Samstag, 13. November 2021

Neufundland - Routenplanung

Was kann man schöneres machen, als an einem verregneten Novembersamstag den nächsten "Sommerurlaub" mit Option auf Novemberwetter zu planen: Im Mai 2022 soll es nach Neufundland gehen. Frau will Eisberge (und natürlich wie jedes Mal Elche in rauhen Mengen und allen Größen) sehen und der Gatte ist auch nicht abgeneigt, außerdem gilt die Prämisse: Happy Wife, Happy Life.
Nachdem wir uns in den letzten Wochen einen ersten Überblick über die Optionen und Strecken verschafft haben und dann zumnächst einmal in Schockstarre aufgrund der Entfernungen und vielen Möglichkeiten gefallen sind (wir haben dieses Mal nur zwei Wochen geplant, da wir im Spätsommer noch ein wenig in den Dolomiten wandern wollen), haben wir es heute dann doch mal wieder in Rekordzeit geschafft, eine halbwegs sinnvolle Route zusammenzustellen:

Die Zeitplanung sieht wie folgt aus:
 
 
 
Die Streckenlängen haben uns wirklich teilweise überrascht, teilweise sind sie schon - ganz nach unserer Gewohnheit - beliebig lange auf die Küstenstrecken ausgedehnt. Wir denken, wir haben eine ganz gute Mischung aus Fahrtagen (meist mit Stops und viel Landschaft), längeren Aufenthalten zur Erholung und zum Wandern und ein paar Optionen auf Wildlife- und Eisbergsichtungen eingebaut. Wir hoffen, für unseren Geschmack das Beste aus den beiden Wochen rausholen zu können, und gehen jetzt - nachdem die Hotels als Ausgangspunkte und Zwischenstops gebucht sind - in die Detailplanung. Wenns nicht reicht, müssen wir eben auch hier nochmal wiederkommen.

Dienstag, 26. Oktober 2021

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, ich war von diesem Urlaub mehr als angenehm überrascht. Die beiden Städte, Montreal und Québec waren wirklich schön und vor allem toll zu erlaufen. Sowohl von den vorgelagerten Inseln als auch vom Mont Royal hat man einen wunderbaren Blick über Montreal. 
 
In Québec hatte man ebenfalls einen schönen Überblick über die Stadt, wenn man zur Zitadelle hinauf wandert. Auch die vielen kleinen Gassen sind schön zu erlaufen. Québec ist architektonisch irgendwo zwischen England und Frankreich anzusiedeln. Dafür allein müsste man sicher nicht extra nach Kanada, aber wenn man sowieso in der Gegend ist, ist es sicher einen Besuch wert. 
Da wir sowieso nicht so die Museums- und Gebäude-Besucher sind, war es jetzt kein allzu großer Beinbruch, dass vieles wegen COVID geschlossen war, zumal wir nichts anderes erwartet haben. Was ich wirklich schade fand, war der geschlossene Olympiaturm und die Kathedrale in Montreal. Letztere wäre sogar am Wochenende offen gewesen und es hätte abends ein Event mit Lichtprojektionen gegeben, das haben wir allerdings erst Dienstags erfahren, war also einfach schlecht recherchiert von uns. Hätten wir sicher besser gemacht, wenns uns wirklich extrem wichtig gewesen wäre. Wir sind da aber eher so "Ach guck mal, eine Kirche! Wenn offen ist, schauen wir mal rein, wenn nicht, halt nicht.".
 
