Der Norden im Winter ist aus unserer Sicht ja immer eine Reise wert. Obwohl es nicht so winterlich war, wie die Wetterlage in den Wochen davor hoffen ließ, war es eine schöne Mischung aus winterlich und frühlingshaft.
Unser kleines Ferienhaus nördlich von Lahti war ein echter Glücksgriff:
Es war relativ neu, alles sehr gepflegt und sehr gut ausgestattet. Ein Highlight war natürlich die eigene Sauna im Bad. Der Zweiplattenherd schränkte ein wenig beim Kochen ein, nachdem wir aber diesen hevorragenden Räucherlachs im Supermarkt entdeckt haben (der mit 32 €/kg im Vergleich zu Rentierfleisch noch verhältnismäßig günstig war), war das aber auch kein Problem. Lebensmittel waren generell teuer, das kennt man ja aus den nördlichen Ländern zu Genüge. Die Spülmaschine war natürlich eine super Ergänzung in der Küche. Die Inhaber waren sehr freundlich, es bestand reichlich Kontakt über den Booking-Chat, man gab uns vorab alle Informationen, die wir brauchten, und war auch während unseres Aufenthaltes immer für Fragen erreichbar. Dank des guten Internet-Zugangs konnte der Gatte problemlos arbeiten, und in der Umgebung konnte ich unheimlich viel machen, man hätte hier auch locker zwei Wochen verbringen können, da wir uns inmitten des Salpausselkä Geoparks befunden haben.
Die beiden Lappland-Hotels in Tampere und Helsinki waren großartig, sowohl die Zimmer (wobei wir auch eine der höheren Kategorien gebucht hatten) als auch das Ambiente. Nur Parken war in beiden sehr teuer bzw. so klein, dass wir auf einem öffentlichen Parkplatz ebenfalls absurd teuer parken mussten. Man rechnet in Großstädten damit. Letztendlich haben wir das Auto in Helsinki auch nicht mehr benötigt und hätten es auch einfach schon zwei Tage eher zurückgeben können.
Das Solo Sokos Hotel in Tampere war ebenfalls sehr schön, hatte aber im Vergleich zu den Lappland-Hotel kleine Schwächen wie ein Frühstücksbuffet mit kleinerer Auswahl und ein paar klebrigen Flecken auf dem Fußboden, ein sehr fleckiger Vorhang und eine leere Kleenex-Packung im Bad, die für eine nicht so aufmerksame Zimmerreinigung sprachen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Die drei Städte selbst haben uns alle ausgesprochen gut gefallen, nicht nur, weil wir ohne jegliche Erwartungen außer "ach nehmen wir mal drei bekannte finnische Städte auf einer Runde mit" unterwegs waren. Tampere hat sehr viele schöne Parks sowie das sehenswerte ehemalige Industriegebiet rund um die Tammerkoski Stromschnelle. Auch der Dom ist sehenswert, genau wie einige schöne alte Gebäude unterwegs. Nicht zu vergessen, dass Tampere an zwei Seen liegt, die wir bei unserem Aufenthalt allerdings eher vernachlässigt haben. Sauniert haben wir dafür, dass es Sauna-Hauptstadt ist, hier nicht, die Finnen saunieren getrenntgeschlechtlich und darauf hatten wir als Paar keine Lust.
Turku besticht natürlich alleine durch seine Lage am Fluss mit den vorgelagerten Schären und ist sicher auch zu jeder anderen Jahreszeit ein schönes Ziel. Die Festung sowie die alten Universitätsgebäude fanden wir durchaus sehenswert. Auch hier gibt es einen Dom. Für den (Früh-)Sommer könnten wir uns auch eine Schären-Tour mal sehr gut vorstellen.
Von Helsinki hatten wir eigentlich sehr wenig Vorstellung, wir kannten Bilder von den modernen Gebäuden am Hafen und haben ansonsten mit vielen klotzigen, osteuropäisch anmutenden Gebäuden gerechnet. Tatsächlich hat Helsinki aber sehr viele, sehr schöne und sehenswerte, alte Gebäude in der Innenstadt, noch dazu drei große, sehenswerte Kirchen (wobei man beim Felsendom darüber streiten kann, ob man dafür 8 € Eintritt bezahlen möchte). Die Festungsinsel haben wir leider nicht geschafft. An diversen Hafengebieten und Meeresarmen und -buchten gelegen, ist Helsinki eine wirklich schöne Stadt, die sich aus unserer Sicht hinter Stockholm absolut nicht zu verstecken braucht. Im nordischen Ranking würde ich sie durchaus vor Oslo ansiedeln.
Die Menschen waren alle unheimlich nett, freundlich und angenehm. Obwohl wir kein Wort Finnisch sprechen bis auf einzelne in den zwei Wochen aufgeschnappte Brocken, war es nirgends ein Problem, mit den Leuten Englisch zu sprechen. Man war immer sehr freudig überrascht, dass wir uns entschuldigt haben, kein Finnisch zu sprechen (ich finde es einfach angemessen, sich zu entschuldigen, wenn man die Landessprache nicht spricht, auch wenn es eine so abgefahrene wie Finnisch ist).
