24.02.2017
Akt 2: (Nicht nur) Niagarafälle
Wir wachen auf und die Fälle sind weg. Zumindest sind sie aus unserem Hotelzimmerfenster nicht mehr zu sehen:
Gut, denken wir uns, gehen wir eben erstmal gemütlich in das Restaurant neben dem Hotel frühstücken. Die Portionen sind riesig, die Qualität ist... sagen wir mal: genau so, wie ich es in einer Touristenhochburg erwartet hätte. Dafür ist die Bedienung extrem nett und nimmt mein komplettes Frühstück von der Rechnung, nachdem ich meine Spiegeleier aufgrund der Maserung auf der Unterseite, die auf eine nicht wirklich saubere Pfanne schließen lassen, dankend zurückgehen lasse. Aber der Kaffe ist gut.
Langsam lichtet sich der Nebel. Als wir im Hotel auschecken, sind auch die Fälle zumindest wieder sichtbar:
Wir haben noch ein paar Stunden Zeit, da wir erst um 17 Uhr in Toronto am Flughafen unseren Mietwagen zurückgeben und einchecken müssen, aber irgendwie auch nicht so richtig Lust, den kompletten Tag an den Fällen zu verbringen, nachdem wir gestern schon so super Wetter hatten, und ich mich fotografisch in Bezug auf die Fälle eigentlich ziemlich ausgelastet fühle. Der Ort selbst ist auch nicht so reizvoll, als dass wir jetzt hier noch einen halben Tag totschlagen wollen würden. Aber da die Uferstraße in Richtung Niagara on the Lake so schön war, kann man diese ja auch mal in die andere Richtung ausprobieren. Außerdem sind es nur etwa 25 km nach Fort Erie und damit zum Eriesee, damit könnte man ja noch einen zweiten der großen Seen neben dem Ontariosee mitnehmen. Wir fahren also los, wieder entlang des Ufers des Niagara Rivers in die andere Richtung, auch hier stehen tolle Villen. Allein die Aussicht, auch auf den Fluss, der teilweise noch mit sehr mysthisch wirkendem Nebel bedeckt ist ist wunderschön. Wir fahren erstmal gemütlich ohne groß anzuhalten und genießen einfach die Landschaft und unseren letzten Tag in Kanada. Letztendlich gibt es dann aber doch einen Fotostop auf dem Weg nach Fort Erie, an einem kleinen Steg mit einer Trauerweide muss ich ein paar Bilder machen. Nur der Nebel hat sich inzwischen hier weitgehend gelichtet, schön ist es trotzdem.
Wir fahren weiter nach Fort Erie, wo wir hinter einem Denkmal, dass auch irgendwo in Frankreich stehen könnte, unser Auto parken und ein wenig an der Uferpromenade entlangspazieren.
Auch hier sorgen Licht und schwindender Nebel für schöne Aussichten:
Peace Bridge
Parklandschaft in Fort Erie
Blick nach Buffalo, USA
Ein bisschen Nebel schleicht noch über den Weg am Ufer.
Wenn wir schon einmal in Fort Erie sind, sollten wir natürlich auch noch gleichnamiges Fort besichtigen. Natürlich sind Museen und Gebäude wie so vieles hier "Closed for the Season", aber freundlicherweise sind Toiletten und Außenanlagen des Forts geöffnet. Wir nutzen also die Gelegenheit, ich besichtige kurz die Toiletten und danach drehen wir eine kleine Runde durch den das Fort umgebende Park.
Spätestens hier geht uns wieder auf, dass es viel zu warm und frühlingshaft ist - dass wir zwischenzeitlich die Jacken abgelegt haben, war ja noch selbstverständlich - aber als wir die dicken Knospen an der Magnolie sehen, sind wir doch noch einmal erstaunt:
Wir machen uns so langsam auf den Rückweg und halten noch an einem kleinen Park mit Steg, von dem aus man eine interessante Sicht auf Niagara Falls hat.