Als echtes Highlight wider Erwarten hat sich auch unsere Wanderung im La Mauricie Nationalpark erwiesen. Diese war landschaftlich wirklich schön mit toller Aussicht und sehr viel Abwechslung und noch dazu läuferisch durchaus anspruchsvoll mit einigen Höhenmetern, und ein wenig Trittsicherheit brauchte es stellenweise auch. Von glazial geformten Felslandschaften über Seen in idyllischer Waldlage bis hin zu kleinen Wasserfällen war wirklich alles dabei. Da konnte man auch verschmerzen, dass hier die Laubfärbung nicht ganz so spektakulär war. Dafür, dass das Ganze nur als Ein-Tages-Stop mit Option auf Wandern in der Natur zwischen den beiden Städten gedacht war und sich der Park eigentlich in keinem meiner Reiseführer wiederfand, ein echtes Highlight. Zu beachten ist, dass man sich ab Mitte Oktober hier zwischen Sommer und Wintersaison befindet, heißt, der Park kostet keinen Eintritt, dafür sind Besucherzentrum sowie viele Trails (eigentlich alle hinter dem zweiten Parkplatz beim Eingang "Rivière-á-la-Pêche") sowie die Durchfahrt durch den Park gesperrt. Ich hatte das vorab recherchiert und gezielt nur Wanderoptionen im geöffneten Bereich ausgesucht. Wenn man vor Ort davon überrascht wird und einen längeren Aufenthalt plant, kann das sicher etwas ärgerlich sein. Eine gute Übersicht über die Öffnungszeiten und Wege bietet die Webseite des Nationalparks.

Québec bzw. Franco-Canada: Unsere größte Sorge nach vielen Berichten und unseren Erfahrungen in New Brunswick 2018 war, dass wir auf sture Franco-Canadier treffen, die des Englischen nicht willens oder mächtig sind. Dies wurde absolut nicht bestätigt, sehr oft (insbesondere dort, wo es offensichtlich war, dass wir Ausländer sind, also in den Hotels oder dort, wo man uns vorher deutsch sprechen hörte) wurden wir sofort und in meist sehr gutem Englisch angesprochen. Überall, wo man uns auf Französisch ansprach, half es, mit ein paar Brocken Schulfranzösisch zu antworten und wenn es ans Eingemachte ging, höflich darum zu bitten, ob man ins Englische wechseln könne. Viele sind dann auch schon von sich aus ins Englische gewechselt, wenn sie merkten, dass man sich zwar bemüht, aber einem Französisch sehr schwer fällt. Dabei fiel wirklich auf, dass die meisten absolut fließend Englisch sprachen, aber auch die wenigen, die es nicht so gut beherrschten, haben sich stets bemüht oder Englisch sprechende Kollegen dazugerufen. Erstaunlich fanden wir, dass man sich mehrfach nach zwei Worten Französisch (meist "Bonjour" und "Merci") wunderte, dass wir lieber Englisch sprechen wollten, da wir bei den beiden Worten so akzentfrei klangen (wohl im Vergleich zu Amerikanern, ließ man ab und an durchklingen). Das Kompliment mit dem "akzentfrei" können wir leider nicht zurückgeben: Obwohl ich noch relativ viel Französisch verstehe, auch wenn mir oft zum Sprechen die Vokabeln fehlen, habe ich hier oft kein Wort verstanden. Nur eine Kellnerin am letzten Abend konnte ich tatsächlich mal wirklich gut verstehen. Diese hat sich dann allerdings als ausgewanderte Französin geoutet, die uns versicherte, dass es nicht an unserer Sprachkompetenz läge, wenn wir die Franco-Canadier nicht verstünden, selbst sie hatte anfangs Mühe damit.
Meine Sorge, dass ich mich hier nicht so wohl fühlen würde, wie im englischsprachigen Kanada, wurde absolut nicht bestätigt. Die Menschen waren genauso freundlich und höflich wie im englischsprachigen Teil. Was uns positiv auffiel ist, dass wir einigen sehr interessierten Leuten begegnet sind, deren Interesse weit über den üblichen aus Kanada gewohnten Smalltalk hinaus ging. Ob das jetzt am hier lebenden Menschenschlag oder den durch COVID lange fehlenden Touristen lag, kann ich allerdings nicht sagen. Generell schien man immer sehr erfreut, dass man, aus Europa kommend, auch mal den französischen Teil und nicht nur die "standard Highlights" in Kanada besucht. Wir haben uns überall sehr willkommen gefühlt.