Der Mietwagen war ein echter Luxusschlitten, angenehm zu fahren, komfortabel mit allem (außer Android Auto) hervorragend ausgestattet und durch Winterbereifung mit Spikes in fast allen Lebenslagen auf Schnee und Eis sicher zu fahren. Es war tatsächlich die günstigste Allrad Kategorie. Mit knapp 6 Litern Verbrauch auf 100 km war er, obwohl wir den Hybrid nicht genutzt haben, sehr sparsam. Selbst ich, der ansonsten kein Freund von deutschen Automarken ist, muss zugeben, so ein dicker Mercedes fährt sich schon angenehm. Allerdings würde ich den Preis trotzdem nicht für einen eigenen Wagen zahlen. Wenn er als Mietwagen aber wieder günstig wäre, würde ich ihn durchaus wieder nehmen. Gefahren sind wir laut Abrechnung 1304 km in zwei Wochen.
Gelaufen bin ich übrigens in der ersten Woche in Summe 50 km, gemeinsam sind wir in der zweiten Wochen 100 km gelaufen (jeder, nicht jeder 50 aufsummiert). Dank dieses Laufpensums hat der Gatte trotz des vielen Essens 1 kg ab- und ich immerhin (entgegen der oft gestellten Fragen) nicht zugenommen.
Tja, und in diesem Zusammenhang sollte ich wohl noch etwas zur Kulinarik in Finnland schreiben, auch wenn es mir schwerfällt und ich mir nicht sicher bin, ob ich das nach dem Eingeständnis der Pizza Hawaii vom letzten Beitrag überhaupt noch tun sollte.
Das Essen in Finnland ist im Grunde sehr vielfältig, aber das "typisch finnische" hatte irgendwie für uns nicht so viel Auswahl zu bieten. Die typisch finnischen oder nordischen Restaurants haben meistens eine Vorspeise mit Blinis oder diversen Schinken, oft auch mit Rentier und Elch und Fisch. Die sind auch öfter mal abwechslungsreich. Die typische finnische Suppe ist offenbar sahnig mit Lachs und Kartoffeln. Lecker, aber ersetzt quasi schon die Mahlzeit. Hauptgerichte gibt es dann meistens allerlei vom Rentier und ein Fischgericht. Nachtisch gibt es viel mit Beeren, wie in allen nördlichen Ländern. Obwohl Helsinki und Tampere am Meer liegen, hatte ich den Eindruck, dass es wenig Fischgerichte außer dem "Catch of the Day" gibt. Einfaches Fish&Chips war nur schwer und in einzelnen Pubs zu finden. Die Küche in den Städten ist ansonsten wild gemischt, gefühlt gibt es alles. Schnitzel scheinen sehr beliebt zur Zeit, außerdem gibt es viele (süd-)osteuropäische Restaurants und, wenn man Fisch möchte, Sushi und einiges Asiatisches. Wir haben immer etwas (auch meist sehr leckeres) gefunden, aber mussten uns vom Gedanken der Auswahl der anderen nordischen Länder mit sehr viel frischem Fisch ein wenig verabschieden. Mit den karelischen Piroggen konnten wir uns so gar nicht anfreunden, dafür ist das finnische Porridge absolut ungesschalgen.
Cafés für die dringend nach unseren Spaziergängen nötige Fika waren in den Städten ausreichend und in guter Qualität vorhanden. Essen gehen war teuer, aber auch nicht teurer als in Skandinavien oder Nordamerika. Bier war extrem teuer (musste aber trotzdem getestet werden), 0,5 l kosteten 10 -15 €. Die Cocktails im Hotel am letzten Abend waren mit 18 € dagegen auf den Alkoholgehalt gerechnet geradezu günstig. Dennoch hatten wir den Eindruck, dass in Restaurants durchaus reichlich Bier, Wein und auch Cocktails konsumiert wird. Auch wenn wir meistens Bier getrunken haben, gab es oft erstaunlich viel und gute Wein-Auswahl auf den Getränkekarten. Leitungswasser gab es auch hier immer kostenlos zum Essen.
Uns hat es in Südfinnnland sehr gut gefallen, wir könnten uns auch eine Kurzreise im Frühsommer gut gefallen. Jetzt wird es aber erstmal Zeit für die Sommerplanung, es wird wohl in eine ähnliche Richtung, nur weiter nach Norden gehen, voraussichtlich wird es Nordnorwegen werden. Heißt also, die Moose Scene Investigation wird dieses Jahr noch nicht wieder eingemottet, sondern darf voraussichtlich im Spätsommer wieder "an die Luft". Traudel und der Reiseelch sind natürlich auch wieder dabei.
In diesem Sinne, wie immer: Danke fürs Mitreisen!