Der Rest ist schnell erzählt: Wir fahren, weil wir immer noch früh dran sind, soweit es geht, die Uferstraße über Niagara on the Lake zurück Richtung Toronto, machen unterwegs noch einen obligatorischen Stop bei Tim Hortons und gönnen uns Doughnuts mit Ahornsirupglasur und fahren die restliche Strecke über den Queen Elizabeth Highway zum Flughafen. Dort geben wir das Auto zurück, was - wie immer bei Alamo - vollkommen entspannt und unkompliziert verläuft. Man scheint dort immer mehr damit beschäftigt zu sein, den Kunden nach seiner Zufriedenheit zu befragen, als zu kontrollieren, ob der Wagen noch in Ordnung ist.
Wir geben unser Gepäck auf und begeben uns in die Plaza Premium Lounge, die anscheinend überwiegend asiatischen Fluglinien zur Verfügung steht. Hat den Vorteil, dass wir uns eine extrem leckere, scharfe Glasnudelsuppe mit verschiedenen Fischküchlein frisch zubereiten lassen können. Für die nötige Bettschwere gönnen wir uns noch einen Gin Tonic und warten auf unser Flugzeug. Dieses trifft mit fast zwei Stunden Verspätung ein, da am Nachmittag in Island aufgrund eines schweren Sturms alle Flüge mindestens zwei Stunden zu spät gestartet sind. Ich verfolge die Ankunft unserer Maschine auf Flightradar und genau in dem Moment, als ich zu meinem Mann sage, jetzt müsste sie landen und dann hier vorbeikommen, sehen wir einen grellen Blitz und hören einen lauten Knall. Ok, denken wir uns, entweder, das ist jetzt das vorhergesagte Gewitter, oder die Maschine ist gerade abgestürzt. Da wir weder Feuerwehr, noch Sirenen hören und unsere Maschine auch kurz darauf unbeschadet an unserem Fenster vorbei rollt, sind wir ersteinmal beruhigt und hoffen, dass der Blitz nicht gerade unsere Machine getroffen hat. Zwischenzeitlich hat es noch ein paar mal gedonnert, aber bis zu unserem etwa 30 Minuten verpäteten Boarding hat sich das Gewitter zum Glück verzogen.
Wir besteigen also die Maschine und der Abflug verzögert sich weiter, weil einige Leute offenbar nicht in der Lage sind, ihr Handgepäck zügig zu verstauen bzw erst die Leute, die weiter nach hinten müssen, vorbeizulassen. Selbiges wird auch mehrfach von dem inzwischen sichtlich genervten Kabinenpersonal durchgesagt, während sich die Leute weiterhin gut sichtbar aus unserem Fenster in dem Finger zum Boarding neben uns stauen. Selten haben wir ein SO langsames Boarding erlebt. Gut wir sitzen immerhin schon warm und bei einem Glas Sekt nicht allzu trocken, aber man will ja irgendwann mal los.
Nach dem insgesamt etwa eine Stunde verspäteten Start bekommen wir dann noch die Nachwirkungen des Gewitters zu spüren, und kurz nach dem Abschalten der Anschnallzeichen und Beginn des Service werden selbige wieder eingeschaltet und der Pilot sagt noch 10 bis 15 Minuten Turbulenzen an. Dafür haben wir zwischenzeitlich noch einen interessanten Blick auf die Spitze des CN Towers, die ganz alleine aus der tiefhängenden Wolkendecke herausragt. Leider bin ich zu langsam, um ein Foto zu machen. Zwischenzeitlich sind wir schon etwa eine Stunde unterwegs und ein gutes Stück weiter nördlich und ich entdecke am Himmel ein leicht grünes Glühen, das deutlich stärker wird und sich als Nordlichter entpuppt. Diese eignen sich allerdings nicht wirklich zum Fotografieren, zumal das Flugzeug immernoch kräftig wackelt und ich daher nicht an meine Spiegelreflex oben im Gepäckfach komme. Aber immerhin, wäre der Punkt "Nordlichter auf dem Rückflug sehen" schonmal abgehakt. Das Flugzeug wackelt derweil fröhlich weiter, der Pilot sagt weitere 20 Minuten Turbulenzen und damit Verzögerung beim Abendessen an, worauf ich beschließe, auf mein Abendessen zu verzichten (schliesslich hatte ich ja nach dem Start noch ein Schälchen von diesem leckeren Karamellpopcorn, das muss reichen) und schlafe recht schnell mit dem sanften grünen Glühen am Horizont und dem nicht ganz so sanften Schauken des Flugzeugs für die nächsten drei Stunden ein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank fürs Lesen und Deinen Kommentar!