COVID und das hausinterne Risk-Assessment
In Québec (und ich glaube, so ist es zur Zeit in ganz Kanada) kommt man nur geimpft in Restaurants und teilweise wurde der Impfnachweis auch beim Check-In im Hotel kontrolliert, so dass man die Hotelrestaurants als Hotelgast ohne erneuten Impfnachweis nutzen kann. Der Impfnachweis in Kombination mit Personalausweis wurde in jedem Restaurant von Mc Donalds bis zur gehobenen Gastronomie kontrolliert, wobei der Nachweis aus der Corona App problemlos akzeptiert wurde. Wir haben dann einfach dazu gesagt, dass das der Europäische Nachweis sei und da dort eindeutig der Name und Datum/Impfstoff der zweiten Dosis zu erkennen war, wurde es überall akzeptiert. Die Restaurants laufen dadurch im Normalbetrieb, Maskenpflicht wie in Deutschland beim Personal und beim Gast wenn man sich im Raum bewegt. Am Tisch darf die Maske abgelegt werden. Auch ansonsten ist die Maskenpflicht sehr ähnlich wie in Deutschland, in öffentlichen Verkehrsmitteln, Innenbereichen und Geschäften. Das hausinterne Risk Assessment hat entschieden, dass wir uns als Geimpfte unter Geimpften wieder uneingeschränkt bewegen und auch nicht mehr unwohler fühlen, als vor COVID (ich mochte es noch nie, wenn neben mir hustende, rotzende Menschen sitzen, aber die Welt ist leider keine einsame Insel). Das Infektionsrisiko als Geimpfter ist sicher weiterhin gegeben, aber in unserem Alter mit weniger als 6 Monate alter Impfung ist das Risiko eines schweren Verlaufs so überschaubar, dass wir es unter "Lebensrisiko" abhaken. In Kanada selbst hatte ich den Eindruck, dass man sich mit der Situation arrangiert hat und das Leben seinen normalen Gang geht. Etwas unentspannt fand ich einige Flugbegleiter von Air Canada, die darauf bestanden, dass man die Maske, wenn sie zum Abräumen kommen, wieder anzieht, obwohl man noch Getränke konsummierte (ansonsten herrscht sowieso strenge Maskenpflicht an Bord, die auch stets durchgesetzt wird). Ärgerlich in dem Zusammenhang fand ich, dass man zwar die Maskenpflicht zum "Selbstschutz" des Personals streng durchgesetzt hat, sich dann aber (vermutlich auch als "Selbstschutz") insbesondere beim Hinflug nicht zuständig fühlte, wenn die halbe Economy Class die Gänge in der Business Class ohne jegliche Abstände und im Vollkontakt-Kampfmodus verstopft, bevor die Flugzeugtüren offen sind. Wenn ich für teuer Geld Business Class und damit auch Platz und schnelles Aussteigen (auch zum Schutz  vor COVID, weil ich es nicht so eng mag) buche, möchte ich wenigstens noch aus meinem Platz in den Gang kommen, ohne dass dort schon 5 Leute von hinten Nase an Nase stehen und sich noch beschweren, dass man es wagt seinen Sitz zu verlassen. Da hätte ich mir mehr Einsatz vom Personal erwartet, das wird auch bei anderen Fluglinien deutlich besser umgesetzt. Beim Rückflug sah das ganze geringfügig besser aus, zumindest gab man sich hier Mühe, die Business Class durch die vordere Türe zügig zu deboarden, bevor man die hintere Tür geöffnet hat. Etwas unglücklich ist hier auch das Setup der Türen der Boeing 777, die zwar durch zwei Eingänge geboardet wird, allerdings befindet sich die vordere Eingang für die Business Class vorne am Cockpit und der hintere Eingang für alle zwischen den beiden Business Class Abteilen. Heißt, das hintere, kleinere Abteil, das während des Fluges gemütlicher ist und nur 12 Sitze beinhaltet, wird beim Boarding und Deboarding vom kompletten hinteren Flieger durchlaufen. Nächstes Mal sind wir also schlauer, und setzen uns doch in das größere Business Class Abteil, um dies zu vermeiden. Man lernt ja dazu. 
