vor meiner Zeit.

Jetzt aber zügig zur Fika, natürlich in bester Tradition aus unseren Schweden-Besuchen ins "Espresso-House", dass es auch hier gibt. Wir stärken uns mit heißer Schokolade, Salted Caramel Latte, Pekan-Cookie und Mudcake. Angemessen, bei dem Wetter.
So gestärkt können wir jetzt auch noch trotz des unwirtlichen Wetters kurz den Anblick der orthodoxen Kirche von Tampere würdigen.

Vorbei an einem architektonisch sicherlich sehr wertvollen Business-Park geht es zurück ins Hotel.
Am Ende sind wir immerhin 14 km gelaufen und so haben wir uns eine heiße Dusche und ein Abendessen im Hotelrestaurant verdient.
Im Hotel befindet sich das Restaurant "Dabbal", in dem es finnische Spezialitäten gibt. Zunächst habe ich mir ein dekorativ mit Zweig und Rentierfell präsentiertes New England IPA der finnischen "Hartwall"-Brauerei verdient. Süffig ist es auch, nicht zu fruchtig und schön herb.
Wir beginnen den wohlverdienten Abend mit einem Gruß aus der Küche: zweierlei Sauerteigbrot mit brauner Butter und einem Rote Beete Süppchen.
Danach die Lappländische Vorspeisenplatte mit rohem Rentierfleisch, Käse mit Cloudberry-Marmelade (das Deutsche Wort "Moltbeere" klingt einfach wenig appetitlich), einem Blini mit saurer Sahne und Fischrogen, Schwarzbrot mit Pilzcreme und Waldpilz und einer Waffel mit Lachs. Leicht favorisiert sind letztere und das Rentierfleisch. 
Als Hauptspeise nehmen wir beide das zweierlei Rentier, gebraten und als "Pulled Rentier" aus Rentiernacken. Letzteres ist sehr schön rauchig. dazu Preiselbeersoße, Preiselbeeren, irgendwas möhriges und frittierter Grünkohl.
Zum Nachtisch habe ich einen Lappländer Cheesecake mit Cloudberry-Sorbet, der Gatte Vanilleeis mit Blaubeeren und Salted Caramel Soße. Noch ein Highlight zum Schluß.
Damit sich das Blog flüssiger schreibt, gönne ich mir noch ein zweites Bier, der Gatte einen finnischen Gin Tonic.

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