Im Grunde war das jetzt schon größtenteils das, was ich zum Flug und Air Canada Signature Class zu schreiben habe. Noch ein paar "nicht-COVID-Fakten" hierzu: Die Boeing 777 war mit der neuen Business Class mit Lie Flat (wobei ich diese nicht als 100 % flach empfand) Sitzen in "Reverse Heringbone" Konfiguration zum Fenster hin ausgestattet, also immerhin trotz 15 Jahre alter Maschine nicht mehr das alte Heringbone Muster, bei dem man statt zum Fenster zum Gang schaut. Was mich bei Air Canada immer leicht irritiert bis stört, ist der riesige Airbag am Gurt, bei dem ich mich immer frage, ob der wirklich irgendetwas im Falle eines Falles bringt. Die Vorstellung, dass das Ding losgeht, während ich mit dem Kopf auf den Knien in der Haltung für eine Notlandung bin, ist auch nicht so richtig lustig. Aber generell scheint man bei Air Canada ein sehr großes Sicherheitsbedürfnis zu haben. Schließlich sagt man hier auch immer aufgrund der Regelungen von Transport Canada die Notausgänge vor der Landung nochmal an. Hat  mich beim ersten Mal doch sehr verstört, inzwischen weiß ich es ja, dass es normales Prozedere ist. Der Flug selbst war angenehm und ruhig, auch wenn die Kabine der 777 natürlich deutlich lauter ist als der Dreamliner. So liebevoll und überzeugt, wie der Pilot nach dem Hinflug bei meinem Cockpitbesuch von seiner 777 sprach, kann man sich in der Maschine aber dennoch nur wohl und sicher fühlen. Mein Sicherheitsgefühl ist aber generell bei den älteren Boeing-Maschinen höher als bei den neuen. Zum einen habe ich den Eindruck, dass die Qualitätssicherung bei Boeing mittlerweile aufgrund von Sparzwängen grenzwertig ist, zum anderen habe ich immer den Eindruck, dass man für die alten Maschinen noch ein bisschen mehr fliegerisches Können und Gefühl für seine Maschine braucht, ohne dass einem die Technik dazwischenfuhrwerkt (Zitat des Piloten "No Fly by Wire"). 
Beim Essen habe ich - genau wie schon bei Icelandair - den Eindruck, dass man unter dem "Deckmäntelchen" COVID-Maßnahmen einige Einsparungen vorgenommen hat. So wurden zum Beispiel nur noch abgepackte Mandeln gereicht, vom Anbieten von Sekt vor oder nach dem Start wurde komplett abgesehen. Auch die Qualität und Auswahl beim Essen hat im Vergleich zum AC Flug von 2018 deutlich abgenommen. Gab es damals noch mindestens 3 Gerichte zur Auswahl, war es dieses mal auch "vorne" nur "Chicken or Pasta". Die Vorspeise und Nachspeise waren allerdings noch etwas hochwertiger, als das Hauptgericht, das offenbar inzwischen für Premium Economy und Business das gleiche ist. Aber ich buche ja nicht wegen des Essens. Die Freundlichkeit des Personals war gleichbleibend gut, wobei diese doch stark mit dem Sicherheitsbedürfnis der jeweiligen Persönlichkeit schwankte. Bei einigen hatte man den Eindruck, sie tun nur das nötigste, um Kontakt zu minimieren, anderen merkte man an, dass sie sich einfach freuten, wieder ihren Job auch mit Kundenkontakt zu machen. (Letzteres war übrigens beim Restaurantpersonal in Kanada durchweg unser Eindruck, vemutlich sind auch nur noch die in der Brance geblieben, die den Job wirklich gerne machen).

Grundsätzlich werden wir, jetzt wo wir und auch die meisten Menschen in unseren bevorzugten Reiseländern geimpft sind, auch weitere Reisen planen. Natürlich kann sich immer etwas ändern und dazwischenkommen, allerdings schätze ich das Risiko nicht mehr wesentlich größer ein, als ohne COVID. Wir buchen ohnehin immer alles stornier- oder zumindest umbuchbar, so dass wir im Notfall halbwegs flexibel sind. Die nächste Kanada-Reise geht jetzt jedenfalls in die Planungs- und Buchungsphase, so dass es hoffentlich im Mai kommenden Jahres den nächsten Bericht über Neufundland geben wird.

Montag, 25. Oktober 2021

Verlängerte Rückreise mit Wasserfall

Frühstück gibt es wieder im Hotel, quasi das selbe wie gestern, nur mit Joghurt mit Früchten statt Waffel. Foto hab ich vergessen. Das sollte sich beim Essen durch den heutigen Tag ziehen. Ich habe gestern noch einen Tip für einen nahegelegenen Wasserfall bekommen und natürlich lassen wir uns die nur etwa 15 km von Québec entfernt auf unserer Strecke liegenden "Chutes de la Chaudière" nicht entgehen. 
 
Neben den wieder beeindruckenden Wasserfällen ist der Untergrund auch noch geologisch total interessant, man kann verschiedene Schichten und Gesteinstypen deutlich erkennen.
 
Schichten :)


Sehr gut gefällt mir, dass man sowohl unterhalb der Fälle die Felsen über eine Treppe betreten
als auch über eine Hängebrücke mit Aussicht auf die Fälle die andere Seite des Flusses begehen kann.
 
Der Blick von der Brücke  ist auch nicht zu verachten, zumindest, wenn es gelingt, die Kamera auf dem wackeligen Ding ruhig zu halten.

 
Mein heutiges Lieblingsfoto:
Danach treten wir gemütlich die etwa 275 km lange Rückreise nach Montreal zum Flughafen an. Wir fahren auf einer Nebenstrecke entlang des St. Lorenz Stroms und genießen noch einmal die tolle Laubfärbung, größtenteils unfotografiert aus dem Auto heraus. Bei einer Toilettenpause gibt es noch Gelegenheit für ein paar Bilder über den Fluss.

Am Flughafen angekommen, geht die Autoabgabe wie immer schnell und völlig problemlos. Auf dem Weg zum Check-In haben wir immerhin noch eine Elchsichtung.
Beim Check-In erwischen wir wohl die langsamste und gründlichste Check-In Agentin, die Air Canada zu bieten hat. Beim Übertragen ins System werden unsere (eigentlich zuvor bereits bei AC hochgeladenen) Impfnachweise etwa 23 Mal kontrolliert, danach die Koffertags liebevoll ausgedruckt, mehrmals kontrolliert und glattgestrichen, und zu guter Letzt dürfen wir noch kurz die Masken abnehmen, um zu kontrollieren, ob wir auch wirklich wir sind. Danach beschreibt sie uns ausgiebig den Weg zum Gate, so dass er klingt wie eine Weltreise (eigentlich waren es nur etwa 10 min geradeaus laufen). Auf meine Frage, ob die Maple Leaf Lounge geöffnet habe, antwortet sie zwar mit ja und einer kurzen(!) Beschreibung, wo sie ist, sie empfiehlt uns aber dringend, sofort durch zum Gate zu gehen, Boarding beginnt schließlich schon um 18:20. Aktuell ist es noch nichtmal 17 Uhr, wir schieben ihre Zeitplanung darauf, dass es bei ihr vermutlich wirklich so lange daueren würde, bis sie am Gate ankommt. Unser Plan ist jedoch, in der Lounge noch etwas zu essen und dann im Flugzeug möglichst direkt zu schlafen. Weil wir so früh dran sind, gönnnt sich der Gatte noch einen Zufalls-Sprengstofftest, bei dem er den ganzen Technikrucksack (was in dem Fall auch MEINE Kamera bedeutet, da ich das große Tele in meinem Rucksack habe) auspacken darf. Zum Glück darf ich dabeibleiben und wache mit Argusaugen darüber, dass die beiden Herren (Gatte und Security) meine Kamera nicht zerstören. Zum Glück erkennt der Security-Mann schnell, dass das ein ziemlich gutes Stück ist und traut sich auch kaum noch, es anzufassen. Ich darf es danach auch selber wieder einpacken, nachdem er sich noch dazu erstaunt aber tief beeindruckt über unseren Technikrucksack zeigte, wie praktisch die vielen Taschen seien und was da alles reinpasst, obwohl er so klein aussähe. Ich bin erstaunt, wie freundlich und entspannt der Sprengstofftest abläuft, da habe ich auch schon anderes erlebt. 
Trotz allem sind wir gegen 17 Uhr in der Lounge und fragen uns, was wir jetzt schon am Gate gesollt hätten, zumal AC am Gate keinen Dokumentencheck mehr macht, sondern nur wie üblich Pässe und Bordkarten kontrolliert. Die Lounge ist nicht sonderlich voll, allerdings dauert es eine Weile, bis wir verstanden haben, dass das Essen, das zwar dekorativ am ehemaligen Buffet ausgestellt ist, über einen QR Code online am Platz bestellt werden kann. Der QR am Platz ist so klein und unauffällig beschriftet, dass wir ihn zunächst nicht bemerken und am "Buffet" fühlt sich auch niemand genötigt, einen darauf hinzuweisen. Die Speisekarte mit dem Hinweis hängt wiederum am ganz anderen Ende des Buffets, neben den Getränken. Naja, wa solls. Das Essen kommt dann relativ zügig, wenn auch nicht alles bestellte, dafür aber manches doppelt. Die Portionen sind überschaubar und so gibt es zum Abendessen eine unfotografierte Kombination aus Salat mit knusprigen Asianudeln, Pizza mit Feta, Oliven und Paprika, Quesillada mit Sour Cream sowie Vitello Tonnato auf Ruccola. Warum man das Ganze in Unmengen Pappschachteln teils mit Plasikdeckeln servieren muss, erschließt sich mir nicht, ein Teller, im Zweifel mit einer Folie darüber, wäre auch zu Corona Zeiten völlig ausreichend. Im Restaurant wurde auch nicht in Schachteln verpackt serviert. Dazu ein Feierabendbierchen von Molson Canadian. Während des Essens erfreue ich mich daran, dass es hier auch Mobile Lounges gibt, die mich immer an meine erste Landung in den USA in Washington DC erinnern. Sie sind quasi Bus und Gangway zugleich.
Danach sind Bauch und wir bettschwer und wir erreichen dennoch pünktlich das gut 5 Minuten entfernte Gate zum Boarding. Beim Start mache ich noch ein paar Fotos vom nächtlichen Umland von Montreal:

Danach stelle ich noch mit Schrecken fest, dass sich die Flugzeit dank Rückenwind nach Aktualisierung des Systems von den standardmäßig angegebenen 6 h 55 min auf 6 h 15 min verringert hat. Also mal schnell das Bett gebaut und hingelegt. Wir haben dann tatsächlich beide recht gut und das meiste vom Flug verschlafen. Der Gatte lässt sich zum Frühstück wecken, mir bekommt Flugzeugfrühstück meist ohnehin nicht so gut, also bevorzuge ich es, bis zum Landeanflug zu schlafen. Der Gatte sagt, es gab ein abgepacktes Croissant, einen Obst- und einen Käseteller, die wohl beide ganz ordentlich waren und irgendwas undefinierbares mit Körnern und Kokosgeschmack. An Hand der Beschreibung würde ich auf Quinoa Kokos Porridge tippen. Ich mache noch ein paar Bilder vom Sonnenaufgang mit Morgennebel.

Die Landung ist auch im Halbschlaf noch weich und bekömmlich, Einreise geht schnell, nachdem wir festgestellt haben, dass die riesige Schlange, in die wir uns zunächst eingereiht haben, nur für nicht EU-Bürger ist und wir ja den Einreiseautomaten benutzen können. Danach gibts dann mal Kaffee und Croissant vom Bäcker für mich als Frühstück, während wir auf das Gepäck warten, was ebenfalls zeitnah nach Ankunft am Gepäckband kommt. Die Umstellung vom Mietwagen auf mein Auto fällt leicht, jetzt habe ich wieder alle meine Annehmlichkeiten, die ich in der letzten Woche vermisst habe. Gegen 11 Uhr schlagen wir dann zu Hause auf und genießen noch ein bisschen das schöne Wetter.

Sonntag, 24. Oktober 2021

Québec - Kanada wie Gott in Frankreich

Nach leichter Schonung gestern fühlen wir uns heute bereit, Québec zu erwandern. Das Wetter hat ein Einsehen, und am späten Vormittag hört der Bindfadenregen dann auch für den restlichen Tag auf. Da wir Städte am liebsten ausgiebig zu Fuß erkunden, wandern wir zunächst bergauf vorbei am Chateau Frontenac zur Zitadelle. Weil es so nett hier ist und nicht allzu voll, darf auch die Kamera mit zum Stadtspaziergang. Das lohnt sich hier sofort, auch wenn die "Bausubstanz" eher europäisch als kanadisch wirkt, sind die kleinen Straßen sehr schön, und wo keine Gasse ist, wird noch eine aufs Haus gemalt.

An einem hübschen, kleinen Platz vorbei
geht es - wieder einmal - bergauf
zum Chatea Fronenac, in dem sich - wie so oft in Kanada in derartigen Gebäuden - ein Fairmont Hotel befindet.
Im Hotel waren wir nicht, aber man kann es mit schöner Aussicht über Québec umrunden.


Am Horizont waren wir gestern am Montmonrency Fall und haben aus der anderen Richtung auf die Stadt geschaut. Generell ist der Blick trotz des bewölkten Wetters ganz schön über den St. Lorenz Strom.

Hier haben auch die Leute von der kanadischen Fischereibehörde ihren Arbeitsplatz.
Was uns hier wieder auffällt, sind die vielen schönen Pflanzen, insbesondere mein "Lieblingsgemüse" aus Island, der Zierkohl. Gibt es bei uns viel zu selten.

Wir umrunden die Zitadelle mit Blick über die "Altstadt" Richtung St. Lorenz Strom mit Herbstfarben.
 Das Geschäfts- und Parlamentviertel.
Blick zurück zum Chateau.


Wir verlassen den Hügel mit der Zitadelle (ohne diese zu besichtigen, wir wollen lieber noch ein wenig durch die Stadt spazieren und irgendwie sind die Dinger ja doch immer recht ähnlich). Vorbei an einem B&B mit liebevoller Herbstdekoration,
durch Gassen mit schönen Restaurantschildern,
und durch eines der Tore in der Stadtmauer
gehen wir noch beim Parlamentsgebäude vorbei.

Auch hier ist es sehr schön herbstlich. Trotzdem mein Versuch, die herabfallenden Blätter zu fotografieren, scheitert. ist der Baum ein tolles Herbstmotiv.
Unser nächstes Ziel ist der Cows Store, in dem ich tatsächlich mal keine T-Shirts finde, die mir gefallen. Eis gibts trotzdem, es ist nie zu kalt für Eis, außerdem haben wir erst um 20 Uhr einen Tisch zum Abendessen, da kannn man mal ein kleines Eis zwischenschieben.
Wir bummeln noch ein wenig durch die Altstadt, dabei ist die Kamera im Rucksack, damit sie in den engen Läden nicht stört oder irgendwas ummwirft (ich habe da gewisse Talente). So wirklich viel findet sich nicht, aber in einem Hauseingang entdeckt mein Mann noch einen witzigen Brunnen.
Nachdem wir schon über drei Stunden unterwegs sind, bringen wir unsere spärlichen Einkäufe ins Hotel und nutzen die Gelegenheit, mal ein halbes Stündchen die Füße hochzulegen. Danach brechen wir noch zu einem Spaziergang am Wasser entlang auf. Inzwischen ist es ziemlich kalt geworden, heute Nacht soll die Temperatur auf bis 3 °C sinken, das merkt man inzwischen am kalten Wind. Trotzdem ist es auch schön, mal nicht bergauf, sondern direkt am St. Lorenz Strom entlang zu laufen. Natürlich hat man hier ebenfalls einen guten Blick auf das Chateau Frontenac.
Wildlife gibt es auch ein bisschen.
Herbstliche Ausblicke.
Über dem Montmorency Fall scheint die Sonne.
Ein paar große Tankschiffe liegen am Kai. Auf dieses werden wir auch einen Blick beim Abendessen haben.
Leider sind auf der weiteren Strecke große Teile der Promenade wegen Bauarbeiten gesperrt, aber da wir schon lange nicht mehr bergauf gelaufen sind, und ich noch bei Tim Horton's nach einer bestimmten Tasse schauen wollte, gehen wir zurück zur oberhalb gelegenen Haupteinkaufsstraße.
Leider hat die Tim Horton's Filiale wie so viele zur Zeit geschlossen (offenbar gibt es auch hier einen Personalmangel in der Gastronomie, auch die Tischreservierungen fürs Abendessen sind am selben Tag vorm Wochenende eher knapp). Dafür entdecken wir bei unserem Rückweg durch die Altstadt noch ein paar Ecken, die wir noch nicht gesehen haben: Beleuchtung,
einen kleinen "Herbstpark"
und einen "sautierten Hasen".
Jetzt entdecken wir auch noch die Gasse mit den Schirmen, die ich auf einigen Fotos in Reiseberichten gesehen habe. Aktuell sind sie in Québecs Landesfarben blau und weiß, auf den Fotos, die ich kannte, waren sie bunt.

Inzwischen wird es schon dunkel, schließlich ist auch schon Mitte Oktober. Macht aber den Kontrast der Schirme zur Umgebung eigentlich nicht weniger schön. Für uns ist es ein gutes Argument, langsam Richtung Hotel zu bummeln und uns zum Abendessen frisch zu machen. Auf dem Weg muss ich tatsächlich ausnahmsweise mal unauffällig in einen Laden hineinfotografieren. Daran ist natürlich nur mein Mann schuld, der sich standhaft weigert, mir diesen wunderbaren Plüsch-Elchkopf zu kaufen, da er steif und fest behauptet, dies sei die Ladendekoration.
Der Platz mit der kleinen Kirche von heute morgen, in der Dämmerung von der Kirche aus fotografiert. Die Stimmung ist sehr winterlich, unser Portier hat uns zuvor am Hotel erzählt, dass es hier einen deutschen Weihnachtsmarkt im Dezember gibt, da wohl auch viele Deutschstämmmige in Québec leben. Kann man sich hier gut vorstellen.
Die Herbstdeko (mit Zierkohl!!!) vor den meisten Läden wird jetzt angeleuchtet und die Farben kommen richtig schön zur Geltung.
Wir machen uns jetzt fertig zum Abendessen, heute gibt es "Option auf Steak und in Québec gebrautes Kulturgut". In Wort und Bild sieht das dann wie folgt aus (es ist ja schließlich der letzte Abend, da darf es von allem etwas mehr sein, und danach bleibt das Reiseblog mal für einen Abend auf der Strecke):
Rotes Bier für mich, IPA für den Gatten. Beides überzeugend. Dazu eine Seafood Chowder in klein und groß als Vorspeise. War lecker, viel Gemüse, Muscheln und Shrimps. Oberes Mittelfeld auf der persönlichen kanadischen Chowder-Skala.
Als Hauptspeise gibt es Steak. Hatte ich zummindest diesen Urlaub noch nicht. Fleisch und Pommes top, Gemüse bissfest aber auch nicht schlecht. Hervorzuheben ist der violette Brokkoli, der mich wieder an meinen Zierkohl erinnert. Auf dem Steak sind Zwiebeln, hätten was mehr geröstet sein dürfen, passten aber gut.
Zur Feier des letzten Abends gibt es natürlich noch Nachtisch: Lemon Meringue Tarte für mich, upside down Birne Karamell Kuchen mit Rosmarin für den Gatten, beides sehr lecker und extrem sättigend zum Abschluss (nicht dass der Rest nicht ausgereicht hätte...).
Auch wenn mein Stativ zu Hause geblieben ist, habe ich die Kamera für eine schnelle Nachtaufnahme des Chateaus mitgenommen.
Auch das gegenüberliegende Ufer sieht im Dunkeln schön aus, kommt aber auf dem Foto nicht so gut rüber. Nachtfotos und Langzeitbelichtungen waren aber auch nicht unbedingt Plan und Ziel der Reise.

Am Ende des Tages war das Essen verdient, wir haben wieder 15 km auf der Uhr.